Wiese, die

[1540] Die Wiese, plur. die -n, ein Stück Land, welches zu Gras geheget wird, besonders wenn es einen niedrigen feuchten Boden hat. Das ist Wasser auf seine Wiese, wie man auch sagt, das ist Wasser auf seine Mühle, das ist seinen Wünschen, seinen Absichten gemäß.

Anm. Bey dem Strycker Wise, im Nieders. Wische, im Slavon. Vasha. Der Begriff der Feuchtigkeit scheinet dem Worte wesentlich anzukleben, indem man einen hoch gelegenen Grund, auch wenn er zu Gras geheget wird, zwar einen Anger, aber keine Wiese, nennt. Im Angels. ist Waes Feuchtigkeit, und im alten Englischen Wos, Woose, ein Sumpf. S. auch 1 Wasen. Unser Wasser ist davon bloß eine intensive Form, eine Menge Feuchtigkeit zu bezeichnen. Im Anspachischen scheint man eine Wiese und eine Wäße zu unterscheiden; denn so heißt es in einer gewissen Verordnung von 1772: die Mühle ist befugt, 9 Tagewerk Wiesen und 13 Tagewerk Wääsen gemeinschaftlich zu behüten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1540.
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