Brahman

[36] Der Text spricht von der mystischen Wichtigkeit der Yajus, der Opferformeln, und gibt im Anschluß daran eine kurze, für die Entwicklung des Brahmabegriffes nicht unbedeutsame Schilderung.


Voran steht der Geist. Der Geist ist der erste der Atemzüge; das Auge ist der ›Fuß‹; denn mit Hilfe des Auges wandelt dieses Selbst (Individuum) einher. Die Opferformeln samt den einleitenden Handlungen sind in bezug auf Gottheit und dieses Selbst fest begründet. Wer die Opferformeln samt den einleitenden Handlungen in bezug auf Gottheit und sein Selbst als fest begründet kennt, der erlangt, unversehrt und unverletzt, glücklich das Ende des Opfers. Der wird unter den Seinigen der Beste, ein Führer, ein Herr und Fürst, wer also weiß.

Wer einem, der also weiß, unter den Seinigen entgegenzutreten wünscht, der ist für die Untertanen nicht geeignet. Aber wer sich einem, der also weiß, anschließt und im Anschluß an ihn die Untertanen zu unterhalten sucht, der ist für die Untertanen geeignet. Das ist das größte Brahman. Nicht gibt es etwas Größeres als das. Der Größte und Beste unter den Seinigen wird der, der also weiß.[36]

Das Brahman hat nichts vor und nichts hinter sich. Der, welcher das Brahman in dieser Weise als etwas kennt, das nichts vor und hinter sich hat, hat unter seinesgleichen keinen besseren, als er selbst ist. Die Nachkommen, die ihm geboren werden, werden immer besser. Wenn einer größer als er wäre, so soll er die Himmelsgegenden östlich von ihm verehren. Dann tut er ihm nichts.

Von diesen Opferformeln ist die Geheimlehre (die Upanishad) der Kern. Wie klein auch die Opferformeln sein mögen, mit denen der Adhvaryu einen Becher Soma schöpft, er durchdringt Rezitationen und Gesänge, er durchsetzt Rezitationen und Gesänge. Wie klein auch die Essenz einer Speise ist, sie würzt die ganze Speise, sie durchzieht die Speise.


(X, 3, 5, 7 ff.)

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 36-37.
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