II. Die Konstruktion des Diagrammes, v. 58-84.

[812] v. 58-74: Die Figur desselben, nebst Eintragungen.


Nun Beschreibung des Diagramms:

Zum Sechseck tascht zwei Dreiecke,

In der Mitte schreibt zweimal Om.


59. Zwischen beide den Keim Râm schreibt,

Darunter im Akkusativ

Was ihr wünscht; wer es wünscht, stehe

Oben drüber im Genitiv.


60. Zur Seite zweimal schreibt »schenke!«,

In den Keim die Ramâ hinein;

Das Ganze mit zwei Om-Lauten

Umkleidet, rein an Herz und Sinn.


61. Langsilbig in den sechs Ecken

Mit den Herzsprüchen1 schreibt den Keim;

Ramâ und Mâyâ schreibt seitwärts

Ana ga spitz den Ecken ein.


62. Den »Grimm« schreibt in der Eckspitze,

Um ihn kundig die »Stimme« ein.

Drei Kreise dann mit acht Blättern

Der Lotosblüte traget auf,


63. Selbstlauter schreibt den Staubfäden,

Acht Mitlauter den Blättern ein.

Auf sie schreibt auch des Kranzspruches (v. 74-80)

Silben nach der sechs Wellen Zahl,


64. Auf dem letzten nur fünf Silben.

Wieder ein Lotosachtblatt folgt

Mit acht Nârâyaṇa-Silben

Und auf Staubfäden die Ramâ. –


65. Ihm umschreibt ein Lotoszwölfblatt,

Auf dieses den Zwölfsilbenspruch,

Der om namo bhagavate

Vâsudevâya lautet, schreibt.


66. In Kreisform auf die Staubfäden

Schreibt die Zeichen von a bis ksha.[813]

Dann folgt ein Lotossechzehnblatt,

Auf den Staubfäden tragt die »Scheu«.


67. Auf den Blättern den zwölfsilb'gen

Spruch mit hum, phaṭ und namas auf.

Zwischenein tragt des Windsohnes

Und der übrigen Sprüche ein.


68. Schreibt sie genau Hṛim, Sṛim,Bhṛim, Vṛim,

Lṛim, Çṛim und Jṛim2; – um dies herum

Legt, mit dreissig und zwei Speichen,

Ein grosses Rad, – nebst Hall und Punkt (d.h. wohl: nebst Om)


69. Sorgfältig tragt des Spruchkönigs (v. 14-23)

Zeichen auf seinen Flächen ein.

Die acht Vasu's und elf Rudra's

Sollt dabei meditieren ihr


70. Nebst den zwölf Ina's (Âditya's) und Dhâtar;

Auch den Vashaṭ-Ruf; – drum herum

Mit Donnerkeilen, Dreizacken

Ein Viereck nebst drei Linien,


71. Mit Pforten, mit des Tierkreises

Bildern und Schlangen ausgeschmückt.

Also den Zauberkreis schliessend,

In seine Pole weiter dann


72. Und Zwischenpole einschreibt den

Nṛisiṅha- und Varâha-Spruch,

Als jener ist die kshraum-Silbe

Mit Punkt, Nachhall und Kraft gemeint.


73. Ein Spruch, den man als Nṛisiṅha,

Zur Vernichtung der Graha's braucht.

Der Keim des Sûkara-Spruches

Mit n, u, Punkt und Nachhall ist


74. Die hum-Silbe –


[814] v. 74-81: Mitteilung den Mâlâmantra (v. 63) mittels eines mystischen Alphabetes.


Die Kranzformel

Des Râma wird nunmehr gelehrt3:

târo (om) und natiḥ (namo) nidrâyâḥh (bha-)

smṛitir (-ga-) und medas (-va-) kâmikâ (-t-)


75. Mit dem rudra (-e) vereint, vahnir (Ra-)

Mit medhâ (-gh-) amara (-u-) geziert,

dîrghâ (-na-) mit krûra (-m-), hlâdinî (-da-),

Dann kommt dîrghâ (-n-) mit mânada (-â-)


76. kshudhâ (-ya), krodhinî (ra-), amoghâ (-ksh-),

viçvam (-o-) weiter, mit medhâ (-gh-) dann

Verbunden, dîrghâ (-na-), jvâlinî (-v-)

Nebst sûkshmâ (-i-), mṛityurûpiṇî (-ça-),


77. Dann hlâdinî (-d-) mit pratishṭhâ (-â-),

tvaj (-ya), kshvelaḥ (ma-) prîti (-dh-), amarâ (-u-),

jyotis (-ra-), tîkshṇâ (-p-), dazu agniḥ (-ra-),

çvetâ (-sa-) mit anusvâra (-m-) dann,


78. kâmikâ's fünfter (-na-), dann lântaḥ (-va-),

Weiter tântânta (-da-), dhânta (-n-) folgt,

Nebst ananta (-â-), sodann vâyu (-y-),

dîrgha (-â-), visha (-m-) mit sûkshma (-i-) folgt;


79. kâmikâ (-ta-), kâmikâ (-t-), rudra (-c-),

Weiter folgen sthirâ (-ja-) sa (-s-) e (-c),

tâpinî (va-), bhûr (-l-) dann mit dîrgha (-â-),

anilo (-ya), 'nalo (R-) 'nanta (-â-) dann,


80. kâla (-m-) mit dem nârâyaṇa (-â-),

prâṇa (-ya), ambhaḥ (v-) mit vidyâ (-i-) dann,

pîtâ (-sh-) mit rati (-ṇa-) und lânta (-v-),

Dazu yoni (-e), zum Schluss natiḥ (namah).
[815]

81. Dies, guṇahaft, guṇa-Ender,

Der sieb'nundvierzigsilb'ge Spruch. –


v. 81-84: Verherrlichung des beschriebenen Diagrammes.


In der geschilderten Folge

Für den gekrönten Râma schreibt


82. Das allbefassende, ob'ge

Ṛishi-verehrte Diagramm!

Das dem Verehrer Erlösung

Bringt, Gesundheit und Leben stärkt,


83. Söhne verleiht dem Sohnlosen, –

Mit einem Wort, durch dieses wird

Der Dharma und die drei andern

Völlig erlangt im Augenblick.


84. Als ein tiefsinniges Rätsel

Selbst für Gott schwer verständlich ist

Das so beschriebne Diagramm.

Gemeinen Menschen gebt es nicht!


Fußnoten

1 Mit den Sprüchen auf Herz, Haupt, Locke, Panzer, Auge, Waffen.


2 Die sieben hier aufgezählten Anfangsbuchstaben (mit ṛi vokalisiert, nebst Anusvâra) der Namen Hanumân (Hṛim) Sugrîva, Surâshṭra, Sumantra (Sṛim), Bharata (Bhṛim), Vibhîshaṇa, Vijaya (Vṛim), Lakshmaṇa (Lṛim), Çatrumardana (Çṛim), Jâmbavân, Jayanta (Jṛim) sind durch die angeblich in »und« liegenden A gada, Akopa (Am), Dhṛishṭi, Dharmapâla (Dhṛim) und Râshṭravardhana (Ṛim), auf die erforderlichen sechzehn (vgl. v. 53-55) zu bringen.


3 Die (in Parenthese beigefügten) Buchstaben, welche hier mit mystischen Namen aufgeführt werden, ergeben den 47silbigen Mâlâmantra: om! namo bhagavate Raghunandanâya, rakshoghnaviçadâya, madhuraprasannavadanâya, amitatejase, valâya, Râmâya, Vishṇave namaḥ! »Om! Verehrung dem heiligen Raghusprosse, dem als Rakshastöter berühmten, mit lieblichgnädigem Angesicht, mit unermesslicher Kraft, dem Vala, dem Râma, dem Vishṇu Verehrung!«

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 812-816.
Lizenz:

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