Nonne (3), die

[518] 3. Die Nonne, plur. die -n, Diminut. das Nönnchen, Oberd. Nönnlein, eine gottesdienstliche Person weiblichen Geschlechtes, welche sich in Gemeinschaft mit andern dem ehelosen Stande widmet. 1) Eigentlich, wo überhaupt alle solche in Gemeinschaft lebende Personen weiblichen Geschlechtes, welche über dieß noch das Gelübde der Armuth und des Gehorsames auf sich haben, Nonnen genannt werden. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung sind es nur die zum eigentlichen Gottesdienste gewidmeten Personen dieser Art, welche in der anständigern Sprechart auch wohl Klosterfrauen, Ordensfrauen, Chorfrauen, genannt werden, zum Unterschiede von den Schwestern oder Klosterschwestern, welche die niedrigen häuslichen Geschäfte in den Klöstern verrichten. 2) Figürlich, wird wegen einer Ähnlichkeit in der Gestalt, eine Art weißlicher Taucher mit einem schwarzen Kopfe in einigen Gegenden[518] die Nonne oder schwarze Nonne genannt. Bey den neuern Schriftstellern des Insecten-Reiches führet auch eine Art Nachtfalter, Phalaena Bombyx monacha L. den Nahmen der Nonn.

Anm. Im Nieders. und Dän. Nunne. Das Wort ist in diesem Verstande alt, indem es schon bey dem Hieronymus vorkommt. Der Ursprung desselben ist indessen so ausgemacht noch nicht. Einige halten es für ein Ägyptisches Wort, andere leiten es von dem Griechischen μονοςab. Allein da es ehedem ein Ehrenwort war, welches jüngere Personen ältern aus Achtung gaben, und auch von männlichen Personen gebraucht wurde, so reicht diese Ableitung nicht hin. Nonnones, Nonnanes heißen im mittlern Lat. die alten Armen, welche bey den Kirchen verpfleget wurden. Nonnos, sagt Papias, vocamus majores ob reverentiam, nam intelligitur paterna reverentia. Und in der Regel des heil. Benedicts heißt es: Juniores autem Priores suos Nonnos vocent, quod intelligitur paterna reverentia. Mehrere Beyspiele hat Du Fresne gesammelt. So wie man nun die bejahrten Mönche aus Achtung Patres, Väter, nannte, so nannte man sie auch Nonnos, und die Klosterfrauen Nonnas, beyde aber zusammen genommen, Nonnones und Nonnanes. Ja dieses Wort wurde so wie Pater den eigenthümlichen Nahmen oft vorgesetzet; Nonnus Fredericus Monachus, bey dem Cäsarius. Von den Mönchen ist es mit der Zeit veraltet, von den Klosterfrauen aber ist es geblieben. So fern nun der Begriff des Alters in diesem Worte der herrschende ist, so fern kommt es auch mit dem Griech. νεννος Vaterbruder, ναννƞ Mutterschwester, ja mit unserm Ahn selbst überein, denn das N ist, wie mit so vielen Wörtern bewiesen werden kann, oft ein sehr zufälliger Vorschlag. Im Ital. ist Nonno der Großvater, und Nonna die Großmutter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 518-519.
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