1767
22. Juni: Wilhelm von Humboldt wird als älterer Sohn des Kammerherrn Alexander Georg Freiherrn von Humboldt und Bruder Alexander von Humboldts geboren.
Von dem aufgeklärten Pädagogen J. H. Campe und dem späteren Mitarbeiter des Freiherrn vom und zum Stein, Chr. Kunth, wird der junge Humboldt erzogen. Dann studiert er an der Göttinger Universität Jura und lernt bei dem Philologen Heyne die klassischen Altertümer und die Philosophie Kants kennen. Er verkehrt im Salon der Henriette Herz.
1779
Tod des Vaters.
1789
Er erlebt Paris am Vorabend der Revolution.
1790/91
Nach einer Reise durch Süddeutschland und die Schweiz ist Humboldt am Berliner Kammergericht tätig. Anschließend treibt er philosophisch-ästhetische und sprachwissenschaftliche Studien. Mit Jacobi, Schiller und Goethe ist er befreundet.
1791
Humboldt scheidet aus dem Staatsdienst aus.
Er vermählt sich mit Karoline von Dacheröden, der Tochter des in Erfurt wohnenden ehemaligen preußischen Kammerpräsidenten. Aus dieser Ehe gehen acht Kinder hervor.
1792
Erste Arbeit an »Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen«; diese Schrift erscheint in ihrem vollen Umfang erst 1851.
1793
»Über das Studium des Alterthums und des griechischen insbesondere«.
1794/95
Humboldt ist Mitarbeiter an Schillers »Horen«. Danach steht er mit diesem in ständigem Briefverkehr.
1795
»Über den Geschlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur«.
»Über die männliche und weibliche Form«.
1798
»Über Göthes Herrmann und Dorothea«. Es handelt sich bei diesem Werk in Wirklichkeit um viel mehr, als der Titel besagt: um eine vollständige Gattungspoetik.
1801
»Die Vasken oder Bemerkungen auf einer Reise durch Biscaya und das französische Basquenland im Frühling des Jahrs 1801«.
1802
Humboldt wird preußischer Ministerresident in Rom.
1806
»Latium und Hellas oder Betrachtungen über das classische Alterthum«.
»Über den Charakter der Griechen, die idealische und historische Ansicht desselben«.
1807
»Geschichte des Verfalls und Unterganges der griechischen Freistaaten«.
1808
Die Preußische Akademie der Wissenschaften wählt den in Rom weilenden Humboldt zu ihrem Mitglied.
1809
Auf Veranlassung des Freiherrn vom und zum Stein wird Humboldt als Leiter des Kultus- und Unterrichtswesens in das preußische Innenministerium berufen. Er konzipiert die Berliner Universität, die nach ihm »Humboldt-Universität« genannt wird. Auf ihn geht auch die humanistische Gymnasialbildung zurück.
»Über den Entwurf zu einer neuen Konstitution für die Juden«.
1810
Die Berliner Universität wird gegründet.
Humboldt wird zum Staatsminister ernannt. Er geht als Gesandter nach Österreich.
1813
»Denkschrift über die deutsche Verfassung«.
1814/15
Neben Hardenberg vertritt Humboldt Preußen auf dem Wiener Kongreß.
»Denkschrift vom 9. November 1814«.
1816/17
Humboldt wirkt als Mitglied der deutschen Territorialkommission in Frankfurt a. Main.
»Über Preßfreiheit«.
1817
Er geht als Gesandter nach London.
1818
»Über Friedenschlüsse mit den Barbaresken und die Anknüpfung von Verbindungen mit den südamerikanischen Kolonien«.
1819
Humboldt wird Minister für die ständischen und kommunalen Angelegenheiten. Kurz darauf entläßt man ihn, da er sich über die Karlsbader Beschlüsse ablehnend geäußert hat.
1820
»Über das vergleichende Sprachstudium«.
1822
»Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers«.
1825
»Über das Entstehen der grammatischen Formen und ihren Einfluß auf die Ideenentwicklung«. In diesem Zusammenhang steht auch »Über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts«.
1829
Tod seiner Frau.
Humboldt beschließt fortan jeden Tag mit einem Sonett, in das er die Eindrücke des Tages in ein Bild faßt; insgesamt entstehen so 1183 Gedichte.
1829/30
Auf Wunsch des Königs richtet Humboldt das von Schinkel erbaute Museum in Berlin ein.
1830
Humboldt erhält seinen Sitz im Staatsrat zurück.
»Über Schiller und den Gang seiner Geistesentwicklung« ist eine bis heute lesenswerte, da Schillers Entwicklung insgesamt korrekt wiedergebende Abhandlung.
»Rezension von Goethes zweitem römischem Aufenthalt«.
1832
»Auf Goethes Tod«.
1835
8. April: Wilhelm von Humboldt stirbt in Tegel bei Berlin.
1836-40
»Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java ...« (posthum).
Universalismus und Wissenschaft im Werk und Wirken der Brüder Humboldt, hg. v. K. Hammacher, Frankfurt am Main 1976.
Wilhelm von Humboldt. Vortragszyklus zum 150. Todestag, hg. v. B. Schlerath, Berlin, New York 1986.
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»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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