[25] Adler, in ältern Zeiten Aar genannt, nächst den Geiern die größten Tagraubvögel, sind den Falken verwandt, unterscheiden sich aber von ihnen durch den starken Schnabel, der an der Wurzel grade und nur an der Spitze gekrümmt ist.
Sie verfolgen (stoßen) und fressen nur lebende Thiere, schießen mit sicherm Blick aus der Höhe auf sie herab (daher Adlerblick), greifen sogar solche an, die ihnen an Größe und Kraft überlegen sind und wissen sie durch Gewalt und List zu bezwingen. Sie galten von jeher als die edelsten, muthigsten und klügsten der Vögel und wurden deshalb die Könige derselben genannt. Die Adler leben paarweise und jedes Paar vertheidigt aufs Äußerste das von ihm einmal eingenommene Jagdgebiet. Sie nisten (horsten) auf schwer zugänglichen Felsen oder hohen Bäumen und legen zwei bis drei Eier. Adler gibt es fast in allen Ländern; in Deutschland sind sie jedoch jetzt selten. Unter den verschiedenen Arten zeichnen sich folgende aus: Der Seeadler, bräunlich gefärbt, mit weißem Schwanze, ist drei Fuß lang und mit ausgebreiteten Flügeln acht Fuß breit. Er ist wild und stark, nährt sich von Hafen, Kaninchen, Gänsen, andern großen Vögeln und Fischen, lebt an den Küsten der Ostsee und kommt im Winter auch wol nach Deutschland. Eine andere nicht weniger starke Art ist der Steinadler, [25] braun, mit einer schwärzlichen Binde am Ende des weißlichen Schwanzes. Dieser ist es, der sogar kleine Kinder anfällt und junge Rehe, Hafen, Füchse, Trappen, Gänse raubt und verzehrt. In Deutschland findet er sich in Thüringen und am Harz, und obgleich sehr wild, wird er in der Gefangenschaft doch leicht zahm. Der Goldadler, kleiner als die beiden vorigen Arten, ist mehr im östl. und südl. Europa einheimisch und unterscheidet sich durch seine geduckte Stellung, sowie durch sein Geschrei; seine Nahrung ist die der übrigen Arten. Der Fischadler, etwas über zwei Fuß lang, lebt in Europa und Amerika, ist braun gefiedert, hat aber einen bandirten Schwanz und ganz weißen Bauch. Seine Nahrung besteht aus Fischen, auf welche er pfeilschnell aus der Höhe herabstürzt und sie mit den Fängen erfaßt. – Schon im hohen Alterthume war der Adler das Sinnbild der Kraft und Majestät, der Herrschaft und des Sieges. Bei den Griechen und Römern ward durch ihn die Oberherrlichkeit des Jupiter, des Regierers der Welt, angedeutet. Er ruhete an dessen Throne und hielt die Blitze in seinen Klauen. Mit gleichem Symbole bezeichneten hiernach die Beherrscher der Erde ihre Obergewalt. Zuerst den pers. Heeren, dann den röm. Legionen ward ein goldener Adler als Hauptheerzeichen vorgetragen und nach deren Vorbilde auch den franz. Heeren während der Revolution und dem Kaiserreiche. Auch im Wappen des östl. und westl. röm. Kaiserthums, und deshalb gedoppelt im römisch-deutschen, sowie in vieler anderer Fürsten Wappen fand der Adler eine Stelle. Mehre Orden (s.d.) haben ihn als Symbol, z.B. der rothe und schwarze Adlerorden in Preußen.