Orden

[347] Orden, Man versteht unter diesem Namen theils Vereine, deren Mitglieder sich zu einem vorzüglich andächtigen und enthaltsamen Leben nach genauerer Anleitung gewisser Gesetze und Regeln, der Klostergelübde oder Ordensregeln, auf Lebenszeit anheischig machen, und nennt solche Verbindungen vorzugsweise geistliche Orden (s. Kloster, Mönchswesen, Nonnen), theils weltliche Vereine, wie sie aus dem Ritterwesen hervorgingen und die anfänglich Verbindungen würdiger Männer zu gemeinsamer Verfolgung vaterländischer oder allgemein christlicher Zwecke waren und denen die ritterliche Ehre das höchste Gesetz war. Freie Geburt und ein tadelloser Lebenswandel waren die Erfodernisse zum Eintritte in diese Verbindungen, die weltlichen Ritterorden, und schon im I. 499 soll von Clodwig I. ein solcher Verein, der Orden »von der heiligen Ampulla«, gestiftet worden sein. Während der Kreuzzüge entstanden die geistlichen Ritterorden, welche mit den Ritterverpflichtungen die Mönchsgelübde der Armuth, Keuschheit, des Gehorsams und die Verpflichtung zur Krankenpflege, zur Beschützung christlicher Pilger und Ausbreitung des Christenthums verbanden. Der älteste geistliche Ritterorden ist der des h. Johannes von Jerusalem (s. Johanniterritter), welcher in den Malteserrittern noch besteht; franz. Ritter stifteten nachher 1118 den Orden der Templer (s.d.) und diesen Beispielen folgend, entstand auch der Deutsche Orden (s.d.). Die Gesetze der geistlichen Ritterorden, welche bei dem Übergewichte der Kirche und dem andächtigen Geiste jener Zeit bald zahlreich und sehr begütert wurden, mußten gleich den Ordensregeln der Mönche vom Papste bestätigt sein, der gleichsam das Oberhaupt aller damaligen Orden war. Bald kamen indessen neue weltliche Ritterorden in Aufnahme, welche meist von Fürsten und oft bei den seltsamsten Veranlassungen (s. Hosenbandorden) gestiftet, die frommen Zwecke der frühern mehr bei Seite ließen, ihren Mitgliedern gewisse Ehrenrechte und in den äußern Abzeichen oder Ordensinsignien, zu denen oft eine besondere Tracht gehörte, einen prunkenden Schmuck verliehen, der den Glanz der Höfe mehren half. Geburt, Rang und Gunst führten zur Erlangung derselben und Verdienste kamen beinahe blos bei den Kriegsmännern in Frage. Nachdem auch der dreißigjährige Krieg manchen Kriegsorden hervorgerufen hatte, entstanden in der ersten und zweiten Hälfte des 18. Jahrh. allenthalben an den Höfen von den Fürsten gestiftete, sogenannte Einigkeits- und Vergnügungsorden. Dahin gehörte z.B. »der lustige Einsiedler- oder Eremitenorden«, welchen 1739 Herzog Friedrich III. von Gotha vorzüglich seiner Gemahlin, der Prinzessin Luise Dorothea von Sachsen-Meiningen, zu Gefallen gründete, und der in dem nahen Lustschlosse Friedrichswerth seine auf den Genuß eines nach dem Muster des franz. Hofes angeordneten. glänzenden und genußreichen Landlebens berechneten Feste hielt. Aber auch andere weltliche, besonders militairische und Haus- oder Hoforden fürstlicher Stiftung entstanden zahlreich im 18. und noch mehr im 19. Jahrh., dem auch die Errichtung der eigentlichen Civilverdienstorden als Auszeichnung und Belohnung für um den Staat und Fürsten in Friedenszeiten erworbene besondere Verdienste, für Gelehrte, Künstler und der Menschheit im Allgemeinen ersprießliche Bestrebungen angehört. Viele sind auch noch in Classen abgetheilt, wie z.B. der preuß. rothe Adlerorden in vier, die nach der Zahl bezeichnet und von denen die erste die vornehmste ist; andere zerfallen in Großkreuze, Comthure und Ritter. Zur Auszeichnung für Frauen gibt es an mehren Höfen ebenfalls Orden, wie z.B. am östr. den Orden des Sternkreuzes, welcher 1668 von Eleonora, Gemahlin Kaiser Ferdinand III., gestiftet wurde; in Preußen besteht seit 1814 der Luisenorden, in Baiern seit 1827 der Theresienorden. Viele Orden begehen jährlich an ihrem Stiftungstage oder an einem andern wichtigen Tage ein sogenanntes Ordensfest, das aber auch für alle Orden eines Landes an einem bestimmten Tage zugleich gefeiert wird, wie z.B. in Preußen, und an dem gewöhnlich Versammlungen der anwesenden Ordensangehörigen und neue Ordensverleihungen stattfinden. In Europa bestehen jetzt überhaupt 110, in Amerika drei Orden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 347.
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