Eisenbahntruppen

[139] Eisenbahntruppen (railway troups; troupes de chemln de fer; truppe ferroviarie), besondere Truppen für den Bau und Betrieb von Eisenbahnen im Kriege. Um für diese Aufgabe vorbereitet zu sein, müssen sie schon im Frieden militärisch und technisch ausgebildet werden. Die meisten Militärstaaten haben jetzt ständige E. Die Einleitung des Betriebes auf den feindlichen, im Laufe des Feldzuges besetzten Bahnen (s. Kriegsbetrieb), der in der Regel eine Wiederherstellung der zerstörten Bahnanlagen vorausgehen muß, sowie die Herstellung flüchtiger Feldeisenbahnen zum Heranschaffen von Verpflegungs- und Kriegsmaterial bilden die Hauptaufgabe der E. Daneben obliegt ihnen die Zerstörung von Eisenbahnen, eine Aufgabe, die auch anderen Truppen, insbesondere der Kavallerie, zufallen kann.

Ihrer Aufgabe im Kriege entsprechend, geht neben der rein militärischen Ausbildung der E. die besondere Ausbildung im Eisenbahndienst. Um sie zu erleichtern, wird der Ersatz, so weit irgend möglich, aus im praktischen Eisenbahndienst ausgebildeten Wehrpflichtigen ausgehoben, auch Handwerker aller Art werden den E. zugeteilt. Nur dadurch, daß die E. bereits im Frieden bestehen und Eisenbahnen betreiben, ist es möglich, mit der nötigen Schnelligkeit die für den Kriegsfall erforderlichen Kräfte zu entfalten und für die vielseitigen und umfangreichen Aufgaben rechtzeitig bereitzuhalten. Um Neuerungen auf dem Gebiete des Verkehrs zu erproben, namentlich insoweit sie für militärische Zwecke in Frage kommen, bestehen bei einigen Heeren besondere Versuchstruppen. Diese, die Telegraphen- und Kraftfahrtruppen bilden mit den E. zusammen die Verkehrstruppen.

Die Uniform der E. entspricht meist der der Pioniere, aus denen sie hervorgegangen sind, mit besonderen auf den Eisenbahndienst bezüglichen Abzeichen.

Die ersten E. wurden im amerikanischen Bürgerkrieg (1862–1864) aufgestellt. Ihr Begründer war der General Daniel C. Mac Callum, der als Military Director und Superintendent of Railroads in the United States den Befehl erhielt, sich in den Besitz aller Eisenbahnen auf dem Kriegsschauplatze zu setzen. Bezüglich der Verfügung über die Eisenbahnen und ihre Betriebsmittel erhielt er fast unumschränkte Machtvollkommenheit. Die ihm unterstellten Truppen, die zeitweilig eine Stärke von 24.000 Köpfen erreichten, bestanden aus einem Betriebs- und einem Baukorps. Da Soldaten sich in diesem Dienst nicht bewährten, wurden freiwillig sich meldende Eisenbahntechniker und Handwerker aller Art eingestellt. Nach notdürftiger militärischer Ausbildung wurden die E. nach Bedarf den einzelnen Truppenkörpern zugewiesen, wo sie beim Vorrücken die vom Feinde beim Rückzug zerstörten Eisenbahnen wiederherstellten, anderseits beim eigenen Rückzug Eisenbahnen hinter sich zerstörten, Betriebsmittel heranschafften und in Stand setzten und den Betrieb auf verlassenen, besetzten und neuerbauten Eisenbahnen einrichteten. In diesem Kriege wurden auch zum ersten Male neue Eisenbahnen für die Zwecke der Kriegführung angelegt, die eine Länge von etwa 2000 km erreichten; dabei waren Talbrücken bis zu 250 m Länge und 30 m Höhe in der in Amerika üblichen Holzbauweise (trestle-work) zu erbauen.

Die amerikanischen E. wurden im Jahre 1865 aufgelöst. Ihre Tätigkeit im Befreiungskriege wurde von den Großstaaten Europas aufmerksam verfolgt und gab diesen Anlaß, auch ihrerseits E. zu gründen.

A. Deutschland. Nachdem Moltke schon 1836 und 1841 in kleineren Veröffentlichungen auf die Bedeutung der Eisenbahnen für die Kriegführung hingewiesen hatte, kamen die ersten größeren Truppenbewegungen mit der Eisenbahn im schleswig-holsteinischen Feldzuge in den Jahren 1849–1851 vor. Preußen war der erste Staat, in dem auf Grund der hierbei gesammelten Erfahrungen und einer für die Benutzung durch die Offiziere des Generalstabs bestimmten Denkschrift die Behörden, die den Eisenbahnbetrieb im Kriege zu leiten haben, schon im Frieden bestimmt worden sind. Die im Frieden getroffenen Vorbereitungen wurden im Feldzuge gegen[139] Dänemark 1864 zum ersten Male erprobt, doch kam es noch nicht zur Aufstellung von E. Diese blieb dem Feldzuge gegen Österreich im Jahre 1866 vorbehalten. Kurz vor Ausbruch des Krieges, am 9. Mai 1866, veröffentlichte das preußische Kriegsministerium Grundzüge für die Aufstellung, Gliederung und den Dienst der im Falle einer Mobilmachung aufzustellenden Feldeisenbahnabteilungen. Wenige Wochen später wurden bei Ausbruch des Krieges 3 solche Feldeisenbahnabteilungen gegründet, denen die Wiederherstellung zerstörter Bahnen, der Bau von neuen und Umgehungsbahnen und die Zerstörung feindlicher Eisenbahnen übertragen wurden. Sie leisteten besonders auf dem Kriegsschauplatz in Böhmen Erhebliches. Wenige Tage nach dem Einmarsch in Böhmen konnten schon Züge von Reichenberg nach Turnau verkehren, und als das preußische Hauptquartier in Brünn einzog, fuhr auch schon die erste Lokomotive, mit preußischen Beamten besetzt, von Pardubitz her dort ein. Da auch die zerstörte Strecke Prag-Pardubitz von ihnen wieder betriebsfähig hergestellt worden war, konnte kurze Zeit später der Zugverkehr von Berlin bis Lundenburg, wenn auch mit einem Umwege, wieder eingerichtet werden. Diese Leistungen sind um so bemerkenswerter, als es den Abteilungen an den nötigen Vorbereitungen fehlte; auch der Mangel an militärischer Gliederung und Dienstzucht war zuweilen störend, doch wurden diese Mängel durch die Tatkraft und Gewandtheit der technischen Mitglieder der Feldeisenbahnabteilungen wieder ausgeglichen. Sie wurden zwar nach Beendigung des Feldzuges wieder aufgelöst, doch bildeten die gesammelten Erfahrungen wertvollen Stoff für die weitere Bearbeitung der die Aufstellung von E. betreffenden Fragen. Die Zeit bis zum Feldzuge gegen Frankreich 1870/71 reichte zu umfassenden Truppengründungen nicht aus. Es wurde nur auf Grund Allerhöchster Kabinettsorder vom 10. August 1869 beim Gardepionierbataillon ein Stamm von 90 Mann für den Feldeisenbahn- und Telegraphendienst errichtet. Wegen der ungenügenden Stärke dieser Truppe wurden bei Ausbruch des Krieges in Preußen zunächst vier (später noch eine fünfte) Feldeisenbahnabteilung, und in Bayern eine solche Abteilung aufgestellt. Diese leisteten zwar sehr Tüchtiges, vermochten aber doch nicht allen Anforderungen zu genügen. Es wurde deshalb unmittelbar nach dem Kriege, am 1. Oktober 1871, in Ausführung der Allerhöchsten Kabinettsorder vom 19. Mai 1871 als Stamm für die künftigen E. ein Eisenbahnbataillon gegründet, das schon im Jahre 1876 durch Aufstellung eines zweiten Bataillons zu einem Eisenbahnregiment erweitert wurde. 1887 wurden 2 weitere Bataillone aufgestellt, 1890 wurde die Eisenbahnbrigade zu 2 Regimentern zu je 2 Bataillonen gebildet, 1893 kam das 3. Regiment hinzu. Zu der Eisenbahnbrigade aus 3 Regimentern zu je 2 Bataillonen, die Deutschland, ausschließlich Bayern, demnach zurzeit besitzt, gehört noch die Militärbahn Berlin-Jüterbog (s. Militärbahnen) mit der Betriebsabteilung, die 1899 als selbständiger Truppenkörper etatmäßig aufgestellt wurde. Das 2. Regiment hat 2 sächsische Kompagnien, deren erste 1889 gegründet wurde, die Betriebsabteilung ein sächsisches und ein württembergisches Detachement. Das 1. und 2. Eisenbahnregiment steht in Berlin (Schöneberg), das 3. in Hanau. Für 1913 ist eine Verstärkung der E. auf 2 Brigaden geplant.

Der Friedensstand einer Kompagnie der deutschen E. beträgt 5 Offiziere, 137 Mann, der Kriegsstand einer Baukompagnie 11 Offiziere, 272 Mann und 5 Fahrzeuge. Die E. unterstehen mit den Telegraphen-, Luftschiffer- und Kraftfahrtruppen der Generalinspektion des Militärverkehrswesens, die am 1. April 1911 an die Stelle der bis dahin bestehenden Inspektion der Verkehrstruppen getreten ist; ihr ist außerdem noch die Versuchsabteilung der Verkehrstruppen unterstellt. Die oberste Leitung des militärischen Eisenbahnwesens liegt beim Generalstab.

Im Kriege werden die einzelnen 27 Bau-, 18 Betriebs- und 10 Arbeiterkompagnien, sowie 27 Reservekompagnien gebildet, die meist jede für sich verwendet werden. Nach Bedarf werden die Eisenbahnbetriebskompagnien beim Betriebe von im Laufe des Feldzuges besetzten Bahnen verwendet (s. Kriegsbetrieb).

Zur technischen Ausbildung der Truppen im Eisenbahndienst steht die Militäreisenbahn Berlin-Zossen-Kummersdorf-Jüterbog zur Verfügung. 1874 wurde ihr erster, 45 km langer Teil bis Kummersdorf von dem damaligen Eisenbahnbataillon erbaut, 1895 wurde sie bis Jüterbog verlängert, sodaß sie nunmehr 71 km lang ist (s.a. Militärbeförderung und Militärbahnen). Außerdem dienen zur praktischen Ausbildung die Übungsplätze in Berlin, Rehagen-Klausdorf (für Voll- und Feldbahnbau) und Sperenberg für Brückenbau. Von Zeit zu Zeit werden auch größere Eisenbahnen feldmäßig im Gelände gebaut und für Übungszwecke in Betrieb genommen, auch wirkt die Truppe zuweilen bei der Beseitigung[140] von Hochwasserschäden u. dgl. im praktischen Eisenbahndienst anderer deutscher Eisenbahnen mit. Als 1897 die Herstellung von Eisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika (s.d.) zur Bekämpfung des Aufstandes notwendig wurde, haben die E. durch Entsendung von Freiwilligen-Abteilungen, sowie durch Hergabe von Geräten und Material die sofortige Inangriffnahme der Arbeiten ermöglicht und ihre Durchführung gefördert. Auch beim Feldzug in China hat das 1900 aufgestellte ostasiatische Eisenbahnbataillon wertvolle Dienste geleistet.

In Bayern wurde 1873 eine Eisenbahnkompagnie aufgestellt, 1893 wurde 1 Bataillon mit 3 Kompagnien gebildet, das dem Chef des Ingenieurkorps untersteht. Im Mobilmachungsfalle wird auch hier der Bataillonsverband aufgelöst. Es werden unter Heranziehung der ausgebildeten Mannschaften der Reserve, Bau- und Betriebskompagnien, Arbeiter- u.s.w. Abteilungen gebildet und dem Chef des Feldeisenbahnwesens zur Verfügung gestellt.

B. Österreich-Ungarn. Im Feldzuge von 1866 hatte das Kommando der Nordarmee die Aufstellung einer Eisenbahnabteilung zwar beantragt, das Kriegsministerium hatte jedoch angeordnet, daß für die Zerstörung und Wiederherstellung von Eisenbahnen die Unterhaltungskräfte der Eisenbahngesellschaften und die bestehenden technischen Truppen heranzuziehen seien. Im Jahre 1870 wurden dann die ersten E., u. zw. 10 Feldeisenbahnabteilungen geschaffen, die aber erst im Kriegsfalle wirklich aufgestellt werden sollten. Infolge der Erweiterung des Eisenbahnnetzes wurde ihre Zahl 1873 auf 15 erhöht, und bei dieser Gelegenheit wurden 5 davon schon im Frieden aufgestellt. Bei der Besetzung von Bosnien und der Hercegovina 1878 stellten 9 mobile Feldeisenbahnabteilungen die seit 3 Jahren verlassene, 107 km lange Eisenbahn Banjaluka-Doberlin wieder her und übernahmen auf ihr den Betrieb. Das Eisenbahn- und Telegraphenregiment wurde am 1. August 1883 auf Grund einer Allerhöchsten Entschließung vom 8. Juli desselben Jahres aus diesen bestehenden Feldeisenbahnabteilungen errichtet; es bestand im Frieden aus dem Regimentsstab und 2 Bataillonen zu je 4 Kompagnien, denen 1890 noch ein drittes Bataillon hinzugefügt wurde. 1909 erfolgte die Gründung der Verkehrstruppenbrigade. Eine Kompagnie ist im Frieden 5 Offiziere, 119 Mann stark. Das ganze Regiment hat 105 Offiziere, 1449 Mann. Im Kriege werden 12 Feldkompagnien mit je 5 Offizieren und 244 Mann, 6 Fahrzeugen und 30 Pferden, sowie ein Ersatzbataillon zu 3 Kompagnien aufgestellt. Den Kompagnien werden nach Bedarf Feldbahnarbeiterabteilungen beigegeben. Für den Betrieb sind Betriebsformationen vorgesehen.

1911 (Allerhöchste Entschließung vom 5. Juli) wurde die Telegraphentruppe vom Eisenbahn- und Telegraphenregiment abgetrennt und aus ihr ein Telegraphenregiment »en cadre« gebildet, während der verbleibende Teil des Regiments nunmehr die Bezeichnung Eisenbahnregiment zu führen hat. Diese Verkehrstruppen bilden zusammen eine Verkehrsbrigade. In bezug auf die militärische Mannszucht untersteht sie dem 2. Korpskommando in Wien. Sein Standort ist Korneuburg. An Stämmen für mobile Truppen sind ihm noch angegliedert 1 Eisenbahn- und 1 Telegraphenersatzkader, 1 Lokomotiv- und 1 Festungsfeldbahnkader.

