Wind, der

[1552] Der Wind, des -es, plur. die -e. 1. Die starke Bewegung eines beträchtlichen Theiles der Luft-Masse. Der Grad der Stärke unterscheidet den Wind von der schwächern Luft und Lüftchen und dem stärkern Sturme. Wind machen, die Luft in eine starke Bewegung setzen. Es gehet ein Wind, ein starker Wind. Es enstehet ein Wind. Der Wind erhebt sich. Der Wind hat sich gelegt. Einem Schiffe den Wind abschneiden, sich mit seinem Schiffe so legen, daß der Wind den Pulverdampf auf das feindliche Schiff wehen muß. An den Wind steuern, eben das. das Vordertheil gegen den Wind wenden, um mit einem Seitenwinde zu fahren. Bey dem Winde liegen, eben das. die Segel so stellen, daß sie keinen Wind fassen. An den Wind kommen, sich mit seinem Schiffe nahe an ein anderes legen, als ob man gegen dessen Strich steuerte. Das Schiff läuft durch den Wind, wenn es sich wider Willen des Steuermannes umdrehet. Der Wind springt, wenn er schnell von einer Richtung zur andern gehet. Unter dem Winde eines Schiffes seyn, zwischen sich und der Gegend, aus welcher der Wind kommt, ein anderes Schiff haben. Einem vor dem Winde seyn, der Gegend, woher der Wind kommt, näher als ein anderes Schiff seyn. Figürliche Ausdrücke sind: den Mantel nach dem Winde hängen, sich in die Zeit und Umstände schicken: in den Wind reden, etwas in den Wind sagen, vergeblich reden, ohne daß es Eindruck mache; etwas in den Wind schlagen, es nicht achten; in den Wind bauen, sich vergebliche Hoffnung machen. 2. Die Bewegung einer in den Gedärmen verschlossenen Luft, wie Blähung; in welcher Bedeutung es in dem Plural am häufigsten ist. Das Gemüse[1552] macht Winde. Von Winden geplagt werden. 3. Figürlich. (a) Geräusch ohne Wirklichkeit, besonders ein solches Wortgeräusch; ohne Plural. Wind machen, prahlen, Unwahrheiten erzählen. Mit Wind handeln. Glaube es nicht, es ist lauter Wind. (b) Geheime, dunkele Nachricht; im gemeinen Leben, auch ohne Plural. Wind von etwas bekommen. In der Schweiz ist Nachwind so viel als Nachricht. (c) * Ein Windspiel, oder Windhund; im Hochdeutschen veraltet.

Anm. Dieses alte Wort lautet von des Kero Zeiten an, und in allen verwandten Mundarten, von dem Ulphilas an, unverändert Wind. So einfach es zu seyn scheinet, so ist es doch von wehen abgeleitet, und vermuthlich aus wehend zusammen gezogen. Das Lat. Ventus ist genau damit verwandt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1552-1553.
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