Die Zeit.

[47] XIX, 53.


1. Es fährt die Zeit – ein Ross mit sieben Zügeln,

nicht alternd, vielbefruchtend, tausendäugig;

Es lenken sie Erleuchtete und Weise;

die Wagenräder sind die Wesen alle.

2. Der Räder sieben hat die Zeit zu ziehen

mit sieben Naben, ewig kräftger Achse,

So kommt sie aller Creatur entgegen,

die Zeit, und tritt als erste Gottheit vor sie.

3. Die Zeit führt mit sich eine volle Urne,

die können wir an allen Orten schauen;

So kommt sie aller Creatur entgegen, –

Zeit nennt man sie im höchsten Himmel droben.

4. Sie ist's, die alle Wesen bringt zusammen,

sie fasst in sich die Creaturen alle,

Sie ist ihr Vater und stammt doch von ihnen,

und über sie geht keine Lebenskraft mehr.


5. Die Zeit den Himmel hat gezeugt, die Zeit das weite Erdenrund.

Das Einst und Jetzt, obgleich bewegt, steht fest doch auf dem Grund der Zeit,

6. Die Zeit schuf dieser Erde Plan; im Schoss der Zeit die Sonne glüht,

Und in der Zeit ist, was da lebt; des Auges Blick ist in der Zeit.

7. Die Zeit ist Trägerin der Seel, des Odems und der Wesensform,

Es freut sich was da lebt und webt, sobald die Zeit gekommen ist.

8. Die Busskraft und das höchste Gut, das Brahman ruhet in der Zeit;

Allherrscher ist der Gott der Zeit, er, der des Schöpfers Vater war.

9. Er gab Bewegung und Entstehn der Welt, er ist ihr Fundament;

Zum Brahman ward der Gott der Zeit und trägt den Allerhöchsten nun.

10. Die Zeit erschuf die Creatur, sie schuf zuerst den Schöpfergött;

Svayambhū und der Kaçyapa, die Busskraft auch, entsprang der Zeit.

Quelle:
Hundert Lieder des Atharva-Veda. Tübingen 1879 [in: Schulschriften a. d. Kgr. Würtemberg. Nachtrag 1869–80], S. 47.
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