Fieber, das

[145] Das Fieber, des -s, plur. von mehrern Arten, ut nom. sing. 1) Eine Krankheit bey Menschen und Thieren, welche überhaupt in einem geschwindern Umlaufe des Blutes durch das Herz und die Blutgefäße bestehet, durch eine krampfhafte Zusammenziehung in den kleinern Gefäßen verursacht wird, und nach Verschiedenheit der Umstände von sehr verschiedener Beschaffenheit ist. Das einfache Fieber, wenn es den Kranken allein befällt. Das verwickelte Fieber, welches noch mit andern Krankheiten verbunden ist. Ein auszehrendes Fieber, welches mit einer Auszehrung verbunden ist. Das phthisische Fieber, welches mit der Vereiterung eines Theiles der Eingeweide verbunden ist. Ein nachlassendes Fieber oder Wechselfieber, bey welchem der Anfall alle Mahl zu gewissen Zeiten kommt, und hernach wieder nachlässet. Ein anhaltendes Fieber, welches ohne gesunde Zwischenräume fortdauert. Das hitzige Fieber oder Entzündungsfieber, welches aus einer Zähigkeit des Geblütes und aus dessen Neigung zu Entzündungen entstehet. Das faule Fieber, S. Faulfieber. Ein bösartiges Fieber, welches sich durch besonders schwere Zufälle und größere Todesgefahr von andern unterscheidet u.s.f. 2) In engerm Verstande pflegt man im gemeinen Leben das kalte Fieber, oder das vornehmste unter den Wechselfiebern, nur schlechthin das Fieber zu nennen, welches sich insgemein mit einem Froste anfänget, worauf eine widernatürliche Hitze und endlich ein Schweiß folget. Das tägliche oder alltägliche Fieber, Febris quotidiana, wo sich diese Zufälle alle Tage einstellen. Das dreytägige Fieber, Febris tertiana, wenn sie über den andern Tag kommen. Das viertägige Fieber, wenn sie über den dritten Tag kommen, und dem Patienten zwey gute Tage lassen. Das eiskalte Fieber, wo der Patient allein vom Froste, ohne Hitze leidet u.s.f.

Anm. Dieses Wort ist durch die Ärzte aus dem Latein. Febris gebildet worden, welches Frisch von dem Griech. πυρετος, und mit demselben von πυρ, Feuer, ableitet, so daß die mit dieser Krankheit verbundene Hitze den Grund der Benennung enthält. Indessen gebraucht schon Willeram das Wort Fieber, und Tatian Fiobar, Fieber, womit auch das Engl. Feaver und Fever, das Dän. Feber, das Franz. Fievre, das Ital. Febbre, und das Pohln. Febra überein kommen. In den gemeinen Mundarten heißt das kalte Fieber, nur das Kalte, das Kaltweh,[145] Schwed. Kolda, Frossa, der Frörer, und in Schwaben und am Rheinstrome der Ritt, oder Ritten, in den Monseeischen Glossen Ritun, bey dem Raban Maurus Ritto, im Isländ. Rida, weil der Patient dabey von dem Froste gleichsam gerüttelt wird. S. Friesel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 145-146.
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