Bleistift

[264] Bleistift nennt man meist in Holz gefaßte längliche Stücke Graphit oder Reißblei, welche zum Zeichnen und Schreiben gebraucht werden. Der Graphit oder das Reißblei, nicht mit dem Wasserblei (s.d.) zu verwechseln, ist ein metallisch glänzendes, stahlgrau oder eisenschwarz gefärbtes Mineral, das auch in Deutschland bei Passau, Regensburg, Yps und an andern Orten vorkommt. Es wird, außer zu Bleistiften, nur wenig, z.B. zu Spitzen auf Blitzableiter, zu feuerfesten Schmelztiegeln, von denen die passauer und ypser bekannt sind, und zu Anstrichfarben verwendet. Der dichteste und reinste Graphit kann in natürlichem Zustande zu Bleistiften verarbeitet werden, kommt aber in dieser Güte nur in England und auch da selten vor, wo man [264] daher auch von jeher die besten Bleistifte macht. Der Graphit wird dazu mit seinen Sägen in dünne Täfelchen geschnitten, die man ebenso in viereckige dünne Stifte theilt und sauber in Cedernholz faßt. Zinnartiger Glanz und das Zusammenrollen der Spähne beim Spitzen des Reißbleistiftes, sowie die seinen Striche, welche er hervorbringt, zeichnen diese beste Sorte aus. Bei der Seltenheit des dichten Graphits werden aber längst auf dem Festlande und auch in England aus unreinem und staubähnlichem Graphit Bleistifte verfertigt, wozu man denselben mit Harzen, Leim oder Schwefel zu einem Teige vermischt und dann getrocknet ebenso bearbeitet, wie den natürlichen Graphit. Diese Stifte fallen aber entweder zu hart oder zu weich aus, bröckeln sich, schreiben sehr unrein und sind leicht an ihrer Untauglichkeit zu erkennen, zudem brennen die mit Schwefel vermischten, wenn man sie ans Licht hält. Gegenwärtig wird dies Verfahren nur noch zu schlechten Sorten angewendet und man bereitet sehr brauchbare Bleistifte durch Vermischung von feingemahlenem Graphitstaube mit einem bestimmten Antheil fetten, von allen fremdartigen Bestandtheilen gereinigten Thons. Die Mischung wird als ein steifer Brei in eiserne Gefäße gethan, an denen sich unten eine Öffnung befindet, welche der Dicke der Bleistifte entspricht, und mittels einer Presse langsam durch dieselbe herausgetrieben. Sie geht fadenförmig daraus hervor, wird getrocknet, zur Erhöhung der Festigkeit gebrannt, endlich in Holz gefaßt, hierauf jeder Stift einzeln gerundet, in die erfoderliche Länge geschnitten und in einer Presse mit dem Fabrikzeichen gestempelt. Von den deutschen Bleistiften stehen die wiener den engl. wenig nach. Die ganze Erfindung stammt aus dem 16. Jahrh. und wahrscheinlich aus Italien, wo vorzüglich viel gezeichnet wurde. Von da kam sie nach Nürnberg, wo lange Zeit alle Bleistifte für Deutschland und die angrenzenden Länder verfertigt wurden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 264-265.
Lizenz:
Faksimiles:
264 | 265
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika