Taback

Taback

[349] Taback (der) ist eine in Amerika einheimische Pflanze, welche durch ihren Verbrauch als Rauch- und Schnupftaback die allgemeinste Verbreitung gefunden hat und deren Anbau und Verarbeitung eine große Anzahl von Menschen beschäftigt.

Den Namen Taback leiten Einige von der Insel Tabago, Andere von der neuspan. Provinz Tabaco ab. Hier soll ihn der span. Mönch Roman Pane 1496 kennen gelernt und als Arzneimittel nach Europa mitgebracht haben. Der lat. Name der Tabackspflanze, Nicotiana, wird von Jean Nicot abgeleitet, welcher franz. Gesandter am portug. Hofe war und der franz. Königin Katharina von Medici 1560 Tabackspflanzen mitbrachte. Alexander von Humboldt erzählt, daß die Bewohner der Insel Haiti das Instrument zum Rauchen Tabaco nannten, sodaß das Kraut vielleicht erst von diesem den Namen hat. Das Rauchen des Tabacks soll zuerst von den Priestern der Indianer angewendet worden sein, um sich durch dasselbe in einen begeistert aufgeregten Zustand zu versetzen. Die aufregende und zuletzt betäubende Wirkung des Tabackrauchs hat auf jeden Fall seine Verbreitung bewirkt, wie aus gleichem Grunde der Gebrauch spirituöser Getränke und des Opiums sich ausgebreitet hat. Anfangs wurde gegen den Gebrauch des Tabacks sehr geeifert, man erklärte es nicht nur für unanständig und schädlich, sondern sogar für sündhaft, ja für eine Erfindung des Teufels. Die Priester eiferten gegen dasselbe von den Kanzeln und die Päpste wendeten ihre Macht an, es zu unterdrücken. Papst Urban VIII. belegte 1664 jeden Tabackraucher mit dem Bann. Jakob I., König von England, Amurat IV., Sultan des osmanischen Reichs, gaben [349] Gesetze gegen das Tabackrauchen und ebenso wurde es in mehren deutschen Staaten, in der Schweiz und in andern Ländern bei strengen Strafen verboten; ja in Rußland wurde den Tabackrauchern sogar mit Verlust der Nase gedroht. Doch fehlte es auch an Lobrednern des Tabacks nicht, wie denn ein gewisser Charius schon 1628 ein Lobgedicht auf den Taback machte, und der Taback fand trotz aller Verbote immer mehr Freunde. In Holland fing man 1615, in Deutschland zu Suhl im Hennebergschen 1659, in der Mark Brandenburg 1676, in der Pfalz und in Hessen 1697 an, Taback anzubauen. Man kennt eine große Anzahl von Pflanzenarten, welche zum Geschlecht der Nicotiana gehören, von denen einige auch in Asien und Afrika heimisch sind. Die wichtigsten Arten sind folgende: der virginische oder gemeine Taback (lat. Nicotiana tabacum), ursprünglich in Südamerika zu Hause, ist eine einjährige Pflanze, welche einen 2–5 F. hohen Stengel hat, der in viele Äste auseinandergeht. Die Stengel sind behaart und mit klebrigen Drüsen versehen; an ihnen stehen die eirunden, spitzigen, oft fußlangen und mehre Zoll breiten Blätter. Die trichterförmige Blumenkrone ist blaßroth gefärbt. Er wird in Deutschland häufig in verschiedenen Abarten angebaut. Der Landtaback oder Bauerntaback (lat. Nicotiana rustica) hat eiförmige, gestielte, klebrige Blätter und gelblichgrüne Blüten. Der klebrige oder Soldatentaback (lat. Nicotiana glutinosa), in Peru heimisch, hat herzförmige, gestielte, klebrige Blätter und dunkelpurpurrothe Blüten; er ist besonders kräftig. Durch Milde zeichnet sich dagegen der Jungferntaback (lat. Nicotiana paniculata) aus, welcher auch aus Peru stammt, gestielte, herzförmige Blätter und grünlichgelbe, in Rispen zusammenstehende Blüten hat. Der strauchartige Taback (lat. Nicotiana fructicosa), welcher aus China und vom Cap der guten Hoffnung stammen soll, hat lanzett- und wellenförmige, runzlige Blätter und glänzend purpurrothe Blüten. Der in Amerika einheimische Taback (lat. Nicotiana breviformis) erreicht nur eine Höhe von 11/2 F. und gibt besonders seine Cigarren. Der großblätterige Taback (lat. Nicotiana macrophylla) hat dünne, blaßgrüne, 2–3 F. lange und über 1 F. breite Blätter und blaßrothe Blüten. Durch sehr fette Blätter zeichnet sich der asiatische Taback (lat. Nicotiana asiatica) aus. Die Sorgfalt, welche man auf die Tabackspflanzen verwendet, und das Klima sind von großem Einfluß auf das Gedeihen derselben, daher auch dieselbe Pflanzenart in verschiedenen Ländern sehr verschiedenen Ertrag gibt. In Colombia werden die Pflanzen anfangs sehr feucht gehalten, dann aber verpflanzt und die Pflanzungen durch eine Einfassung mit Stechdorn vor Beschädigung geschützt; auch sucht man Insekten und dergl. sorgfältig zu entfernen. Der erste Schoß und die Nebenschößlinge, sowie alle etwa angefressenen Theile werden mit dem Messer