Frankfurt am Main

[47] Frankfurt am Main, eine berühmte Reichsstadt an den Fränkischen Gränzen in der Wetterau, zum Oberrheinischen Kreise gehörig, welche durch den dazwischen fließenden Main in zwei vermittelst der Mainbrücke zusammenhängende Theile getheilt wird, von denen der größere Frankfurt, der kleinere Sachsenhausen heißt. Frankfurt ist keine eigentliche Festung, aber doch durch Mauern und Wälle und einem breiten mit Wasser angefüllten Graben vor Ueberrumpelung gesichert. Die Volksmenge beträgt 43,000, ungerechnet 7000 Juden, welche in einer besondern Gasse beisammen wohnen. Frankfurt ist ein beträchtlicher Handelsort; und es werden daselbst jährlich zwei Messen gehalten, von denen die eine zu Ostern, die zweite im August und September fällt. Die jedesmahlige Kaiserwahl und gegenwärtig zugleich auch die Kaiserkrönung (welche letztere, der goldenen Bulle gemäß, eigentlich zu Aachen sein soll) zieht nicht minder eine zahlreiche Menge Menschen dahin. Das dasige Rathhaus, welches in diesem Falle besonders wichtig ist, wird der Römer genannt. In Rücksicht auf die Cultur behauptet Frankfurt einen vorzüglichen Rang unter Deutschlands Städten; ein Vorzug, den es zum Theil den dortigen Reformirten verdankt, welche auch 1554 daselbst eine Kirche erhielten, die ihnen aber 1561 wieder genommen wurde, seit welcher Zeit sie ihren Gottesdienst in dem benachbarten Hanauischen Flecken [47] Bockenheim halten. In der Nachbarschaft von Frankfurt befindet sich das Schlachtfeld bei dem Dorfe Bergen (wo die Franzosen 1759 eine Schlacht gewannen), die schöne Stadt Hanau, das berühmte Wilhelmsbad, wie auch die Bäder Wisbaden, Schwalbach, Schlangenbad. – Zwei Mahl in dem gegenwärtigen Kriege wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt. Das erste Mahl zog, nach Custineʼs schnellem Vorrücken in Deutschland, General Neuwinger am 22. Octbr. 1792, den Tag nach der Einnahme von Mainz, in Frankfurt ein: da aber Custine bald von den Preußen und Hessen zurückgedrängt wurde, und in Frankfurt eine zu schwache Besatzung ließ; welche durchaus unfähig war, einem vorherzusehenden Angriff zu widerstehen (wiewohl er dem Commandeur derselben, dem General Helden, sich bis aufs äußerste zu wehren befahl); so wurde diese Stadt d. 2. Dec. d. J. von den genannten Armeen wieder erobert. Das zweite Mahl rückten die Franzosen in dem merkwürdigen Sommer 1796 in Frankfurt ein, nachdem Jourdan d. 13. Jul. den unter der Gewalt der Oestreichischen Besatzung stehenden Rath vergebens zur Uebergabe aufgefordert hatte und 180 Häuser ein Raub der Flammen geworden waren. Allein zu Folge der günstigen Wendung, die der Krieg zu Ende des Sommers für die Deutschen nahm, räumten die Franzosen in der Nacht vom 7. auf den 8. September Frankfurt wieder, das sie seit dem 16. Jul. besetzt hatten.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 47-48.
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