[358] Die Sonne. Kein Wunder, wenn dieser erhabene, schöne, wohlthätige und alles belebende Himmelskörper von den ältesten Völkern für das höchste Wesen gehalten und daher mit göttlicher Verehrung betrachtet wurde! Eben so wenig ist es zu verwundern, daß man die Sonne unter so mancherlei Sinnbildern dargestellt erblickt, z. B. ein Auge in einem Nimbus (Strahlenkranze) – die aufgehende Sonne durch den Phöbus (Apoll) auf seinem Wagen, welcher, von Glanz und Licht ganz umgeben, aus dem Meer emporsteigt; oder die untergehende Sonne – wie sie sich mit einbrechender Nacht in das Meer senkt etc.
Es ist eine ganz und auch den Alten schon bekannte Sache, daß die Sonne den Wechsel des Tages und der Nacht, den Wechsel der Jahreszeiten, die ab- und zunehmenden Tageslängen, die verschiedenen Temperaturen in den verschiedendsten Erdstrichen etc. hervorbringe. Auch stützten die Alten ihre Zeitrechnung mit auf den scheinbaren Umlauf dieses Himmelskörpers. Allein die neuere Astronomie hat nun hierin weit größere und richtigere Entdeckungen gemacht. Denen zu Folge erleuchtet die Sonne nicht blos die Erde, sondern auch die übrigen Planeten und deren Monden; alle diese Körper bilden mit einander ein einziges System, in welchem die Sonne den vorzüglichsten Platz einnimmt, und um welche die übrigen Hauptkörper, als untergeordnet, in bestimmten Laufbahnen umhergetrieben werden: sie ist zugleich für alle übrigen die Quelle des Lichts und, aller Wahrscheinlichkeit nach, auch der Wärme und Fruchtbarkeit. Die Sonne scheint nicht nur mit den übrigen Gestirnen der täglichen Bewegung zu folgen, sondern sie verändert auch unter den Fixsternen ihren Ort unaufhörlich, zeigt mithin eine eigne Bewegung, nach welcher ihr Mittelpunkt langsam von Abend gegen Morgen fortzurücken und binnen einem Jahre einen völligen Umlauf um den Himmel zurückzulegen scheint: diesen Lauf nennt man die Ekliptik (Sonnenbahn). Die Sonne steht von unserer Erde viel [358] weiter ab. als der Mond: die Größe dieser Entfernung aber ist eine der subtilsten in der Astronomie, worüber man nur erst seit etwa 40 Jahren zu einiger Gewißheit gelangt ist und wo man ausgerechnet hat, daß die Sonne 20,628,000 geographische Meilen von uns entfernt, sonach 400 Mal weiter von uns entfernt ist, als der Mond; und daß eine Kanonenkugel 25 Jahre und 10 Monat würde zu fliegen haben, ehe sie dahin käme. Im Durchmesser hat dieser erstaunenswürdige Körper 193,886 geograph. Meilen, und es würden III Erdkugeln in gerader Linie auf demselben Platz haben. – Uebrigens weiß man nur von der Oberfläche der Sonne, daß sie leuchtet; von dem Innern derselben weiß man freilich nichts bestimmtes zu sagen. Zu vermuthen ist es, daß sie innerlich ein dunkler Körper und blos mit jenem leuchtenden Ueberzug versehen sei.
Goetzinger-1885: Sonne und Mond
Herder-1854: Wasserziehen der Sonne · Sonne
Lueger-1904: Höfe und Ringe um Sonne und Mond
Meyers-1905: Wasserziehen der Sonne · Sonne · Meteorische Sonne
Pierer-1857: Durchgang der unteren Planeten Mercur u. Venus durch die Sonne · Stillstand der Sonne · Ungebildete Sonne · Währe Sonne · Sonne [2] · Fire Sonne · Sonne peilen · Sonne [1]