Zu seiner Ausbildung im Baudienst hat das Eisenbahn- und Telegraphenregiment seit seiner Gründung bei zahlreichen Neubauten von Eisenbahnen mitgewirkt und auch die Wiederherstellung von Eisenbahnen übernommen, die durch Unwetter zerstört worden waren. Zur Ausbildung im Betriebe diente die schon erwähnte Eisenbahn Banjaluka-Doberlin, deren Direktor ein Stabsoffizier des Eisenbahnregiments ist. Außerdem werden zum gleichen Zwecke einzelne Offiziere und Mannschaften des Regiments in regelmäßigem Wechsel verschiedenen Eisenbahnen zugeteilt. Da aber der Betriebsdienst auf der Militäreisenbahn die damit beauftragten Kompagnien der Ausbildung für ihren hauptsächlichen Verwendungszweck, nämlich für den Eisenbahnbau, vollständig entzog, wurden mehr und mehr Zivilpersonen für den Betriebsdienst eingestellt, bis schließlich nur noch die Leitung des Eisenbahndienstes in militärischen Händen blieb. Eine Kompagnie des Regiments wird aber alljährlich zur Ausführung von Bauarbeiten an die Militärbahn kommandiert. Zugleich mit der Zurückziehung der Kompagnien von der Militärbahn erfolgte die Übernahme des Betriebes durch die Militärverwaltung auf der Lokalbahn St. Pölten-Tulln, später auch noch auf der davon abzweigenden Strecke Herzogenburg-Krems. Auf diesen Strecken ist nur der Bahnhofs- und Kassendienst bei der Eisenbahnverwaltung geblieben, alle anderen Dienstzweige werden von den E. gehandhabt. Endlich dienen auch rein militärische Übungen im Trassieren und im Bau von Feldbahnen zur praktischen Schulung der Truppe. Der Übungsplatz und Übungsbahnhof des Eisenbahnregiments befindet sich in Korneuburg.[141]

C. Frankreich. Bereits 1859 soll hier eine Feldeisenbahnabteilung kurz vor Beginn der kriegerischen Unternehmungen, die zur Schlacht von Magenta führten, aufgestellt worden sein; über ihre Gliederung und besonderen Leistungen ist nichts bekannt geworden. Bis zum Feldzug 1870 war die Notwendigkeit von E. nicht eingetreten; bei Ausbruch des Kriegs wurde nach kaiserlicher Verordnung vom 22. Juli 1870 ein »Corps franc de chemin de fer« unter Führung des Ingenieurs Daigremont zu 40 Offizieren und rund 600 Mann behufs Wiederherstellung und Betrieb von Eisenbahnen im Rücken der Truppe gebildet. Dieses wurde jedoch in Metz eingeschlossen und teilte das Schicksal der übrigen dortigen Truppen. Im Feldzuge in Tunis 1883 wurde von Susa nach Kairuan eine 65 km lange Feldbahn angelegt, um die Verpflegung des Heeres sicherzustellen.

Nach dem Cadregesetz von 1875 wurden 4 Eisenbahnkompagnien (oder Eisenbahnarbeiterkompagnien), zu einem Bataillon vereinigt, aufgestellt. Gegenwärtig hat Frankreich 14 Eisenbahnkompagnien, davon eine in Algerien. Im Frieden ist der Stamm der E. zu einem Regiment, dem 5. Genieregiment in Versailles, von 3 Bataillonen zu 4 Kompagnien zusammengefaßt, dessen Friedensstand einschließlich der Stäbe und der Trainkompagnie 63 Offiziere, 2035 Mann und 95 Pferde beträgt. Mit dem Regiment der Sapeurs-Mineurs bildet es die Geniebrigade. Jedem Regiment ist eine Kompagnie Sapeurs conducteurs (Fahrerkompagnie) zugeteilt. Im Kriege hat das Eisenbahnregiment 12 Kompagnien und 1 Depotkompagnie mit je einem Stand von 5 Offizieren und 228 Mann mit 18 Fuhrwerken und eingerichteten Eisenbahnzügen. Die Kompagnien werden im Kriege als selbständige Einheiten nach Bedarf den Chefs der Etappen der Armee zugeteilt; sie haben je 3 Bauzüge und einen Betriebszug. Für den Telegraphendienst sind besondere Truppen – 14 Telegraphenkompagnien – vorhanden. Zur Ausbildung der französischen E. im Betriebe dient die 80 km lange Eisenbahn Chartres-Orléans.

Zur Unterstützung und Verstärkung der E. im Kriege für den Bau, die Wiederherstellung und den Betrieb von Eisenbahnen, bei denen der Betrieb durch die Eisenbahngesellschaften nicht gesichert ist, werden ebenfalls schon im Frieden aus den Ingenieuren, Beamten und Arbeitern der sechs großen Gesellschaften und der Staatseisenbahnen Feldeisenbahnabteilungen aufgestellt, die zwar militärisch organisiert, jedoch bis zu einem gewissen Grade von der Militärverwaltung unabhängig sind. Zurzeit bestehen 10 solche Abteilungen, von denen den Abteilungen 1 bis 9 die großen Eisenbahnnetze zugewiesen sind, während die 10. für die Bahnen untergeordneter Bedeutung (lignes secondaires) bestimmt ist. Ihr Kommandant besitzt die Befugnisse eines Korpschefs, er ist der Feldeisenbahnkommission unmittelbar unterstellt. Im Krieg kann der Kriegsminister die Zahl der Abteilungen nach Bedarf vermehren. Die Gliederung, Ergänzung, Tätigkeit, Besichtigung, Einberufung, Musterung und Vereinigung der Eisenbahnabteilungen werden durch besondere Vorschriften geregelt. Die Stärke einer Abteilung, in der alle Eisenbahndienstzweige vertreten sind, beträgt 1273 Köpfe. Oberste Behörde ist die Obereisenbahnkommission, deren Zusammensetzung durch Verordnung vom 7. September 1911 neu geregelt worden ist. Ihr Vorsitzender ist der Chef des Großen Generalstabes; seine Vertreter sind zwei Generale, einer davon aus dem Generalstab. Militärische Mitglieder der Kommission sind der Leiter der Eisenbahnabteilung im Generalstab, sowie der Vorstand des Eisenbahnbureaus im Ministerium, ferner je ein Artillerie-, Eisenbahn- und Seeoffizier und die Militärkommissionen der sechs Eisenbahnnetze. Die bürgerlichen Mitglieder sind der Direktor der Eisenbahnabteilung im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, zwei höhere technische Beamte und die sechs technischen Kommissare der großen Eisenbahnnetze.

