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[96] Ade lieb Mutter.« »Mit Gott mein Kind!«
Da pfeifts; ein Taschentuch flattert im Wind;
Der Abschiedsgruß der jungen Braut,
Die heute dem Gatten ward angetraut.
Hinhastet der hochaufächzende Zug,
Besiegend den Sturm im mächtigen Flug
Doch dort in der Ecke das junge Paar
Wird von dem Allem nichts gewahr!
Still, Arm um Nacken, Hand in Hand,
So fliegen sie durch das schneeige Land,
Ohn es zu achten, weltentrückt,
Voll seliger Träume, beglückend, beglückt.
[97] Es tauchte unter so Raum wie Zeit
Tief in dem Meere von Seligkeit,
Das durch die Herzen wogend rauscht,
Wann Liebe man um Liebe tauscht.
Genüber der lebensmüde Greis
Betrachtet die Beiden und flüstert leis:
»O gienge nimmer solch Glück vorbei,
War auch einst glücklich wie diese Zwei.«
»O Tod, du langsamer, falscher Knecht,
Wie übst du dein Amt so träg und schlecht;
Als einst ich genossen das höchste Glück
Das war deine Zeit; was hielt dich zurück?
Hin stürmt der Zug durch die Grafschaft Perth,
Wild stürmt die See in dem buchtigen Firth,
Darein der Tay seine Wogen stürzt,
Dess stürmisch Gefäll seinen Lauf verkürzt.
Doch stürmischer als des Zuges Flucht,
Und stürmischer als der Wogen Wucht
Erbraust und drängt und wogt der Orkan,
Der dröhnend umheult des Zuges Bahn!
Die Liebenden träumen vom ewigen Glück,
Des Greises Seele weilt weit zurück[98]
Da, plötzlich zittert und wankt der Pfad
Als sich der Zug der Brücke genaht
Ein Pulsschlag noch Wo blieb der Zug?
Wo blieben sie, die er landwärts trug?
Hinunter, hinab von der Brücke des Tay
Ward er gesenkt in tiefe See.
Der Sturm erbraust und heult wie vorher
Wild tost und schäumt und gischtet das Meer
Kein Zeichen, kein Trümmer verräth das Grab,
Dem der Tod so reiche Ernte gab.
Die junge Liebe, den müden Greis,
Sie mähte der Sturm auf des Tods Geheiß.
Doch hatte ihnen das Glück verliehn
Ein selig Lächeln als Gruß für ihn.
Von schweren Unglücks langem Bann
Erlöste der Tod den alten Mann
Die Liebenden aber hat er zart
Vor aller Trübung des Glücks bewahrt.