[116] Aristīdes, einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner Griechenlands, stammte aus einer der angesehensten Familien Athens. Als im I. 490 v. Chr. die Athener den Persern die Schlacht bei Marathon liefern wollten, war er als Stammesanführer, deren jeder den Oberbefehl nur einen Tag hatte, an der Reihe, denselben zu führen. A. aber, der das Mangelhafte dieser Einrichtung erkannte, vermochte die übrigen, daß der Oberbefehl allein dem Miltiades übertragen wurde, der hierauf den glänzenden Sieg bei Marathon erfocht. Im nächsten Jahre zum Archon erwählt, erwarb sich A. die allgemeinste Achtung; doch ward ihm Themistokles feind, da dieser sich durch ihn in seinen Plänen behindert sah. Durch den Einfluß desselben ward A. 483 v. Chr. aus Athen verbannt, drei Jahre darauf jedoch, als von Neuem der Perserkönig Xerxes Griechenland bedrohte, wieder zurückberufen. Alle Feindschaft vergessend, kehrte er zurück, nahm bedeutenden Antheil an der Schlacht bei Salamis und führte mit Umsicht das Heer der Athener in der bei Platää. Immer höher stieg von dieser Zeit an sein Ansehn, sodaß er nun mit Erfolg den kühnen Planen des Themistokles sich widersetzen konnte. Als Verwalter der Gelder, welche jährlich von allen griech. Staaten zur Bestreitung der Kosten des Kriegs gegen die Perser, auf seine Veranlassung, in Athen niedergelegt wurden, zeigte er sich so gewissenhaft, daß ihm der Name des Gerechten beigelegt ward. Er starb im hohen Alter so arm, daß seine Familie vom Staate unterstützt werden mußte.