Pumpernickel, der

[864] Der Pumpernickel, des -s, plur. inus. eine Benennung des groben Brotes der Westphälinger, welches aus zwey Mahl geschrotenem und nicht gesiebtem Rocken, der also seine Kleye bey sich behält, bereitet wird. Indessen ist diese Benennung in Westphalen selbst nicht üblich, wo man dieses Brot grobes Brot zu nennen pflegt, sondern sie ist nur bey den Nachbarn und Ausländern im Gange. Um dieses Umstandes willen kann es seyn, daß diese Benennung einen scherzhaften Ursprung hat, und die gemeinste Meinung ist, daß sie von einem durchreisenden Franzosen herrühre, welcher in Westphalen Brot gefordert, bey dessen Erblickung aber gesagt habe, daß es bon pour Nickel sey, da denn einige hinzu setzen, daß sein Bedienter Nickel geheißen habe, andere aber unter dem Worte Nickel ein kleines Pferd verstehen, S. dieses Wort. Doch die ganze Ableitung siehet einem Mährchen sehr ähnlich, ob sie gleich manchen wichtig genug geschienen, um ihretwillen die ganze Schreibart des Wortes, der gewöhnlichsten Aussprache zuwider, zu ändern und Bompernickel zu schreiben. Brauchte man ja eine possierliche auf Muthmaßung gegründete Ableitung, so könnte man auf das in den niedrigen Sprecharten übliche pumpen, pedere, Pumper und Pumps, Peditum, Crepitus ventris, rathen, weil dieses grobe Brot, wegen der noch bey sich habenden Kleye einem ungewohnten Magen leicht Blähungen verursachen kann. Nickel ist in den gemeinen Sprecharten oft eine verächtliche Benennung eines jeden Dinges. In dem Dieskauischen Marktflecken Nercha bey Grimma wird ein starkes Bier gebrauet, welches gleichfalls Pumpernickel heißt. In Baiern sagt man auf dem Lande: wo es gebräuchlich ist, da legt man wohl eine Kuh in das Bett, und singt den Pumpernickel dazu, d.i. ländlich, sittlich; wo es aber aus Pumpermette verderbt zu seyn scheint.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 864.
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