Bund, der

[1253] Der Bund, des -es, plur. die Bünde, von dem Participio der vergangenen Zeit des Verbi binden.

1. Der Zustand, da mehrere Körper mit einander verbunden, oder durch ein Band an einander befestiget sind; in welcher Bedeutung dieses Wort aber nur figürlich von demjenigen Zustande gebraucht wird, da sich mehrere Personen, und besonders ganze Staaten, zu gewissen Pflichten vereiniget haben, und in welcher es nur allein im Singular üblich ist. Mit jemanden im Bunde stehen. Rußland und Preußen haben Österreich mit in ihren Bund aufgenommen. S. die folgende Bedeutung, welche in den meisten Fällen mit dieser zusammen fließet.[1253]

2. Dasjenige, was zwey oder mehrere Körper mit einander verbindet, oder an einander befestiget; ein Band. 1) Eigentlich, in welcher Bedeutung dieses Wort nur in einigen bereits eingeführten Fällen üblich ist. So ist der Bund bey den Schlössern ein Band von Eisen, welches zwey ein wenig von einander entfernte Theile, besonders in einem Gitterwerke, umgibt und befestiget. Bey den Buchbindern sind die Bünde diejenigen Schnüre, worauf ein Buch geheftet wird, welche auch die Gebünde genannt werden. Bey den Feuerwerkern ist der Bund dasjenige, womit die Feuer- Leucht- Brand- und andern Kugeln von außen beschnüret werden, damit sie der Gewalt des Pulvers desto besser widerstehen, wo dieses Wort auch zuweilen die Art und Weise dieser Beschnürung ausdruckt. Daher der Trommelbund, der Rosenbund, der Ballenbund, der Schneckenbund, der Rippenbund u.s.f. Bey den Nähterinnen wird der doppelt eingeschlagene schmale Streif, womit ein Stück Wäsche, da wo es in Falten gereihet ist, eingefasset wird, ein Bund, und wenn es schmal ist ein Bündchen genannt. Die Glaser schwingen einen Bund, wenn sie die aufgeschlitzten Ecken des Fensterbleyes mit Zinn zugießen, wobey der Kolben mit einem Schwunge herum gedrehet wird. 2) Figürlich, der Vertrag, die Verabredung, wodurch sich mehrere Personen oder freye Staaten zu gewissen gegenseitigen Pflichten verbinden. Einen Bund mit jemanden machen. Den Bund brechen. Im Hochdeutschen ist der Plural in dieser Bedeutung nicht üblich, wohl aber im Oberdeutschen, und besonders in der Schweiz, wo die Verträge, welche die Cantons unter sich errichtet haben, sehr häufig die Bünde und Pündten genannt werden. Überhaupt kommt dieses Wort im Hochdeutschen in dieser ganzen figürlichen Bedeutung, auch wo es den Zustand bedeutet, außer der dichterischen Schreibart, immer seltener vor, indem das Wort Bündniß üblicher geworden ist. Dagegen wird es in der Deutschen Bibel sehr häufig in allerley ungewöhnlichen Verbindungen gebraucht, das göttliche Gesetz auszudrucken, welches daselbst als ein Bund Gottes mit dem Menschen vorgestellet wird; woraus denn auch die Zusammensetzungen Bundesengel, Bundessiegel, Bundeszeichen, Bundeshandlung, Bundesgnade u.s.f. erkläret werden müssen.

3. Mehrere mit einander verbundene Dinge. 1) Eigentlich. Dahin gehöret der Bund in dem Bretspiele, d.i. einige Paar ohne Zwischenraum auf einander folgende Steine. Einen guten Bund in dem Brete haben. Der Türkische Bund, eine Bekleidung des Kopfes bey den Türken, welche aus einem langen schmalen zusammen gebundenen, oder vielmehr gewundenen Stücke Zeuges bestehet. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt der Blumen heißt eine Art Lilien mit eingebogenen Blumen, deren Kronen zurück gerollet sind, der Türkische Bund, Lilium Martagon, L. welche an andern Orten Feldlilie, wilde Lilie, Goldwurzel genannt wird. In den meisten übrigen Fällen, wo dieses Wort zusammen gebundene Körper bedeutet, ist es im Hochdeutschen ungewissen Geschlechtes. S. das folgende. 2) Figürlich, mit einander verbundene Staaten oder Personen. In dieser Bedeutung ist es nur im Oberdeutschen, und besonders in der Schweiz gebräuchlich, wo die drey Republiken der Graubünde, der graue oder obere Bund, der Bund des Hauses Gottes, und der Bund der zehen Gerichte, alle drey zusammen genommen aber, die drey Bünde, oder die Graubünde genannt werden.

Anm. Woher die bey den Falkenieren üblich R.A. komme, der Falk macht einen Bund, d.i. einen Bogen, wenn er auf ein Thier stößet, ist mir unbekannt. Im Dän. lautet dieses Wort gleichfalls Bund, im Schwed. Bunt. In Boxhorns Glossen wird Winiscat durch foedus übersetzt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1253-1255.
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