[309] Gerüstwagen; Tunneluntersuchungs-, Montage-, Oberleitungsuntersuchungs-, Turmwagen, (scaffold wagon; wagon à tréteaux; carro armatura), Wagen mit aufgebauten Arbeitsgerüsten zur Untersuchung des Bauzustandes der über Mannshöhe gelegenen Teile der Tunnelleibungen, zur Durchführung der nötigen Ausbesserungen in den Tunneln sowie zur Montage und Untersuchung der Oberleitungen elektrisch betriebener Bahnen.
Die Gerüstteile müssen innerhalb der lichten Durchfahrtsprofile der Bahn liegen, für die die G. bestimmt sind.
Durch die Verwendung von G. für Tunneluntersuchungs- und -unterhaltungszwecke kann die Herstellung fester Gerüste, die die freie Durchfahrtsöffnung beengen und selbst das Befahren der betreffenden Tunnelgleise auf längere Zeit unmöglich machen würden, entbehrlich werden.[309]
Um Ausbesserungen an beiden Seiten der Tunneln ohne Umstellen des G. von einem Gleis auf das andere vollführen zu können, werden an diesen Wagen vielfach drehbare Arbeitsbühnen angebracht. Ein G. der österr. Staatsbahnen für derartige Zwecke ist in Abb. 221 u. 222 dargestellt.
Auf dem Wagengestell (Plattform des Wagens) ist eine kreisförmige Laufschiene befestigt, auf der das Gerüst mittels vier Laufrollen (mit kegelförmigen Laufflächen ohne Spurkränze) aufruht. In der Mitte des Laufschienenkreises ist ein Drehzapfenlager angebracht, das derart ausgeführt wird, daß der obere Teil desselben das Unterteil des Lagers ringförmig übergreift, wodurch der eigentliche Drehzapfen nahezu entlastet wird und nur der sicheren Führung des Gerüstes dient.
Der Gerüstaufbau, der nach einer Richtung kranartig ausladet, dagegen senkrecht zu dieser, entsprechend der Tunnelleibung, symmetrisch angeordnet ist, hat stufenförmig übereinanderliegende Arbeitsplattformen a1, a2 und a3, die seitlich mit Geländern abgeschlossen und über drei Steigleitern d1, d2 und d3 zugänglich sind.
Zur Ausgleichung des Gewichts der überhängenden Gerüstteile dient der Ballastkasten g, der aus Winkel- und Flacheisen gitterartig hergestellt und auf den Unterzughölzern[310] des Gerüsts befestigt ist Als Ausgleichsgewichte werden meist Schienenstücke benutzt.
Ein G. zur Montage und Untersuchung elektrischer Oberleitungen wie er bei österr. Lokalbahnen vielfach verwendet wird, ist in Abb. 223 dargestellt.
Die Arbeitsbühne ist drehbar und in der Höhenrichtung mittels eines Windwerkes verstellbar. Zur Sicherung des Wagens an den Arbeitsstellen sind Schienenzangen vorgesehen.
In letzter Zeit werden G. vielfach als Akkumulatorentriebwagen gebaut und mit Aufenthaltsräumen für das Arbeits- und Fahrpersonal ausgestattet.
Ein derartiger zur Untersuchung elektrischer Oberleitungen bestimmter Wagen der preuß. Staatsbahnen ist in Abb. 224 dargestellt.
Auf einem eisernen Untergestell ist ein Wagenkasten und ein niederer Akkumulatorenraum angeordnet. Am Wagenkastendach ist eine um 90° nach jeder Seite schwenkbare und in jeder Stellung festzustellende, abnehmbare Arbeitsbühne und ein Erdungsbügel angebracht, während ein zweiter Erdungsbügel auf einem abnehmbaren Holzbock am Akkumulatorenkasten befestigt ist. Die zum Schutze des arbeitenden Personals notwendige Erdung[311] wird durch Stahldrahtbürsten, die an den Bahnräumern angeordnet sind und auf den Schienen schleifen, gesichert; das Betreten der Bühne ist überdies nur nach Hochstellung der Erdungsbügel möglich, da die Dachluke, durch die die Bühne vom Wageninnern über eine Leiter zugänglich ist, durch das Herabziehen der Bügel selbsttätig verriegelt wird. Für Arbeiten an Leitungen, die von der Bühne aus nicht unmittelbar durchgeführt werden können, ist eine zusammenlegbare Leiter vorhanden. Der Wagen ist außerdem mit einem auf der Bühne angeordneten Werktisch samt Schraubstock, einem transportablen Scheinwerfer, der normalen (elektrischen) Beleuchtungseinrichtung und einer Füllofenheizung ausgerüstet.
Werden solche Wagen für Untersuchungs- und Unterhaltungsarbeiten bei Tunneln verwendet, so wird vor und hinter der Bühne je eine Glühlampenreihe angeordnet, u.zw. eine nur über das Wagendach reichende zum Ableuchten der Tunneldecke und eine portalartige zum Ableuchten der Tunnelwände.
Ein derartiger Wagen der preuß. Staatsbahnen ist in Abb. 225 dargestellt.
Schützenhofer jun.
Buchempfehlung
Pan Tadeusz erzählt die Geschichte des Dorfes Soplicowo im 1811 zwischen Russland, Preußen und Österreich geteilten Polen. Im Streit um ein Schloß verfeinden sich zwei Adelsgeschlechter und Pan Tadeusz verliebt sich in Zosia. Das Nationalepos von Pan Tadeusz ist Pflichtlektüre in Polens Schulen und gilt nach der Bibel noch heute als meistgelesenes Buch.
266 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro