Albanien

Albanien

[41] Albanĭen, türk. Arnaut, eine Küstenlandschaft der europ. Türkei von 700 ! M., begreift die ganze westl. Abdachung zwischen dem Pindusgebirge und dem adriat. und ionischen Meere, ist südl. durch den Meerbusen von Arta und Livadien begrenzt und wird nördl. durch den weißen Drinofluß von Bosnien und Serbien getrennt.

Dieses gebirgige, waldreiche und daher nicht überall angebaute Land hat als Hauptgebirge den Monte negro, mit den Wohnplätzen von etwa 50,000, stets unabhängig gebliebenen Bewohnern, den Montenegrinern, und die Chimera; unter den Flüssen sind der schwarze Drino, der Somini und der Semeo, und unter den Seen der bei Skutari, in welchen sich die fischreiche Bojana ergießt, und der von Janina die bedeutendsten. Die schönen Thäler des Landes sind zum Theil reich an Wein, Baumwolle, Öl, Taback und Getreide. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist Viehzucht. Viele Ruinen röm. Städte zeugen von der ehemals hohen Cultur des Landes, das sonst einen sehr bedeutenden Handel hatte und noch gegenwärtig nach Italien, Deutschland und Rußland einen durch seine guten Seehäfen begünstigten Transitohandel treibt. Die Einwohner, etwa 350,000, bestehen aus Türken in geringer Anzahl, aus Griechen, in Städten und Dörfern des südl. A.'s vorzüglich zahlreich, Juden und eingeborenen Albanesen, türk. Arnauten, die schon in früher Zeit wegen ihrer Raubzüge nach den benachbarten Ländern gefürchtet waren. An ihnen fanden [41] die Türken ebenso tapfere, als kraftvolle und beharrliche Feinde, die sich später unter der Anführung Scanderbeg's gegen sie unvergänglichen Ruhm erwarben und stets eine gewisse Unabhängigkeit behaupteten. Noch jetzt ist der Albanese kühn, beutelustig und in Gestalt, Gang und Sitten ein geborener Krieger. Seine Tracht ist reich und malerisch, während die Frauen sich sehr einfach kleiden. Stets führt er ein breites Messer oder einen Dolch im Gurte und einen Säbel; seine andern Waffen sind ein schönes, langes Schießgewehr und ein paar Pistolen. Von Jugend auf mit dem Gebrauche seines Gewehrs und Säbels vertraut, ist der Albanese ein tüchtiger Soldat; in ungeordneten Haufen unter lautem Geschrei stürzt er auf den Feind, Mann gegen Mann kämpfend. Die Albanesen bekennen sich theils zur griech., theils zur mohammed. Religion; doch vertauschen sie häufig, wie es ihr Vortheil erheischt, die eine mit der andern. Ihre Sprache ist ein Gemisch vom Alt-Illyrischen, Deutschen, Slavischen, Römischen, Griechischen und Türkischen. Die bedeutendsten Städte A.'s sind das starkbefestigte Janina mit 30–40,000 Einw., ehemals der Sitz des berüchtigten Ali Pascha; Skutari mit 15,060 Einw. und starkem Handel in Schiffsbauholz; Arta mit 8060 Einw., einer Citadelle und lebhaftem Handel; ferner die Hafenstadt Parga, in deren Nähe die im Befreiungskampfe Griechenlands so berühmt gewordenen Sulioten wohnten; das feste Prevesa am Busen von Arta, Vonizza und Durazzo, der Sitz eines griech. Erzbischofs.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 41-42.
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