Gemeines fliehe überall,
Leb' nicht in dumpfer Trägheit hin,
Verabscheue was falsch und schlecht,
Treib' in der Welt dich nicht umher.
168
Sei wachsam, halte standhaft aus,
Geh' weiter deinen rechten Gang;
Wer recht geht lebet glücklich hier
In diesem und in jenem Sein.
169
Geh' weiter deinen rechten Gang,
Folg' nicht dem falschen, bösen Weg;
Wer recht geht lebet glücklich hier,
In diesem und in jenem Sein.
170
Als Schaumblase sieh' diese Welt,
Als Luftgebild sieh' diese Welt:
Dann sieht dich, der du also schaust,
Der Herr des Todes nimmermehr.
171
Geht, schaut euch an die schöne Welt,
Die wie ein Königswagen gleißt –
Nur Toren sind hineinverstrickt,
Kein Band hält mehr die Wissenden.
[652] 172
Wer früher törig sorglos war,
Doch endlich seine Schuld erkennt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
173
Wer einst begangne böse Tat
In wahrer Buße tief bereut,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
174
In blinder Nacht liegt diese Welt,
Klar sehen hier nur wenige;
Dem netzbefreiten Vogel gleich
Steigt selten einer himmelwärts.
Flamingos fliegen durch die Luft,
Magiegewaltig Mächtige
Durchfliegen jedes Raumes Reich,
Als Sieger im Verneinungskampf
Entfliegen Heilige der Welt.
Ein lügenhafter, falscher Mensch,
Der aller Wahrheit abgesagt
Und sorglos wähnt, daß ja der Tod
Das Ende seines Wesens sei,
Der ist zu jedem Fehl bereit.
177
Nicht, wahrlich, steigen Geizige zur Welt der Götter,
Die Törigen verpönen Liebesgaben;
Der Weise aber freuet sich des Gebens,
Wird gebend selig diese Welt verlassen.
[653] 178
Vorzüglicher als Kaisermacht,
Vorzüglicher als Himmelsglück,
Vorzüglicher als Weltherrschaft
Ist des Erlösungsweges Ziel.
Buchempfehlung
Strindbergs autobiografischer Roman beschreibt seine schwersten Jahre von 1894 bis 1896, die »Infernokrise«. Von seiner zweiten Frau, Frida Uhl, getrennt leidet der Autor in Paris unter Angstzuständen, Verfolgungswahn und hegt Selbstmordabsichten. Er unternimmt alchimistische Versuche und verfällt den mystischen Betrachtungen Emanuel Swedenborgs. Visionen und Hysterien wechseln sich ab und verwischen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
146 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro