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1844 |
15. Oktober: Friedrich Nietzsche wird als Sohn eines Pfarrers in Röcken in Sachsen geboren. |
1849 |
Der Tod des Vaters trifft Nietzsche früh. |
1850 |
Mit Mutter und Schwester siedelt er nach Naumburg an der Saale über. |
1854 |
Es entstehen erste Gedichte und Kompositionen. |
1858 |
Nietzsche wird Internatsschüler des Gymnasiums Schulpforta bei Naumburg. |
1864 |
Er nimmt das Studium der Theologie und klassischen Philologie an der Universität Bonn auf. |
1865 |
Nietzsche folgt seinem Lehrer Ritschl nach Leipzig und setzt sein Studium fort. Er macht erste Bekanntschaft mit Schopenhauers Schriften. |
1866 |
Er schließt Freundschaft mit Erwin Rohde. |
1868 |
8. November: Nietzsche lernt Richard Wagner in Leipzig kennen. |
1869 |
Auf Empfehlung Ritschls wird Nietzsche an die Universität Basel als außerordentlicher Professor der klassischen Philologie berufen. 17. Mai: Erster Besuch bei Wagner in Tribschen bei Luzern. Ende Mai hält Nietzsche seine Antrittsrede an der Universität Basel über »Homer und die klassische Philologie«. Er macht die Bekanntschaft Jacob Burckhardts. Es beginnt die Arbeit an »Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik«. |
1870 |
Nietzsche wird zum ordentlichen Professor ernannt. Am Deutsch-Französischen Krieg nimmt er als freiwilliger Krankenhelfer teil. Im Oktober kehrt er nach Basel zurück und freundet sich mit dem Theologen Franz Overbeck an. |
1872 |
»Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik« erscheint und erregt sofort Aufsehen. Mit dem »Dionysischen« und dem »Apollinischen« führt Nietzsche einen durch Schopenhauers »Wille und Vorstellung« angeregten Gegensatz ein, der für sein ganzes Werk prägend bleibt. Dabei ist ihm die Herkunft von Schopenhauers »Wille« und »Vorstellung« deutlich anzumerken. Es entstehen die Basler Vorträge »Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten« (posthum veröffentlicht). 22. Mai: Zur Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses ist Nietzsche bei Wagner in Bayreuth. |
1873 |
»Erste Unzeitgemäße Betrachtung: David Friedrich Strauß, der Bekenner und der Schriftsteller«. »Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen« (posthum veröffentlicht). |
1874 |
»Zweite Unzeitgemäße Betrachtung: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben«, »Dritte Unzeitgemäße Betrachtung: Schopenhauer als Erzieher«. |
1876 |
»Vierte Unzeitgemäße Betrachtung: Richard Wagner in Bayreuth«. Nietzsche besucht die ersten »Bayreuther Festspiele«. Es beginnt die Freundschaft mit dem Psychologen Paul Reé. Aufgrund zunehmender schwer definierbarer Krankheit (Migräne?) wird Nietzsche von der Universität Basel beurlaubt und verbringt den Winter mit Reé in Sorrent. In Sorrent auch letztes Zusammensein mit Wagner. |
1878 |
Erster Teil von »Menschliches Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister«. Damit ist Nietzsche in die zweite Phase seines Schaffens eingetreten, die »aufklärerische« oder »positivistische«. Er kritisiert und demaskiert allen idealistischen Schwulst bezieht in diesem Zusammenhang auch Position gegen Wagner. Wagner übersendet Nietzsche den »Parsifal«, dieser übersendet »Menschliches Allzumenschliches«. Danach bricht der Kontakt zu Wagner ab. |
1879 |
Nietzsche erkrankt schwer und legt sein Lehramt an der Universität nieder. »Vermischte Meinungen und Sprüche«. |
1880 |
»Der Wanderer und sein Schatten« (1886 als zweiter Teil von »Menschliches Allzumenschliches« veröffentlicht.) Nietzsche hält sich zum ersten Mal in Venedig auf und verbringt den ersten Winter in Genua. |
1881 |
Nietzsche verbringt den ersten Sommer in Sils-Maria und hört in Genua erstmals Bizets Oper »Carmen«. Sie wirkt wie eine Erlösung von Wagner und vom düsteren Norden. »Morgenröte«. |
1882 |
»Die fröhliche Wissenschaft«. Im Frühjahr reist er nach Sizilien und lernt Lou Andreas-Salomé kennen. |
1883 |
Erster und zweiter Teil von »Also sprach Zarathustra«. |
1884 |
Dritter Teil des »Zarathustra«. |
1885 |
Vierter Teil des »Zarathustra«. Alle Teile erscheinen im Privatdruck. Der »Zarathustra« ist die bekannteste und für lange Zeit wirksamste Schrift Nietzsches. Hier taucht erstmals die Vision des »Übermenschen« auf. |
1886 |
»Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft«. Die kurze Schrift enthält in einer gedrängten, ausgefeilten Sprache die Kerngedanken von Nietzsches Philosophie. Die Geschichte seit den Griechen wird als Verfallsgeschichte (Dekadenz) verstanden. Verantwortlich für den Niedergang ist der abendländische Geist selbst, der sich in Gestalt von Sokrates die Gleichheit zum Maßstab gesetzt und damit das Mittelmaß eingeführt hat. Die »Philosophie der Zukunft« ist ein Appell an die wenigen großen Geister, sich zu erheben und dadurch die europäische Kultur von Grund auf zu erneuern. Es kommt zu einem letzten Treffen mit Erich Rohde in Leipzig. |
1887 |
»Zur Genealogie der Moral«. Die psychologisch angelegte Untersuchung bildet den Hintergrund von »Jenseits von Gut und Böse«. |
1888 |
Georg Brandes hält an der Universität Kopenhagen Vorlesungen über Nietzsches Philosophie. »Der Fall Wagner«. Nietzsche beendet die Arbeit an den »Dionysos-Dithyramben«. »Der Antichrist. Versuch einer Kritik des Christentums« erscheint als »Umwertung aller Werte I«. »Ecce homo« entsteht (1908 posthum veröffentlicht). Hier spricht Nietzsche über sich selbst und seine an Größenwahn grenzende Berufung. »Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen« (posthum veröffentlicht). |
1889 |
»Die Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert«. In Turin kommt es zum Zusammenbruch Nietzsches. Das Leiden tritt offen als Geisteskrankheit auf, der Patient redet irre und verschickt größenwahnsinnige Nachrichten, die bemerkenswerterweise nicht ohne Bezug zu Nietzsches philosophischen Ideen sind, ja sogar als deren Konsequenz gedeutet werden können. Nach wenigen Tagen klingt die – in der Terminologie der Psychiatrie – »produktive Phase« von Nietzsches Erkrankung ab, und er fällt in einen Dämmerzustand, der bis zu seinem Tod anhält. |
1897 |
Nach dem Tod der Mutter, die ihn bis dahin gepflegt hat, siedelt die Schwester Elisabeth mit ihrem Bruder nach Weimar über. Unter ihrer Leitung entsteht dort das »Nietzsche-Archiv«, das einer tendenziösen Rezeption des Philosophen in den folgenden Jahrzehnten Vorschub leistet und vor groben Textfälschungen nicht zurückschreckt. |
1900 |
25. August: Nietzsche stirbt in Weimar. |
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