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[1254] Eifersucht der Einsamen. – Zwischen geselligen und einsamen Naturen ist dieser Unterschied (vorausgesetzt daß beide Geist haben!): die erstern werden zufrieden oder beinahe zufrieden mit einer Sache, welche sie auch sei, von dem Augenblicke an, da sie eine mitteilbare glückliche Wendung über dieselbe in ihrem Geiste gefunden haben, – das versöhnt sie mit dem Teufel selber! Die Einsamen aber haben ihr stilles Entzücken, ihre stille Qual an einer Sache, sie hassen die geistreiche glänzende Ausstellung ihrer innersten Probleme, wie sie die allzu gewählte Tracht an ihrer Geliebten hassen: sie sehen dann melancholisch auf sie hin, wie als ob der Verdacht ihnen aufstiege, daß sie andern gefallen wolle! Dies ist die Eifersucht aller einsamen Denker und leidenschaftlichen Träumer auf den esprit.
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Morgenröte
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