[282] Sonne (Sol), ein Fixstern, d.h. ein solcher Himmelskörper, welcher eigenes Licht u. Wärme ausstrahlt u. seinen Ort im Weltenraume nicht od. doch kaum merklich ändert Für die Erdenbewohner tritt allerdings die S. in Gegensatz zu den Fixsternen, indem sie in Folge der jährlichen Bewegung der Erde nm sie ihre Stellung gegen die übrigen Fixsterne zu ändern u. jährlich einen größten Kreis am Himmel, die Ekliptik od. Sonnenbahn, zu beschreiben scheint; daher denn auch die Alten sie zu den Planeten rechneten. Auch erscheint uns die S. im Vergleich zu den übrigen Fixsternen so viel größer u. sie sendet uns demnach eine so viel stärkere Lichtmenge zu, daß alltäglich mit Aufgang der S. die übrigen Fixsterne verschwinden, indem sie durch das von den zwischenliegenden Lufttheilchen reflectirte Sonnenlicht überstrahlt werden. Versetzt man jedoch in Gedanken die S. bis zu solcher Entfernung, als in welcher nur der nächste bekannte Fixstern sich befindet, d.i. etwa 4 Billionen Meilen od. 200,000 mal so weit als die wirkliche Sonnenentfernung ist, so würde sie uns nicht glänzender als die meisten Fixsterne erscheinen, u. hierdurch sowie durch die Idee des Copernicanischen Systems von der im Mittelpunkt der Planetenbahnen relativ ruhenden S. ist die Behauptung begründet, daß die S. ein Fixstern sei. Die Entfernung der S, von der Erde ist nicht immer gleich, weil die Erde nicht einen Kreis, sondern eine Ellipse beschreibt, in deren einem Brennpunkt sich die S. befindet. Ihr Abstand während der Sonnennähe (Perihelium) beträgt 20,34, während der Sonnenferne (Aphelium) 21,03, ihr mittlerer Abstand 20,682 Mill. Meilen; demzufolge schwankt auch die scheinbare Größe der Sonnenscheibe zwischen 32' 35'' u. 31' 30'' u. ist im Mittel 32' 2'' od. etwas über 1 Grad. Aus dem mittleren Werthe des scheinbaren Durchmessers u. der Entfernung der S. von der Erde berechnet man aber die wahre Größe der S. Es findet sich der Durchmesser der S. 192,617 Meilen od. 112 mal größer als der Erddurchmesser, ihre Oberfläche 116,556 Mill. Quadratmeilen od. 12,600 mal größer als die der Erde, ihr Volumen 3742 Billionen Cubikmeilen od. etwa 11/5 Mill. mal größer als das der Erde Von der Größe der S. gewinnt man eine Vorstellung, wenn man bedenkt, daß der Mond 51,800 Meilen von der Erde entfernt ist, daß also, wenn man sich die Erde in den Mittelpunkt der S. versetzt u. letztere so weit ausgehöhlt denkt, daß die Mondbahn darin Raum fände, doch noch eine Kugelschale übrig bleiben würde, deren Dicke fast gleich dem Halbmesser des hohlen Raumes wäre. Die hier genannten Bestimmungen der Entfernung u. Größe der S. beruhen auf der Messung der Sonnenparallaxe, dh. des Winkelunterschiedes, unter welchem die S. von zwei diametral entgegengesetzten Punkten der Erde uns erscheint, u. diese wieder ist am genausten nach Halleys Vorschlag durch die an weit von einander entfernten Punkten angestellten Beobachtungen des Venusdurchganges durch die S. von 1761 u. 1769 ausgeführt worden. Sie ist nach Euckes Berechnung dieser Beobachtungen 17'', 142, so daß die Erde von der S. aus als eine Scheibe von 171 Secunden erscheinen Würde; hieraus folgt der oben angeführte Werth der mittleren Sonnenentfernung = 20,682,000 Meilen, u. ist dabei noch ein möglicher Fehler von 90,000 Meilen geblieben, d.h. man kennt diese Entfernung bis auf den 230. Theil ihrer wahren Größe sicher. Die nächsten Venusdurchgänge, deren Beobachtung möglicherweise die Genauigkeit noch weiter steigert, werden 1874 u. 1882 erfolgen. Die Masse der S. läßt sich im Verhältniß zu der Erdmasse durch eine Vergleichung der Bewegungen der Planeten um die S. mit der des Mondes um die Erde bestimmen u. findet sich 355,000 mal größer als die Erdmasse. Da diese Zahl etwa viermal kleiner als das Volumenverhältniß beider Körper ist, so ergibt sich auch daß die Dichtigkeit der S. etwa viermal geringer als die der Erde ist u. nur etwa 1,4 mal die des Wassers übertrifft. Die Masse aller bekannten Planeten zusammengenommen wird von der Sonnenmasse etwa 738 mal übertroffen. Wenn man sagt, daß die S. wie die übrigen Fixsterne feststehe, so ist dies nicht streng richtig, vielmehr haben die Beobachtungen der letzten Jahrzehnte gelehrt, daß sowohl die Fixsterne eigene Bewegung haben, als auch der S. eine fortschreitende Bewegung im Weltenraume zukommt. Den besten Berechnungen zufolge ist der Punkt, gegen welchen der Lauf der S. gegenwärtig gerichtet ist, 260° 50' Rectascension, + 31°17' Declination, er ist im Sternbild des Hercules gelegen. Dagegen ist es noch sehr zweifelhaft, ob diese Bewegung der S. u. anderer Fixsterne eine Centralsonne zum Mittelpunkt habe. Beobachtet man die S. durch Fernröhre, welche durch dunkle Gläser geblendet sind, so erblickt man nicht selten auf ihr dunkle Flecken, Sonnenflecken, welche bei vollkommener Ausbildung aus einem mittleren gleichförmig schwarzen Flecken bestehen, der von einem aschgrauen, beiderseits ziemlich scharf begrenzten Rand eingefaßt ist. Diese von Harriot, Fabricius Phrysius u. Scheiner 1610 u. 1611 zuerst ziemlich gleichzeitig beobachteten Flecken sind allerdings nach Gestalt u. Größe veränderlich u. verschwinden nach einiger Zeit völlig wieder; zuweilen erhalten sie sich jedoch mehre Wochen lang, so daß sie alltäglich wiederzuerkennen sind, u. da sie dabei von Ost nach West fortschreiten, in circa 13 Tagen den Weg von dem einen Sonnenrande zum gegenüberliegenden zurücklegen u. nach der gleichen Zeit am östlichen Rande der S. wieder erscheinen, so hat man daraus mit Sicherheit auf eine Rotation der S. um eine Achse geschlossen, welche in 254 Tagen vollendet wird. Der Sinn dieser Drehung ist derselbe, als in welchem die Planeten sich um die S. bewegen u. in welchem sie gleichfalls rotiren; auch schneidet die Ebene des Sonnenäquators die Ebene der Ekliptik (Erdbahn) nur unter einem Winkel von 71°. Diese Sonnenflecken finden sich vorzugsweise im Abstande 1015° vom Äquator u. erreichen bisweilen einen scheinbaren Durchmesser von 90 Secunden, sind dann also im Durchmesser fünfmal größer als die Erde;[282] in ihrer Nähe zeigen sich in der Regel Stellen, welche den übrigen Grund der Sonnenscheibe an Helligkeit beträchtlich übertreffen, Sonnenfackeln. Um die Sonnenflecken zu erklären, nahm man bis. her nach Herschel an, der an sich dunkle Sonnenkörper sei zunächst von einer wolkenreichen dichten Dunsthülle, dann von einer durchsichtigen Atmosphäre, endlich in größter Höhe von der leuchtenden Sonnenatmosphäre (Photosphäre) umgeben. Wenn nun durch Revolutionen in diesen Schichten nach unten sich trichterförmig verengernde Zerreißungen entstehen, so wird in der Mitte als schwarzer Kernflecken die Sonnenoberfläche sichtbar; der ihn umgebende graue Hof ist die wolkige Dunsthülle, welche durch die Lichtstrahlen erleuchtet wird, die von der Photosphäre aus durch die mittlere Schicht auf die innerste fallen. Endlich