Main [2]

[126] Main (bei den Römern Moenus, im Nibelungenlied Möna), rechter Nebenfluß des Rheins, entsteht aus zwei Quellflüssen, dem Weißen und dem Roten M. Der Weiße M. entspringt im Fichtelgebirge, am Ochsenkopf, 894 m ü. M., der Rote M. in einer Höhe von 480 m unter dem Felsen des sogen. Gottesfeldes am Fränkischen Jura. Die Vereinigung beider Quellflüsse findet 4 km unterhalb Kulmbach (295 m ü. M.) statt. Der M. fließt darauf in nach NW. gerichteter, gleichmäßig breiter Talsohle 30 km weit fort. Erst nachdem er die Rodach von N. her aufgenommen, verbreitert sich das Tal. Unweit der Einmündung der Rodach wendet er sich nach S., um in den flachen Kessel von Bamberg, eine fruchtbare Landschaft, einzutreten. Von rechts her strömen ihm hier Itz und Baunach zu, links mündet in der Nähe von Bamberg die Regnitz. Der Mittelmain (bis zum Durchbruch zwischen Spessart und Odenwald) bildet einen der merkwürdigsten Flußläufe Deutschlands. Indem die Haßberge und der Spessart sich sägezähneartig nach S. vorstrecken und in ihre Zwischenräume der Steigerwald und Odenwald eindringen, lassen sie eine Rinne offen, in welcher der M. dahinströmt und sechs ziemlich gleich große Flußstücke bildet, von denen immer zwei unter mehr oder weniger spitzen Winkeln aneinander stoßen. Es lassen sich hier leicht unterscheiden die nach NW. gerichtete Strecke Bamberg[126] -Schweinfurt, das nach N. offene Maindreieck Schweinfurt-Marktbreit-Gemünden und das ebenfalls nach N. offene Mainviereck Gemünden-Homburg-Miltenberg-Aschaffenburg. Die nach NW. gerichtete Strecke hat die Haßberge und den Steigerwald zur Seite. Bei Schweinfurt beginnt das Dreieck. Hier liegen, von ununterbrochenen Weingeländen umgeben, am Fluß Kitzingen, an der Dreieckspitze Marktbreit und Ochsenfurt, dann Würzburg. Unweit der Dreieckspitze mündet rechts die Kleine Wern. Bei Gemünden, wo Dreieck und Viereck aneinander stoßen, mündet der größte rechte Nebenfluß, die Fränkische Saale, die sich unmittelbar vor der Mündung mit der Sinn vereinigt hat. Das Mainviereck umfaßt den Spessart, indem die westliche Seite zwischen diesem und dem Odenwald durchbricht. Auf der ziemlich gerade nach S. gerichteten östlichen Seite des Vierecks liegt Lohr an der Mündung des gleichnamigen Flüßchens. Die Südlinie des Vierecks ist das interessanteste Stück des ganzen Laufes. Hier liegen Wertheim, Stadtprozelten, Freudenberg und an der südwestlichen Ecke des Vierecks Miltenberg. Die Westseite des Vierecks endet bei Aschaffenburg. Der bedeutendste Nebenfluß des Mainvierecks ist die bei Wertheim von links her einmündende Tauber. Bei Miltenberg endet auf derselben Seite die Mudau und weiter unten der Mümling und die Gersprenz, beide aus dem Odenwald kommend. Der Untermain hat bis Hanau nordwestliche Richtung und nimmt dort von rechts her die Kinzig auf. Bei Hanau wendet sich der Fluß nach SW. und erhält rechts die Nidda vom Vogelsberg her. Unter den am M. liegenden Ortschaften ist hier außer Offenbach und Frankfurt besonders die Weinstadt Hochheim zu nennen. Mainz gegenüber ergießt der 210 m breite M. seine gelbe Flut in die grünliche des Rheins. Der M. ist 495 km lang und 390,1 km weit, von der Regnitzmündung ab, schiffbar; jedoch wird der Verkehr durch die ungenügende und zu wenig gleichmäßige Wasserfülle und die gewaltigen Krümmungen erschwert. Durch den Ludwigskanal (s. d.) ist der M. mittels der Altmühl mit der Donau in Verbindung gebracht. 1903 passierten den M. bei Frankfurt auf der Bergfahrt 3938 Frachtschiffe mit 1,155,000 Ton. Ladung. Auf der Talfahrt gingen durch 2959 Schiffe mit 150,000 T. Ladung, außerdem 13,000 T. Floßholz. Die Dampfschiffahrt auf dem M. ist neuerdings wieder aufgenommen worden. Zunächst wurde bis Aschaffenburg eine Kette zur Schleppschiffahrt gelegt, der Fluß kanalisiert und in Frankfurt ein schöner Hafen gebaut. In politischer Beziehung sprach man von einer Mainlinie (s. d.). Vgl. Ulrici, Das Maingebiet in seiner natürlichen Beschaffenheit etc. (Kassel 1885); Schanz, Die Kettenschleppschiffahrt auf dem M. (Bamb. 1893) und Die Mainschiffahrt im 19. Jahrhundert (das. 1894); Faber, Zur Hydrographie des Maingebiets (Münch. 1895); Lill, Maintal, M. und Mainschiffahrt (Berl. 1904); Köberlin, Der Obermain als Handelsstraße im spätern Mittelalter (Leipz. 1899); Heubach, Die zukünftige Verkehrsentwickelung auf dem regulierten M. (das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 126-127.
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