Bilsenkraut

Bilsenkraut

[253] Bilsenkraut, das schwarze, auch Tollkraut, Teufelsauge und Saubohne genannt, ist eine etliche Fuß hohe, in allen ihren Theilen sehr giftige Pflanze, welche in Deutschland und fast in ganz Europa an Wegen, auf Schutthaufen, Kirchhöfen und an wüsten Stellen wild wächst.

Um den klebrigen, ästigen und behaarten Stengel sitzen abwechselnd lange schwarzgrüne, ebenfalls klebrige und haarige Blätter ohne Stiele, welche am Rande in spitzige Einschnitte getheilt und von denen die untern fast handbreit sind. Die blaßgelben, rothgeaderten Blumen erscheinen vom Mai bis Aug, am Ende der Stengel und Zweige und tragen eine runde Samenkapsel mit einem Deckel, welcher zur Zeit der Reise, wo der Same dunkelbraun aussieht, aufspringt. Das ganze Gewächs hat einen widerlichen, betäubenden Geruch, welcher Kopfschmerzen und Schwindel verursacht, und der Genuß des Bilsenkrautes hat Wahnsinn, Schlafsucht, Erstarrung der Glieder und sogar den Tod zur Folge. Die Landleute pflegen die Pflanze im Sommer mit der rübenförmigen, äußerlich braunen, inwendig weißen Wurzel auszugraben und in den Häusern umherzulegen, weil Ratten und Mäuse vor dem Geruche derselben fliehen. Es ist jedoch schon häufig geschehen, daß unvorsichtige Personen solche Wurzeln für Pastinak- oder Cichorienwurzeln gehalten und zu ihrem großem Schaden genossen haben; nicht minder gefährlich ist es, die Blätter des Bilsenkrautes zur Vertreibung des Zahnschmerzes gleich Taback zu rauchen. Auch für viele Thiere, namentlich für Federvieh und Fische, ist das Bilsenkraut ein tödtendes Gift; Ziegen, Schafe und Rindvieh fressen es aber ohne Nachtheil, auch wird der Same von unredlichen Roßhändlern unter das Futter der Pferde gemischt, die davon ein scheinbar wohlgenährtes Ansehen erhalten sollen. Von den Ärzten wird das Bilsenkraut innerlich und äußerlich, besonders als schmerz- und krampfstillendes Mittel angewendet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 253.
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