D. Italien. 1890 wurde in Italien aus mit dem Eisenbahndienst vertrauten Leuten eine E. gebildet, der die üblichen Aufgaben, Zerstörung von Eisenbahnen, Wiederherstellung zerstörter Eisenbahnen, Neubau von Bahnen für militärische Zwecke, zugewiesen wurden. Auch sind ihre Angehörigen dazu bestimmt, der Eisenbahnverwaltung zugeteilt zu werden, um sie bei Durchführung der Militärtransporte zu unterstützen und nötigenfalls das militärischer Manneszucht nicht unterstehende Eisenbahnpersonal zu ersetzen. Diese Truppe, die Eisenbahnbrigade (Brigata ferrovieri) zu 4 Kompagnien diente zugleich als Stamm für die Betriebskompagnien (Compagnie d'esercizio), die im Kriegsfalle aus den militärpflichtigen Eisenbahnbediensteten gebildet werden. Später wurden im Frieden 6 Kompagnien (4 in Turin, 2 in Rom) und eine Betriebsabteilung aufgestellt, auf deren praktische Ausbildung im Eisenbahnbetrieb besonderer Wert gelegt wird. Nach Gesetz vom August 1910 wurden bei den technischen Truppen u.a. 2 Eisenbahnkompagnien neu errichtet. Sie bilden mit den bestehenden[142] 6 Kompagnien das Eisenbahnregiment (Nr. 6 der Genieregimenter) zu 2 Bataillonen von je 4 Kompagnien. Es untersteht dem Generalinspektorat des Geniewesens. Den Grund für diese Verstärkung, die auch zur Aufstellung eines Kraftfahrbataillons geführt hat, bildet die steigende Bedeutung des Automobilwesens, besonders in seinem Zusammenwirken mit der Eisenbahn und im Anschluß an diese. Der Regimentsstab und das Depot befinden sich in Turin, ebenso das erste Bataillon und die Betriebsabteilung, während das zweite Bataillon, von dem erst 2 Kompagnien vorhanden sind, in Rom steht. Die Eisenbahnlinien Rom-Frascati und Turin-Torre-Pellice mit der Zweiglinie Bricherasio-Barge werden zur Übung im Betriebsdienst von den E. betrieben. Nur der Kassendienst und die bauliche Unterhaltung bleibt auf diesen Strecken in den Händen der Eisenbahnverwaltung. Die Privatbahngesellschaften, denen diese Strecken gehörten, zahlten der Militärverwaltung für die Betriebsführung den Betrag von 80% der Gehälter der Beamten und Bediensteten, die durch die E. ersetzt wurden. Der Friedensstand einer Kompagnie beträgt 4 Offiziere, 156 Mann, der Kriegsstand 5 Offiziere, 250 Mann und 5 Fahrzeuge. Im Kriege treten zu den 6 Kompagnien des stehenden Heeres noch 6 Kompagnien der mobilen Miliz und 4 Betriebskompagnien, die aus dem Bahnpersonal gebildet werden. Sowohl bei den militärischen Unternehmungen in Eritrea als auch im Feldzuge gegen die Türkei im Jahre 1912 wurden von den E. Eisenbahnen erbaut. Die Feldbahnen in Eritrea sind später zu Vollbahnen ausgebaut worden. In Tripolis war bis Mitte 1912 die Strecke nach Ain-Zara fertiggestellt, diejenige nach Gargaresch in Angriff genommen. Beide sollten erst in 80-cm-Spur angelegt werden, später entschied man sich, um Oberbau und Betriebsmittel der sizilianischen Nebenbahnen verwenden zu können, für 95-cm-Spur.

