47. An die Nacht.

[217] 1. Der ird'sche Dunstkreis ist, o Nacht, vom Glanz des Vaters angeregt;

Du breitest groß dich in des Himmels Sitzen aus,

Das Dunkel waltet schimmerreich.


2. Du, deren Grenze nicht zu sehn noch Scheidewand,

In der zur Ruhe gehet alles, was sich regt;

Mögen wir unversehrt, o weite, dunkelnde,

O Nacht, erreichen deine Grenz', erreichen, hehre, deine Grenz'!


3. O Nacht, die neun und neunzig hat menschenspähender Wächter,

Und die da acht und achtzig hat, und die sieben und siebenzig;


4. Sechzig und sechs, o herrliche, fünfzig und fünf, o reiche,

Vier und vierzig, o rüstige, drei und dreißig, o rasche;


5. Auch zweie hast und zwanzig du, o Nacht, samt zehn und einem:

Mit diesen Wächtern heute nacht behüt', o Himmelstochter, uns.


6. Beschütz' uns, daß kein Unheilsinner könn' an uns,

Kein Übelsinner könn' an uns;

Daß heut kein Dieb der Küh' an uns, kein Wolf der Schafe könn' an uns.


7. [Kein Rosseräuber, o Selige, und keine Menschenzaubrinnen.]

Der Dieb, der Räuber sollen auf den fernsten Pfaden laufen;


8. Auf fernem Pfad ein Strick, der beißt, auf fernem geh' ein Schädiger!

Blind mach, o Nacht, den Rauchdurster, kopflos mache die Schlange;


9. Zerbrich des Wolfes Kinnladen, und in den Fußblock leg den Dieb!

In dir, o Nacht, ausruhen wir, einschlafen wir, o wache du!


10. Gib Schirmung unsern Kühen, den Rossen und den Männern.

Quelle:
Atharwaweda. Hannover 1923, S. 217-218.
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