entfernt. Wenn sich die Blätter farben und unterhalb blaugrün werden, so werden sie abgenommen. Man unterscheidet in Colombia die schwarze und die trockene Bereitungsart. Bei dieser läßt man die Blätter in kleine Haufen getheilt welken, stapelt sie dann auf, sortirt sie und bringt sie in Gebinde von 75 Pfund, deren Gewicht sich in der Folge bis auf 25 Pfund verringert. Diese Bündel werden nun geschichtet, mit schadhaftem Taback, Häuten und Gewichten bedeckt und so der Gährung überlassen. Nach ein bis höchstens zwei Tagen ist die Gährung vollendet und der Taback wird dann an der freien Luft abgekühlt. Er färbt sich nun schwärzlich, bekommt einen klebrigen Saft und einen angenehmen Geruch. Hierauf werden die Ballen gepackt und an schattigen Orten zur völligen Trockenheit aufgehängt, bis sie endlich in die Magazine gebracht werden können. Bei der schwarzen Bereitungsart läßt man die Blätter in Ballen, mit Gewichten und Häuten beschwert, auf einer Streu von grünen Gewächsen im Sonnenschein etwa drei Tage lang gähren, legt sie um, läßt sie abermals gähren und bringt sie endlich in den Schatten. In neue Ballen gepackt, wird er mit Gewichten beschwert und so der Saft ausgepreßt. Bei dieser Bereitungsart verliert der Taback an Werth. In Deutschland brüht man die Blätter ab, sobald sie gelbe Flecke bekommen, bindet sie in Büschel oder reiht sie auf Stäbchen oder Fäden und hängt sie an einem lustigen Orte zum Trocknen auf. Der Taback bekommt eine desto schönere Farbe, je lustiger und lockerer er hängt. Nachher läßt man ihn in Haufen geschichtet gähren, wobei die Haufen häufig umgesetzt werden müssen, damit die Gährung gleichmäßig auf alle Blätter einwirkt. Unter den südamerik. Tabacken zeichnet sich als die edelste Sorte der Varinas oder Kanaster aus. Den letztern Namen hat er von den Rohrkörben (canna heißt Rohr), in denen er in den Handel kommt. Er ist in Rollen von 15–16 Pf. gesponnen und sechs Rollen werden in einen Korb gepackt. Gewöhnlich enthält von den feinern Sorten jeder Korb zwei besonders vorzügliche Rollen, welche von den Holländern Muffkanaster genannt und sehr theuer verkauft werden. Der Varinas wächst namentlich in den Provinzen Varinas, Merida, Venezuela, Margaretha u.a. Ausgezeichnet ist auch der Cumana-Taback; der brasil. Taback ist mit geringer Sorgfalt behandelt, daher sehr ungleich. Unter den westind. Tabacken [350] zeichnen sich aus der Cuba- oder Havanna-Taback, dessen steife Blätter, Cabannas genannt, die schönsten Cigarren geben; der Domingo-Taback; der aus Varinassamen erzeugte Porto-Rico-Taback, welcher theils in Rollen, theils in Blättern in den Handel kommt. In Nordamerika wird sehr viel Taback angebaut. In mehren Gegenden hat die Regierung Tabacks-Niederlagen-Häuser anlegen lassen und bei denselben Inspectoren angestellt, welche die in die Niederlagen kommenden Tabacksfässer prüfen, stempeln und Empfangscheine ausstellen, in denen Güte, Gewicht u.s.w. der Waare genau angegeben ist. Diese Scheine können übertragen, auch als Zahlung angenommen werden. Zu schlechte Waare wird zurückgewiesen, kommt jedoch immer noch in den Handel, aber ohne daß Scheine über sie ausgestellt werden. Gute Sorten werden im Staate Maryland erzeugt, namentlich zeichnet sich der Bai-Taback aus. Auch Ohio, Virginia und Kentucky liefern ausgezeichnete Tabacke. Die verschiedenen Tabacke werden vor der Versendung entrippt, so namentlich aller Kautaback und der aus Virginiablättern bereitete Lux-Taback. Die Tabacksstiele, welche man sonst als Düng- und Brennmaterial verbrauchte, werden jetzt auch in den Handel gebracht und noch zu Rauch- und Schnupftaback verbraucht. In Frankreich wird Taback besonders in Languedoc, in der Gegend von Dünkirchen und im Elsaß angebaut, doch hat der Tabacksbau sehr gelitten, seit der Tabackshandel zum Monopol der Regierung geworden ist. In Holland, bei Amersfort, in Geldern und Oberyssel wird zum Theil ganz ausgezeichneter Taback gebaut. Auch Deutschland erzeugt vielen Taback, aber von geringem Werthe. Am besten ist der pfälzer Taback. Sehr bedeutend ist der Tabacksbau in Ungarn. Das ungar. Blatt zeichnet sich durch Wohlgeruch aus und bleibt ohne alle Zubereitung. Auch in Siebenbürgen und Galizien wird Taback gebaut. Die Türkei bringt zum Theil ausgezeichneten Taback hervor, der sich durch angenehmen Geruch auszeichnet. Endlich erzeugt auch noch Rußland vielen Taback, der sich im Allgemeinen durch Stärke bei geringer Güte auszeichnet. Ostindien erzeugt einen schweren Taback von geringer Qualität.

Die Tabacksfabriken beschäftigen sich mit der Verarbeitung des rohen Products zu Cigarren, Schnupftaback, Kautaback und Rauchtaback, indem sie viele Blätter ihrer scharfen und narkotischen Bestandtheile berauben und den Geschmack angenehmer machen. Zunächst werden die Blätter sortirt; die dicken, hellen und schwarzbraunen werden zu Schnupftaback, die dünnen zu Rauchtaback verwendet. Der Rauchtaback wird darauf von den starken Rippen befreit, die man noch unter den Schnupftaback nimmt oder, unter Walzen zerquetscht, unter die geringern Sorten des Rauchtabacks. Eine theils aus salzigen, theils aus süßen Stoffen bereitete Sauce oder Brühe dient dann, um den Blättern einen angenehmen Geschmack und Geruch, ein besseres Ansehen und größere Haltbarkeit zu geben. Mit dieser Sauce benetzt man die Blätter und läßt sie dann in Fässern gähren. Gute amerik. Blätter braucht man blos zu schneiden. Zuletzt werden die Blätter auf der Schneidemaschine geschnitten, um sie zum Verbrauche vorzubereiten, zu welchem Zwecke sie auch noch weiter getrocknet und verpackt werden. Der Rollentaback wird auf eignen Vorrichtungen zu dicken Stricken gedreht, gesponnen, wobei man die unverletzten Blätter als Wickelblätter außen herumlegt. Zuletzt wickelt man die Stricke zu Rollen und preßt diese. Die Cigarren sollen in Spanien erfunden worden sein; sie werden bereitet, indem man geschnittene Blätter in ein unverletztes Deckblatt einwickelt, wobei man sie auf einem Tische, Brete oder auf dem entblößten linken Arme rollt. In Deutschland werden in Bremen und Hamburg die meisten und besten Cigarren fabricirt. Die Fabrikation des Schnupftabacks ist sehr verschieden. Die vortheilhafteste und gewöhnlichste Methode ist die, wo die Blätter erst saucirt, dann in spindelförmige Körper, Carotten genannt, geformt, gepreßt und auf einer eignen Vorrichtung zu Pulver gerieben, rappirt werden.

Auf Den, welcher nicht an den Genuß des Tabacks gewöhnt ist, bringt derselbe die Wirkung eines Gifts hervor. Beim Rauchen wird zunächst die Thätigkeit der Speicheldrüsen gesteigert, dann folgt Kopfweh, Erbrechen und Durchfall, Schwindel, Zittern des ganzen Körpers, Ausbruch von kaltem Schweiß u.s.w. Nach dem Schnupfen erfolgt wiederholtes Niesen, Thränen der Augen, Kopfweh, Schwindel. Die Folgen des Tabackkauens sind ähnlich denen des Rauchens. Alle diese übeln Folgen verschwinden aber, wenn der Genuß des Tabacks auf die eine oder die andere Art zur Gewohnheit geworden ist. Indeß kann ein allzu starkes Rauchen doch noch üble Folgen nach sich ziehen, namentlich Abmagerung, zur Folge haben, indem die fortwährende Erregung der Speicheldrüsen eine unnatürlich starke Absonderung von Speichel zur Folge hat. Ebenso hat zu starkes Schnupfen Schwächung, ja gänzliche Unterdrückung des Geruchssinns zur Folge. Als Heilmittel hat man das Tabackrauchen gegen Zahnweh, zu Befestigung des lockern Zahnfleisches bei hohlen Zähnen, gegen Stockungen und verminderte Absonderung in den Speicheldrüsen, zur Verhütung der Ansteckung durch verpestete Luft, gegen Geistesschwäche, Kopfweh, Abnahme des Geruchs und Geschmacks, riechenden Athem u.s.w. empfohlen; das Schnupfen gegen Augenkrankheiten, Stockschnupfen, Geschwüre in der Nase und dergl. Das Tabackskauen ist besonders an den Meeresküsten und bei Seeleuten gebräuchlich, indem es gegen den übeln Einfluß der Seeluft schützen soll. Durch innerliches Einnehmen von Taback in zu großer Menge kann förmliche Vergiftung erfolgen, die Ursache derselben ist ein dem Taback eigenthümlicher Bestandtheil, den man auf chemischem Wege für sich dargestellt und Nicotin genannt hat. Abkochungen von Taback oder auch Tabackrauch hat man zu Klystieren angewendet; zu Anbringung der Tabackrauch-Klystiere bedient man sich besonderer Vorrichtungen. Sie sind eins der schärfsten Reizmittel auf den Darmkanal.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 349-351.
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