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[1269] »Selbstflucht«. – Jene Menschen der intellektuellen Krämpfe, welche gegen sich selber ungeduldig und verfinstert sind, wie Byron oder Alfred de Musset, und in allem, was sie tun, durchgehenden Pferden gleichen, ja, die aus ihrem eigenen Schaffen nur eine kurze, die Adern fast sprengende Lust und Glut und dann eine um so winterlichere Öde und Vergrämtheit davontragen, wie sollen sie es in sich aushalten! Sie dürsten nach einem Aufgehen in einem Außer-sich«; ist man mit einem solchen Durste ein Christ, so zielt man nach dem Aufgehen in Gott, nach dem »Ganz- eins-mit-ihm-werden«; ist man Shakespeare, so genügt einem erst das Aufgehen in Bildern des leidenschaftlichsten Lebens; ist man Byron, so dürstet man nach Taten, weil diese noch mehr uns von uns abziehen als Gedanken, Gefühle und Werke. Und so wäre vielleicht doch der Tatendrang im Grunde Selbstflucht? – würde Pascal uns fragen. Und in der Tat! Bei den höchsten Exemplaren des Tatendranges möchte der Satz sich beweisen lassen: man erwäge doch, mit dem Wissen und den Erfahrungen eines Irrenarztes, wie billig, – daß vier von den Tatendurstigsten aller Zeiten Epileptiker gewesen sind (nämlich Alexander, Cäsar, Mohammed und Napoleon) so wie auch Byron diesem Leiden unterworfen war.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 1269.
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