E. Rußland. Bereits 1869 war die Bildung von Militäreisenbahnkommanden (zusammen rund 1000 Köpfe) angeordnet worden; sie bestanden aus Offizieren und Mannschaften aller Truppengattungen, die den einzelnen Bahngesellschaften auf 12 Jahre zur Ausbildung im Eisenbahndienst zugeteilt wurden. 1872 wurden diese Kommanden zusammengezogen und bauten mit Hilfe eines Sappeurbataillons und von Infanteriemannschaften in 7 Tagen die 7,5 km lange Bahn von Zarskoje-Selo nach Petersburg. Im türkischen Kriege 1877 wurden die Kommanden in zwei Eisenbahnbataillone zusammengestellt und ein drittes neu gebildet. Sie sind während des Krieges hauptsächlich nur zur Aufsicht und beim Betrieb verwendet worden, während zwei Feldeisenbahnlinien durch Unternehmer gebaut wurden. Diese Linien, Bender-Galatz (die jetzige Militärbahn, 275 km lang, in 4 Monaten für 26 Mill. Rubel gebaut) und die Strecke Fratesti-Simnitza (80 km in 11 Wochen), deren beabsichtigte Fortsetzung bis Tirnowa nicht durchgeführt wurde, haben dem Heer und seinen Unternehmungen keine wesentlichen Vorteile gebracht, und die letztere Linie ist sogar als in der Anlage verfehlt zu betrachten. An sonstigen Bauten ist die Legung von zweiten Gleisen auf südrussischen und rumänischen Bahnen, sowie der besondere Fall zu verzeichnen, daß auf der 23 km langen Strecke Jassy-Ungeni zwischen und neben das vorhandene Gleis mit russischer Spurweite ein Gleis in Regelspur eingelegt wurde, so daß nach Bedarf Züge mit Betriebsmitteln beider Spurweiten verkehren konnten.

Im Feldzuge gegen die Teke-Turkmenen 1880 erbauten die Russen eine 166 km lange Eisenbahn vom Hafen Michailowsk am Kaspi-See bis Kisil-Arrat, die zunächst in 50-cm-Spur angelegt, später aber in Vollspur umgebaut wurde. Auch beim Ausbau der sibirischen und der amurischen Eisenbahn, die hauptsächlich aus strategischen Rücksichten gebaut worden sind, nahmen die russischen E. tätigen Anteil, der 1904 durch den Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges ganz besondere Bedeutung gewann.

Nach dem Stande für 1911 umfassen die russischen E. 1 Eisenbahnregiment Nr. 1 zu 2 Bataillonen von je 4 Kompagnien und 7 Eisenbahnbataillone Nr. 2 bis 8 zu je 4 Kompagnien in Europa; das 2., 3. und 6. Eisenbahnbataillon bilden die 1. Eisenbahnbrigade in Baranowitschi, das 7. und 8. Bataillon die 2. Brigade in Kiew. Das 4. und 5. Bataillon haben ihren Standort in Polozk und Jablonna; ferner bestehen zwei kaukasische (in Tiflis und Kars) und 2 sibirische Eisenbahnbataillone (in Werchneudinsk und Kraßnaja Rjetschkabe), ebenfalls zu je 4 Kompagnien, 4 transamurische Eisenbahnbataillone (in Chailar, Charbin, Echo und Zizikar) zu je 6 Kompagnien und 1 Feldeisenbahnkompagnie in Kurschk in Turkestan. Das eine Bataillon in Petersburg dient hauptsächlich zur Bewachung der Bahnstrecke Petersburg-Gatschina. Zwei Bataillone versehen den Dienst auf der transkaspischen Eisenbahn. Nach dem Kriegsetat der Feldtruppen hat ein Eisenbahnbataillon 32 Offiziere, 85 Unteroffiziere und 738 Mann. Die russische Militär-Eisenbahn[143] Kowel-Wladimir-Wollynsk ist 58 km lang.

F. Großbritannien. Die Engländer haben in ihren Kolonialkriegen Bedeutendes im Bau von Eisenbahnen geleistet. 1879 erbauten sie im Feldzuge gegen Afghanistan eine 212 km lange Vollspurbahn vom Indus durch die Sibiwüste nach dem Bolanpaß. Der Sudanfeldzug 1896/97 wurde im Gegensatz zu den früheren erfolglosen Unternehmungen nur deshalb zu einem glücklichen Ende geführt, weil der Bau der Eisenbahn von Wadi Halfa nach Akasheh und Abu Hamed dem Vorrücken des Heeres auf dem Fuße folgte und so die rückwärtige Verbindung gesichert wurde. Die in diesem Feldzuge erbauten Bahnen, insgesamt etwa 1000 km, haben nach Beendigung der militärischen Unternehmungen eine wichtige Rolle für die Erschließung des Sudan gespielt. Im Burenkrieg 1899–1902 wurden aus den Royal Engineers Feldeisenbahnabteilungen aufgestellt, die die von den Buren beim Rückzug zerstörten Eisenbahnen wiederherzustellen hatten. Als sie zu diesem Zwecke nicht mehr ausreichten, wurde ein Eisenbahnregiment (Railway Pioneer Regiment) gegründet. Außerdem wurden aus den durch den Krieg brotlos gewordenen Arbeitern der Bergwerke und Goldfelder Arbeiterbataillone gebildet, die unter anderem eine neue Kohlenbahn durch die Goldfelder erbauten. Das Eisenbahnregiment wurde nach dem Kriege wieder aufgelöst.

Das stehende Heer hat zurzeit unter den Royal Engineers, der rühmlich bekannten englischen technischen Truppe, 4 Eisenbahnkompagnien, u. zw. die 8., 10. und 53. (Railway Companies) in Longmoor Camp, East Liss, das zum Lager von Aldershot gehört und die 29. (Line of Communication) in Chatham. Die E. betreiben die Militärbahn Upnor-Chatham in den Arsenal- und Befestigungsanlagen von Chatham und die Militärbahn im Arsenal von Woolwich. Die Militärbahn von Woolmer, eine 9,6 km lange Vollspurbahn, die auf den Übungsplatz von Longmoor führt, ist von den E. erbaut worden und wird von ihnen auch betrieben. Die Kompagnien sind je 4 Offiziere, 244 Mann, 1 Fahrzeug stark. Im Territorialheer besteht ein Eisenbahnbataillon (das Cheshire Battalion) in Crewe, das 18 Offiziere, 514 Mann und 3 Fahrzeuge aufweist. Zur Leitung des militärischen Eisenbahnwesens sind das Engineer und Railway Staff Corps und das Railway-Engineer-Committee vorhanden. Der Kriegseisenbahnrat (War Railway Council) besteht aus einem Oberst als Vorsitzenden, 2 Mitgliedern aus der Marine, 2 aus dem Kriegsministerium und 6 Direktoren der großen Eisenbahngesellschaften.

G. Übrige europäische Staaten. Belgien besitzt eine Eisenbahnkompagnie in Antwerpen, die zu den Compagnies spéciales gehört. Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften aller Truppengattungen werden alljährlich zu einem Ausbildungskurs bei der Eisenbahnkompagnie kommandiert, um den Dienst der E. theoretisch und praktisch zu erlernen.

Bulgarien hat 1 Eisenbahnbataillon zu 4 Kompagnien (3 Bau- und 1 Betriebskompagnie) und 1 Telegraphenkompagnie.

Dänemark hat besondere E. bislang nicht aufgestellt.

Die Niederlande haben bei ihrem Genieregiment in Utrecht 1 Bataillon technische Truppen mit Stab, das in 1 Eisenbahn- und 1 Telegraphenabteilung von je 2 Kompagnien zerfällt. Außerdem hat das Regiment 1 Schul- und 1 Depotkompagnie. Auch bei den Truppen in Niederländisch-Indien besteht 1 Eisenbahn- und Telegraphenkompagnie in Tjisnahi. Von den 184 Mann einer Kompagnie, die außerdem 6 Offiziere hat, gehören 90 der Miliz an.

Portugal hat eine Eisenbahn- und eine Telegraphenkompagnie; sie gehören im Frieden dem Genieregiment an, das aus 2 aktiven und 1 Reservebataillon zu 4 Kompagnien besteht.

Rumänien besitzt 1 Eisenbahnbataillon zu 4 Kompagnien mit 1 Luftschifferabteilung. Der Kriegsstand beträgt 43 Offiziere, 1116 Mann, 224 Pferde, 46 Fuhrwerke.

Schweden besitzt keine E., läßt aber alljährlich Infanterie-, wie Kavalleriemannschaften einen Lehrgang in den Dienstzweigen der E. bei der nächsten Ingenieurkompagnie durchmachen.

Die Schweiz besaß bis zum 1. April 1912 einige Eisenbahnkompagnien mit einem, Bataillonsstab. Abweichend von dem Vorgehen anderer Staaten, die ihre E. durchwegs vermehrt haben, ist diese Truppe durch die Verordnung über die Organisation des Heeres vom 10. Oktober 1911 aufgelöst worden. Die ihr zufallenden Aufgaben im Kriege sind den Bundesbahnen überwiesen worden, über deren Personal nach der Mobilmachung von der Heeresverwaltung unbeschränkt verfügt werden kann.

Serbien hat im Frieden eine Eisenbahnkompagnie in Nisch beim zweiten Ingenieurbataillon; im Kriege eine Eisenbahnkompagnie für den Betriebsdienst mit 15 Offizieren, 257 Mann, 7 Pferden, 3 Fahrzeugen und eine Eisenbahnkompagnie[144] für den Zerstörungs- und Wiederherstellungsdienst mit 5 Offizieren, 403 Mann, 45 Pferden, 8 Tragtieren, 2 Fahrzeugen.

Spanien stellte 1876 zu Madrid zwei Eisenbahnkompagnien zu je 150 Köpfen und je vier Abteilungen für die verschiedenen Arbeiten und Dienstleistungen auf. Nach mehrfach wiederholten Änderungen und Verstärkungen besteht jetzt ein Eisenbahn- und ein Telegraphenbataillon zu je 4 Kompagnien. (Batallón de Ferrocarriles). Das Eisenbahnbataillon, das am 1. April 1885 gegründet wurde und seinen Standort in Madrid hat, zerfällt in zwei Abteilungen, eine für den Bau, die andere für den Betrieb; alle reservepflichtigen Eisenbahnbeamten des Landes sind ihm für den Kriegsfall unterstellt. Eine in Madrid 1884 errichtete technische Direktion für Militärkommunikation leitet den militärischen Dienst der Eisenbahnen. Am Riffeldzuge 1909 nahm eine Eisenbahnkompagnie teil; sie stellte zunächst die Eisenbahn im Rifgebiet, eine Bahn von 60 cm Spurweite, deren Anlagen ebenso wie ihre Betriebsmittel in sehr schlechtem Zustande waren, wieder her und führte auf ihr den Betrieb durch, der dem Heere sehr wertvolle Dienste leistete.

H. Türkei. Sie hat 2 Eisenbahnbataillone zu 600 Mann beim Baue der Hedjasbahn. Ein Eisenbahnbataillon zu 600 Mann (für die anatolischen Bahnen) in Konstantinopel ist in Bildung begriffen. Offiziere und Mannschaften machen zur Ausbildung noch auf der Bahn Hajdarpascha-Ismidt Dienst.

I. Japan. Bis zum Kriege mit Rußland 1904/05 hatte Japan nur ein Eisenbahnbataillon. In diesem Feldzuge wurde für militärische Zwecke eine Feldeisenbahn von Fusan über Söul und Widju nach Fönghwantschöng gebaut. Der erste, 850 km lange Teil dieser Eisenbahn war bei Ausbruch des Krieges bereits im Bau; seine Fortsetzung sowie die Strecken Port Arthur-Mukden-Tieling und Niutschwang-Hsinmintum wurden je nach dem Vorrücken der Truppen nach dem Inneren der Mandschurei hergestellt und in günstiger Weise zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen ausgenutzt.

Seitdem hat Japan, das sich stets die technischen Fortschritte anderer Länder zunutze macht, nach dem Beispiel der europäischen Staaten seine E. verstärkt und besitzt zurzeit 1 Eisenbahnregiment zu 3 Bataillonen von je 3 Kompagnien, das der Gardedivision unterstellt ist.

K. Amerika. Die Vereinigten Staaten von Amerika, die seinerzeit die Anregung zur Bildung von E. gegeben haben, besitzen keine Friedensformationen und haben zurzeit nur ein Pionierbataillon zu 4 Kompagnien ohne besondere Abteilungen für solche Aufgaben, für die anderwärts E. bestellt sind; die Stärke des Friedensstandes einer Kompagnie beträgt 4 Offiziere, 9 Unteroffiziere und 40 Mann.

Die Anforderungen an die E. sind mit fortschreitender Entwicklung der gesamten Verkehrstechnik im Laufe der Jahre immer größer geworden. So dehnten sich z.B. die Truppentransporte während des Russisch-Japanischen Krieges im Jahre 1904 bis auf eine Entfernung von 8560 km (Moskau-Port Arthur) aus, und auf der hierfür in erster Linie in Frage kommenden sibirischen Eisenbahn mußten umfangreiche Ergänzungs- und Erweiterungsbauten, darunter eine Eisenbahn über das Eis des Baikalsees, mit größter Beschleunigung ausgeführt werden. Dementsprechend zeigen auch die Leistungen der E., bezüglich derer im einzelnen auf die nachstehenden Veröffentlichungen sowie auf den Aufsatz im Arch. f. Ebw. 1912 S. 930 »Die Mitwirkung der Eisenbahn an den Kriegen in Mitteleuropa« verwiesen sein möge, ungewöhnliche Fortschritte.

Literatur: Jacqmin, Les chemins de fer pendant la guerre 1870/71. Paris 1874. – P. Lanoir, Les chemins de fer et la mobilisation. Paris 1897. – H. Budde, Die französischen Eisenbahnen im Kriege 1870/71. Berlin 1877. – HLW, Die Kriegführung unter Benutzung der Eisenbahnen. 1868; Dasselbe, neu bearbeitet von einem deutschen Stabsoffizier. Leipzig 1882. – Müller F. (Breslau), Die Tätigkeit unserer Feldeisenbahnabteilungen im Kriege 1870/71. Berlin 1896. – Frank, Erinnerungen ernster und heiterer Art an den Eisenbahnbetrieb im Kriege 1870/71. Wiesbaden 1899. – E. P. C. Girouard, History of the railways during the war in South Africa, 1899–1902. London 1903. – H. Budde, Die französischen Eisenbahnen im deutschen Kriegs betriebe 1870/71. Berlin 1904. – E. U. Zanantoni, Eisenbahnen im Dienste des Krieges und moderne Gesichtspunkte für deren Ausnutzung. Wien 1904. – Lehmann, Die Mobilmachung von 1870/71. 1905. – W. Stavenhagen, Verkehrs-, Beobachtungs- und Nachrichtenmittel in militärischer Beleuchtung. Berlin 1905. – Geschichte der Eisen bahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Wien 1898 und 1908. – H. Balck, Taktik. Bd. 4.: Eisenbahnen u.s.w. Berlin 1909. – Meyer, Der Krieg im Zeitalter des Verkehrs und der Technik. (Aus Natur und Geisteswelt) 1909. – Hille und Meurin, Geschichte der preußischen Eisenbahntruppen. Berlin 1910. – Stavenhagen, Grundriß der Befestigungslehre, sowie des Verkehrs- und Nachrichtenwesens. 4. Aufl. Berlin 1910. – Schmiedecke, Die Verkehrsmittel im Kriege. Berlin 1911. – Eisenbahnen im Kriege. Vortrag. Ann. f. Gew. u. Bauw. Jahrg. 1911. S. 127. Berlin. – Thurn, Verkehrsmittel im Kriege. (Wissen und Können.) Leipzig 1911. – Geschichte des Ostasiatischen Eisenbahnbataillons, bearbeitet im Auftrage der Inspektion der Verkehrstruppen. Berlin.

Wernekke.[145]

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1913, S. 139-146.
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