[1823] 3. Der Kummer, des -s, plur. inus. 1. * Eigentlich, das laute Stöhnen, Ächzen, Wimmern und Jammern; eine veraltete Bedeutung, in welcher dieses Wort noch 1 Chron. 4, 9 vorzukommen scheinet: ich hab ihn mit Kummer gebohren. 2. In figürlichem Verstande. 1) Der Mangel an den Nothwendigkeiten des Lebens; doch nur noch in einigen R.A. Hunger und Kummer leiden. In großem Kummer stecken. Wohin auch Ezech. 4, 16 zu gehören scheinet: daß sie das Brot essen müssen nach dem Gewicht, und mit Kummer, und das Wasser nach dem Maß mit Kummer trinken, d.i. so daß es zu ihrer Nothdurft kaum hinreicht. S. Kümmerlich. 2) Im gewöhnlichsten Verstande, ein hoher Grad des Grames, d.i. der anhaltenden Betrübniß über ein Übel. Kummer haben, empfinden. Vor Kummer nicht schlafen können. Einem Kummer machen, verursachen. Sich des Kummers entschlagen. Einem den Kummer benehmen. Keinen Kummer haben. Sich Kummer über etwas machen. In weiterer Bedeutung wird es in kümmern, bekümmern und kummerlos auch für Sorge überhaupt gebraucht. Eigentlich hat es so wie andere Wörter dieser Art keinen Plural; nur bey den Dichtern findet man ihn zuweilen.
Den Seraph durchdrangen zärtliche Kummer,
Klopst.
Anm. Bey dem Stryker Chumber, bey andern Dichtern des Schwäbischen Zeitalters, die es auch für Schmerzen gebrauchen, Kumber, im Nieders. und Dän. gleichfalls Kummer, im Engl. [1823] Cumber, im Schwed. Bekymmer, im Wallis. mit einer andern Ableitungssylbe Cymmwy. Es stammet vermittelst der Sylbe er von dem im Hochdeutschen veralteten Zeitworte kumen, ächzen, stöhnen, weinen, Nieders. quimen, Holländ. kuymen, her, welches sich noch mehrmahls bey dem Ottfried findet. Inti kumta thaz ser, und beweinete dieses Unglück. Oder vielmehr kümmern ist das Intensivum oder Frequentativum von kumen, so wie jammern, Lat. gemere, und wimmern, von den veralteten Zeitwörtern jamen und wimen, wohin auch weinen und winseln gehören. S. auch Kaum. Gram und Kummer werden gemeiniglich als gleichbedeutend angesehen. Allein da sich Gram mehr auf die Gesichtszüge, Kummer aber zunächst auf den Ausdruck der Empfindung durch Töne beziehet, so scheinet dieses einen stärkern Grad als jenes zu bezeichnen.