Zehnte Rede

Unterschiedliche Wiederkehr

[897] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Unterschiedliche Wiederkehr werd' ich, ihr Mönche, euch zeigen: das höret und achtet wohl auf meine Rede!«

»Freilich, o Herr!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Da hat, ihr Mönche, ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit mächtigen Fürsten wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit mächtigen Priestern – mit mächtigen Bürgern wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Die Dreiunddreißig Götter, die leben lange und herrlich und glückselig416.‹ Der gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit den Dreiunddreißig Göttern wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr [898] dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Die Schattengötter – die Seligen Götter – die Götter der unbeschränkten Freude – die jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter417, die leben lange und herrlich und glückselig.‹ Der gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit jenen Göttern wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Der tausendfache Brahmā, der lebt lange und herrlich und glückselig.‹ Der tausendfache Brahmā, ihr Mönche, strahlt tausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein scharfsehender Mann einen Reif um die Hand legte und betrachtete, ebenso nun auch, ihr Mönche, strahlt der tausendfache Brahmā tausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Und jener gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch418 zur Gemeinschaft mit dem tausendfachen Brahmā wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Der zweitausendfache Brahmā – der dreitausendfache, viertausendfache, der fünftausendfache Brahmā, der lebt lange und herrlich und glückselig.‹ Der fünftausendfache Brahmā, ihr Mönche, strahlt fünftausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Gleichwie etwa, ihr Mönche, wenn ein scharfsehender Mann fünf Reifen um die Hand legte und betrachtete, ebenso nun auch, ihr Mönche, strahlt der fünftausendfache Brahmā fünftausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie [899] empor. Und jener gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit dem fünftausendfachen Brahmā wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Der zehntausendfache Brahmā, der lebt lange und herrlich und glückselig.‹ Der zehntausendfache Brahmā, ihr Mönche, strahlt zehntausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Juwel, ein Edelstein, von reinem Wasser419, achteckig, wohlbearbeitet, auf lichter Decke liegend leuchtet und funkelt und strahlt, ebenso nun auch, ihr Mönche, strahlt der zehntausendfache Brahmā zehntausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Und jener gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit dem zehntausendfachen Brahmā wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Der hunderttausendfache Brahmā, der lebt lange und herrlich und glückselig.‹ Der hunderttausendfache Brahmā, ihr Mönche, strahlt hunderttausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Gleichwie etwa, ihr Mönche, ein Stück gediegenes Gold, von einem geschickten Goldschmiedgesellen im Schmelztiegel mit aller Sorgfalt abgeläutert, auf lichter Decke liegend leuchtet und funkelt und strahlt420, ebenso nun auch, ihr Mönche, strahlt der hunderttausendfache Brahmā hunderttausend Welten durch und ragt über sie empor; die aber dorthin zu wesen wiederkehren, auch diese durchstrahlt er und ragt über sie empor. Und jener gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit dem hunderttausendfachen Brahmā wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und [900] also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Die Glänzenden Götter – die Hellerglänzenden Götter – die Unermeßlichglänzenden Götter – die Leuchtenden Götter – die Strahlenden Götter – die Hellerstrahlenden Götter – die Unermeßlichstrahlenden Götter – die Strahlengewordenen Götter – die Gewaltigen Götter – die Wonnigen Götter – die Sonnigen Götter – die Hehren Götter – die Herrlichen Götter– die Erhabenen Götter, die leben lange und herrlich und glückselig.‹ Und er gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit den Erhabenen Göttern wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der hat reden hören: ›Die Raumunendlichkeit genießenden Götter – die Bewußtseinunendlichkeit genießenden Götter – die Nichtdasein genießenden Götter – die weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung genießenden Götter, die leben lange, bestehn lange und glückselig.‹ Und er gedenkt bei sich: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, noch zur Gemeinschaft mit den weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung genießenden Göttern wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Während er da die unterschiedlichen Gewöhnungen also übt und also pflegt, gedeihen ihm diese zur Wiederkehr dorthin. Das ist, ihr Mönche, der Weg, das ist der Übergang, der zur Wiederkehr dorthin gedeiht.

Weiter sodann, ihr Mönche, hat ein Mönch Vertrauen erworben, Tugend erworben, Erfahrung erworben, Entsagung erworben, Weisheit erworben. Der gedenkt bei sich: ›O daß ich doch den Wahn versiegen und die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten mir offenbar machen, verwirklichen und erringen könnte!‹ Und er kann den Wahn versiegen und die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen. Ein solcher Mönch, ihr Mönche, kehrt nirgend wieder.«


Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen421.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 1, Zürich/Wien 41956, S. 897-901.
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