mußte man außerhalb der Photosphäre noch eine vierte u. fünfte, die Licht- u. Wärmestrahlen beim Durchgange schwächende Sonnenatmosphäre annehmen, weil man seit 1842 bei totalen Sonnenfinsternissen eine weit verbreitete Glorie um beide Himmelskörper u. am inneren Rande dieser Glorie dunkelrothe Protuberanzen (Prominences), d.i. wolkenartige über den Mondrand vorragende Gebilde, entdeckt hatte. Diese Protuberanzen stehen mit den Sonnenflecken insofern in nahem Zusammenhang, als sie an Stellen wahrgenommen wurden, an denen man vor der Sonnenfinsterniß Flecken beobachtet hatte. Ist es nun schon an sich schwer zu begreifen, wie bei der starken Wärmestrahlung der hypothetischen Photosphäre, welche unter Anwendung von Brennspiegeln noch auf der Erde Platin u. Diamant zu schmelzen u. zu verflüchtigen vermag, der so viel nähere Sonnenkörper dunkel bleiben u. nicht vielmehr binnen Kurzem eine weißglühende Masse werden sollte, wenn er es nicht ursprünglich wäre, so haben auch sonst die neuesten Entdeckungen von Bunsen u. Kirchhoff (s. Sonnenspectrum u. Spectralanalyse) zu positiven Resultaten geführt, welche mit der Herschelschen Ansicht nicht im Einklang stehen Nach ihnen ist der Sonnenkörper eine weißglühende Masse; er ist umgeben von einer Atmosphäre, in welcher angemessen der bedeutenden Hitze eine weit größere Zahl u. Quantität von Stoffen dampfförmig sich befindet als in unserer Erdatmosphäre; der dichte glühende Sonnenkörper, vielleicht auch die zunächst darauf folgenden glühenden Dampfschichten sind das Leuchtende an der S.; möglicherweise ist auch die Gashülle so dicht, daß die Lichtstrahlen des tropfbar flüssigen Sonnenkörpers nicht zu uns gelangen, u. dann würde für uns die Atmosphäre das allein Leuchtende sein; jedenfalls aber ist von einem dunklen Sonnenkörper nicht mehr die Rede, u. die nach innen sehr dichte Atmosphäre geht ähnlich der unsrigen nach außen in dünnere, weniger od. nicht leuchtende Schichten über. Bei so großer Dichtigkeit der Sonnenatmosphäre müssen natürlich bei eintretenden localen Störungen des Gleichgewichtszustandes auch ungleich bedeutendere Niederschläge eintreten, welche aber nicht wie bei uns aus Wasser, sondern aus denjenigen Stoffen der dortigen Atmosphäre bestehen, welche den dampfförmigen Zustand am leichtesten mit dem tropfbar flüssigen vertauschen, u. diese Wolken sind es, welche die dunkeln Sonnenflecken bilden. Als solche Stoffe, welche in der Sonnenatmosphäre dampfförmig sind, haben Bunsen u. Kirchhoff viele auch auf der Erde vorkommende, hier jedoch feste Körper, nachgewiesen, z.B. Natrium, Eisen. Vgl. F. L. A. Schweiger, Über die Natur der Sonne, Halle 1829; Mädler, Sonne u. Mond, Lpz. 1852. Vgl. auch Zodiakallicht.
Die S. wurde als Zeittheiler schon bei den alten Hebräern, Ägyptiern, Babyloniern u. Indern angenommen, da bei Allen Sonnenjahre, bei den Babyloniern auch Sonnenmonate gebraucht u. bei den Indern die heiligsten Feste nach der S., nach der Tag- u. Nachtgleiche u. Sonnenwende, bestimmt wurden; auch das älteste römische Jahr, das romulische, war ein Sonnenjahr. Dagegen wurde von den alten Griechen die S. weniger als der Mond zu Zeitbestimmungen gebraucht. Das Wesen der S. u. ihr Verhältniß zur Erde untersuchten bes. die Ionischen Philosophen. Nach Thales war die S. feuriger Natur, ertheilte dem Mond Licht u. war 72.000 mal größer als die Erde. Anaximander hielt sie für reines Feuer, sie bewege sich an einem Kreis, 27 od. 28 mal größer als die Erde, od. ströme aus einer Öffnung desselben die Glut hervor, mit welcher sie ganz angefüllt sei. Anaximenes nahm die S. als einen unserer Erde ähnlichen, aber 27 mal größeren Körper an, die Hitze rühre von der schnellen Bewegung her; des Nachts sei sie unsichtbar, weil sie bei ihrer Bewegung hinter die höhere nördliche Erdhälfte trete. Nach Xenophanes entstand die S. aus lauter kleinen Feuern, welche sich aus den feuchten Dünsten schieden; sie erlosch auch stets in West u. bildete sich neu in Ost. Die Pythagoreer glaubten, die S. sei göttlicher Natur u. eine Kugel, habe ihr eigenes Licht u. sei 100 mal größer als die Erde. Heraklitos ließ die S. nicht größer sein als sie erschien (1 Fuß) u. hielt sie für nachenförmig; sie nähre sich von den glänzenden u. reinen, aus dem Ocean aufsteigenden Dünsten, welche sich in ihr sammelten u. den erlöschenden Brand belebten; ihre Nähe an der Erde u. ihr Schweben in reinem Raum verleihe die Wärme. Demokritos behauptete wieder den größeren Umfang u. die weitere Entfernung der S. von der Erde; sie war ihm durch die Kreisbewegung der Atome von Ost nach West entstanden. Nach Anaxagoras war die S. eine feurige Masse, vielmal größer als der Peloponnes; daß die S. nicht weiter nach Nord gehe, erklärte er durch die entgegenwirkende Kraft der dort dichteren Luft, eine Ansicht, welche auch andere Philosophen aufgestellt hatten. Dagegen hielt Diogenes von Apollonia die S. für einen bimssteinartigen Körper (eine Meinung, welche später Epikuros wieder aufnahm, diesen Körper aber brennend dachte), in welchem sich die Strahlen des Äthers sammelten u. welcher sich von den Dünsten des Oceans nähre. Empedokles ließ sie noch einmal so weit von der Erde entfernt stehen, als den Mond, u. glaubte, sie sei nur der Wiederschein des Urfeuers in der anderen Hälfte der Welt. Eine dieser Ansicht ähnliche war die des Philolaos; als glasartiger Körper werfe sie die empfangenen Strahlen des Centralfeuers auf uns u. bewirke dadurch Licht u. Wärme. Platon glaubte, daß die S. Feuer sei, Alles erleuchte, daß durch sie Tag u. Nacht entstehe u. ihr Umlauf das Jahr bestimme. Zeno erklärte die S. als eine Kugel vom reinsten Feuer, welche größer als die Erde sei; sie sei ein entzündetes Vernünftiges, welches seine Nahrung aus den Dünsten des Meeres ziehe. Posidonios war derselben Meinung, er suchte auch die Größe der S. zu bestimmen u. fand ihren Durchmesser[283] 3 Mill. Stadien. Die Römer entlehnten ihre Ansichten u. Systeme aus den griechischen. Sonnenfinsternisse entstanden nach Thales, Anaximenes, Pythagoras, Empedokles, Zeno, wenn der Mond vor die S. trete; nach Anaximander, wenn sich die Öffnung der Sonnenscheibe, woraus das Feuer (Licht) strömte, verstopfe; leicht erklärte Xenophanes nach seiner eigenthümlichen Ansicht von der S. eine Sonnenfinsterniß, wenn Theile der S. schon vor ihrem gänzlichen Verlöschen in West vergingen; nach seiner Angabe hatte einst eine Sonnenfinsterniß einen ganzen Monat gedauert u. bei einer totalen Finsterniß war der Tag zur Nacht geworden; Leukippos erklärte sie daraus, daß die Erde, welche nach Süden hänge, die S, wenn sie zu weit nach Norden gehe, entweder nur zum Theil od. auch gar nicht scheu könne: Epikuros wollte den Grund der Sonnenfinsternisse in dem theilweisen Verlöschen des Sonnenfeuers finden, wiewohl er auch ein Vortreten des Mondes od. eines anderen Körpers als mögliche Ursache annahm.
Die Verehrung der S. (Sonnendienst, Heliolatrie), als des Licht u. Wärme bringenden Gestirnes, ist ein Theil des Sabäismus u. zwar am ausgebreitetsten durch das Alterthum. Im ganzen Morgenlande findet sich dieser Cultus u. in neuerer Zeit ist er auch bei den Indianern der Neuen Welt angetroffen worden Der Sonnendienst kommt in Ägypten vor, wo der Sonnengott in den drei verschiedenen Götterreihen Ra (mit dem Artikel Phre), Khunsu u. Osiris hieß; Hauptsitz dieses Dienstes war On (Heliopolis), u. das hier im Frühling gefeierte Sonnenfest war das Hauptfest in Ägypten; der Stier Mnevis u. der Löwe waren die der S. geheiligten Thiere u. derselben die Obelisken als Sonnensäulen geweihet. Bei den Phöniciern, Kananitern u. Carthagern war Baal der Sonnengott; da aus älterer Zeit die Personification Baals als Stier galt, so wurde auch Moloch od. Melkarth als Sonnengott in Stierform verehrt; später erschien er in menschlicher Gestalt mit dem Strahlenkranze um das Haupt. Dem Osirisfeste in Ägypten ähnlich wurde in Phönicien das Adonisfest als Auferstehungsfest des Sonnengottes gefeiert. Eben so verehrten die Babylonier die S. als Belos, die Chaldäer als Thamm uz, die Araber, bes. die Himjariten, Ammoniter u. Moabiter, die beiden Letzteren als Chamos u. Moloch, bes. die Syrier in Heliopolis (hier ohne Bild), Emesa (wo das Bild des Sonnengottes ein schwarzer Stein war), Palmyra (wo der Gott Baal Schemesch hieß); ferner die Assyrer u. Perser, wo Sonnenwagen u. Sonnenpferde erwähnt u. der S. geopfert, Hymnen gesungen u. Gebete an sie gerichtet wurden. Die Könige galten, wie in Ägypten, für Söhne der S. durch Dschemschid. u. so leitete in Indien, wo der Sonnengott Surya (s.d.), hieß, eine Dynastie ihre Abstammung von der S. her (vgl. Somavanscham). Der Sonnendienst der al ten Perser hat sich bei den Parsen (s.d.) erhalten; der spätere Sonnendienst bei den Persern aus der Zeit der Achämeniden war der des Mithras (s.d.), u. das Wappen des Schah von Persien enthält jetzt noch die S., so wie sie das Bild des nach ihr benennten Ordens ist (s. Sonnenorden). Bei den Israeliten war die Verehrung der S. im Mosaischen Gesetz verboten, aber durch assyrischen Einfluß bes. unter König Ahaz eingedrungen u. bestand in Räucherungen auf den Dächern, Weihungen des Wagens u. der Pferde der S., Lobpreisungen der S. etc.; König Josias schaffte diesen Dienst wieder ab, doch hatten die Essener später noch einen unmittelbaren Sonnendienst, indem sie Bitten u. Gelübde an die S. richteten. Sonnendienst war auch bei den Griechen, ja sie rühmten sich Lehrer des Sonnendienstes nach Süd u. Ost aus ihrer Mitte gesendet zu haben. Der griechische Sonnengott war Helios (s. d), später mit Apollon identificirt; der Sonnendienst findet sich bes. in Korinth, auf Rhodos, in Athen, früher in Kalauria u. Tänarion. In Rom wurde der Cultus der S. als Deus Sol feierlich durch Kaiser Heliogabalus aus Emesa eingeführt (s.u. Helios). Ein eifriger Verehrer der S. war auch Constantinus vor seiner Bekehrung zum Christenthum, u. vom ganzen Reich wurde die S. als des Kaisers Beschützer u. Führer verehrt; Kaiser Julianus nahm die S. ebenfalls als seine Schutzgottheit auf u. widmete ihr sogar in seinem Palast eine eigene Kapelle. In der Nordischen Mythologie hieß der Sonnengott Sol, s.d. 3): auch die Deutschen, bes. die nördlichen Sachsen, verehrten die S., dargestellt als halbnackten Mann, dessen Brust mit einem flammenden Rad versehen war. Der glänzendste Sonnendienst der neueren Zeit war bei den Peruanern, wo der herrliche Sonnentempel u. die dabei dienenden Sonnenjungfrauen waren (s. Peruanische Religion). Die S. erscheint im Wappen, wo sie einen erleuchteten Verstand, Rath u. Trost andeuten soll, mit einem menschlichen Angesicht u. mit 16 Strahlen, welche wechselsweise gespitzt u. geflammt sind, umgeben. Hat sie kein Gesicht, so nennt man es eine S. ohne Angesicht od. eine ungebildete, sind alle Strahlen geflammt, so ist es eine geflammte, sind alle gespitzt, eine strahlende S.
Goetzinger-1885: Sonne und Mond
Herder-1854: Wasserziehen der Sonne · Sonne
Lueger-1904: Höfe und Ringe um Sonne und Mond
Meyers-1905: Wasserziehen der Sonne · Sonne · Meteorische Sonne
Pierer-1857: Stillstand der Sonne · Ungebildete Sonne · Währe Sonne · Sonne [2] · Durchgang der unteren Planeten Mercur u. Venus durch die Sonne · Fire Sonne · Sonne peilen
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro