[702] Der Glaube, des -ns, dem -n, u.s.f. plur. die -n, von dem folgenden Zeitworte glauben.
I. In dessen veralteten thätigen Bedeutung, vermittelst eines Handschlages versprechen, und in weiterer Bedeutung versprechen überhaupt, die Zusage, das Versprechen und deren Erfüllung; ohne Plural. In welcher Bedeutung es nur noch im gemeinen Leben in den R.A. üblich ist, er hält weder Treu noch Glauben, auf guten Treu und Glauben, ich nehme es auf Glauben, auf das Wort. S. Glauben Anm.
II. In der mehr intransitiven Bedeutung, für wahr halten.
1. Als ein Abstractum, ohne Plural.
1) In der weitesten Bedeutung, der Beyfall, welchen man einem Satze gibt, der Zustand des Gemüthes, da man eine Sache für wahr hält. Keinen Glauben an Gespenster haben, ihr Daseyn nicht glauben. Bleiben sie bey dem Glauben, in der vertraulichen Sprechart, fahren sie fort, das zu glauben. Wenn er nur den Glauben hat, wenn er dieses nur glaubet, oder sich einbildet.
2) In engerer Bedeutung, der Beyfall, welchen man einem Satze gibt, um des Zeugnisses eines andern willen.
(a) Eigentlich. Einer Sache Glauben beymessen, geben, sie glauben. Einer Person Glauben beymessen oder geben, ihr glauben um ihres eigenen Zeugnisses willen. Einer Sache oder Person Glauben zustellen, für beymessen oder geben, ist in der edlen Schreibart veraltet. Das ist über allen Glauben, kann unmöglich geglaubet werden. Einer Person oder Sache allen Glauben versagen. Ich werde bey ihm hoffentlich leicht Glauben finden, er wird mir hoffentlich leicht glauben. Zuweilen auch die Eigenschaft, vermöge welcher man jemanden um seines bloßen Zeugnisses willen Beyfall geben kann, die Glaubwürdigkeit. Durch mehrmahlige Unwahrheiten bringet man sich um allen Glauben. Du hast allen Glauben bey mir verloren.
(b) In einigen engern Bedeutungen. α) Im Handel und Wandel, der Beyfall, welchen man der Versicherung eines andern, und im engsten Verstande, seiner versprochenen Bezahlung oder Vergütung, um seines bloßen Zeugnisses willen gibt; der Credit. Ich habe ihm die Waare auf Glauben gegeben. Einem Glauben geben, d.i. Credit. Ingleichen auch hier subjective. Du hast keinen Glauben mehr bey mir, keinen Credit. Seinen Glauben retten, seinen Credit. β) In der Theologie, der Beyfall, welchen man den Zeugnissen Gottes um der Versicherung Gottes willen gibt; in welcher Bedeutung dieses Wort in der Bibel und der biblischen Schreibart unter verschiedenen Einschränkungen üblich ist. (1) In der engsten Bedeutung, die Erwartung der Erfüllung aller Zusagen von Gott als unausbleiblich, um des göttlichen Zeugnisses willen. Der wahre Glaube, der selig machende Glaube, im Gegensatze des Mund-, Wahn-[702] und Heuchelglaubens. (2) In weiterer Bedeutung, die Fertigkeit, alle göttliche Aussprüche und Versicherungen für untrieglich zu halten. (3) In noch weiterer Bedeutung, die Erwartung der möglichsten Besserung seines Zustandes allein von Gott, um des göttlichen Zeugnisses willen; in welchem Verstande der Glaube auch die Hoffnung mit in sich begreift. Der Glaube an Gott. In allen diesen drey Bedeutungen findet so wohl ein wahrer und selig machender Glaube, als auch ein todter und falscher Glaube Statt. (4) In der weitesten Bedeutung bezeichnet es oft die ganze übernatürliche Fertigkeit rechtmäßiger Veränderungen. Dahin die biblischen R.A. gehören, im Glauben beharren, Glauben halten, den Glauben bewahren u.s.f.
2. Als ein Concretum, dasjenige was geglaubet wird, der Gegenstand des Glaubens; in welcher Bedeutung, die auch den Plural leidet, dieses Wort in folgenden Fällen üblich ist. 1) Eine kurze Formel der Glaubenslehre, der Inbegriff der wesentlichsten Glaubenswahrheiten; das Glaubensbekenntniß. Daher der apostolische Glaube, der Athanasische Glaube. Den Glauben bethen, das Glaubensbekenntniß hersagen. 2) Der ganze Umfang aller Glaubenslehren, die jemand glaubet, die Religion. Der Jüdische Glaube, der christliche Glaube, der Türkische Glaube. Einen Glauben annehmen, bekennen. Seinen Glauben verläugnen. Weß Glaubens bist du? zu welcher Religion bekennst du dich?
Pflanzt Glauben mit dem Schwert und dünget sie mit Blut,
Hall.
Ein allgemeiner Christ,
Der aller Glauben Glied und keines eigen ist,
Hall.
Anm. In allen diesen Bedeutungen im Isidor Chilaubi, Chilaupnisse, bey dem Kero Kilauba, bey dem Ottfried Gilouba, bey dem Willeram Geloube und Lowa, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter Loube, im Nieders. Love und Glove, im mittlern Lat. Credentia und Credulitas. Das e am Ende ist das e euphonicum; die härtere Oberdeutsche Mundart schreibt nur Glaub, und spricht Glaup.