Jungfraubahn

[312] Jungfraubahn (Berner Oberland, Schweiz). Vgl. Art. Bergbahnen, Bd. II, Seite 211. Bis jetzt wohl die interessanteste Bergbahn in Europa, führt, von der kleinen Scheidegg ausgehend, im Innern von Eiger, Mönch und Jungfrau mitten in die großartigsten Gebiete des ewigen Schnees. Vgl. Abb. 176. Die kleine Scheidegg wird von Interlaken aus sowohl über Lauterbrunnen, als auch über Grindelwald erreicht.

Nicht weniger als drei verschiedene Konzessionsgesuche (Projekte Köchlin, Trautweiler und Locher) beschäftigten im Jahre 1890 die schweiz. Bundesversammlung. Diese Pläne sahen die Verlängerung der Berner Oberlandbahnen (s.d.) bis Stegmatten oder Stechelberg und von da einen kontinuierlichen oder stellenweise unterbrochenen Tunnel bis etwas unterhalb des Jungfraugipfels vor. Die Konzession für das jetzt in Ausführung begriffene Projekt erhielt Guyer-Zeller (s.d.) am 21. Dezember 1894 zuhanden einer zu bildenden Gesellschaft. In dieser Konzession wurde der sektionsweise Bau gestattet und es sind in der Tat dem Betriebe übergeben worden: Station Eigergletscher, 2323 m ü. M., am 19. September 1898, Station Eigerwand, 2868 m ü. M., am 18. Juni 1903, Station Eismeer, 3161 m ü. M., am 25. Juli 1905[312] und Station Jungfraujoch, 3457 m ü. M., am 1. August 1912 (9613 m schiefe Baulänge). Die letzte Strecke, von da bis zum Gipfel, wird gebaut. Die Konzession hatte vorgesehen, daß der Bundesrat die Genehmigung der Ausführungspläne für Strecken über 3200 m Höhe ü. M. erst erteilen werde, wenn nachgewiesen sei, daß Bau und Betrieb der Bahn in diesen Höhen Leben und Gesundheit der Menschen keine ausnahmsweisen Gefahren biete. Auf dem Gipfel erhielt die konzessionierte Gesellschaft das Expropriationsrecht nur insoweit, als sie das Land für die Bahnanlage nötig hat. Guyer-Zeller starb während des Baues. Der Jungfraubahntunnel führt bis 7∙1 km durch Hochgebirgskalk, dann durch Gneis. Am 31. Dezember 1912 waren auf den Bau 15∙0 Mill. Fr. verwendet, in welchem Betrage jedoch für die Kraftwerke Lauterbrunnen und Burglauenen samt Zuleitungen 3∙6 Mill. Fr. inbegriffen sind. Der Meteorologie, Physiologie, Biologie und Geologie leistet die Bahn wesentliche Dienste.

Im Sommer wird die J. vom 15. Mai bis 15. Oktober betrieben, u.zw. vom 1. Juni bis 1. Oktober mit täglich 12 Zügen in jeder Richtung nebst allfälligen Bedarfszügen. Im Winter verkehren vom 21. Dezember bis 28. Februar, im Anschluß an die Sportzüge der Wengerenalpbahn, täglich mehrere Züge bis Jungfraujoch und zurück.

Die Station Eigergletscher hat Restaurant, Post, Telegraph und Telephon. Die nachfolgenden Felsstationen haben Seitenstollen und Aussichtsfenster mit Geländern. Auf Station Eismeer befindet sich ein Restaurant mit einem Speisesaal für 200 Personen und ein Postbureau. Auf Station Jungfraujoch sind Buffet und Unterkunftslokale vorhanden.

Der Verkehr hat sich wie folgt entwickelt: 1899 wurden 43.719, 1900 50.092, 1911 86.067 Reisende befördert.

Dietler.

Abb. 176. Jungfraubahn.
Abb. 176. Jungfraubahn.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 312-313.
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