[454] Conchylien werden die kalkartigen Schalen genannt, womit manche Mollusken oder Weichthiere, z.B. Schnecken, bedeckt sind, und die ihnen als Schutz dienen. Diese Schalen sind bald einfach, bald aus mehren Theilen zusammengesetzt, daher die erstern einschalige, und wenn sie auf irgend eine. Weise gewunden sind, Schnecken, die zweischaligen aber und die gemeinen Flußmuscheln und Austern, Muscheln genannt werden; die vielschaligen bekommen keinen besondern Namen. Alle diese Schalen bestehen zwar hauptsächlich aus einer Kalkmasse, welche aber durch ein thierisches Erzeugniß den sogenannten thierischen Leim, ihre Verbindung und Festigkeit erhält. Sie bestehen ferner aus Schichten, indem ein eigner Theil des Thieres, der sogenannte Mantel, die nächste Umhüllung des Thieres unter der Schale, die kalkartige Materie, verbunden mit dem thierischen Leim, ausschwitzt, welche dann an der Luft erhärtet und so nach und nach die Schale bildet, welche durch Ansetzung neuer Lagen in dem Verhältniß wächst, in dem der Mantel des Thieres mit dessen Wachsthum größer wird. Oft stehen diese Schalen in gar keinem Verhältniß mit dem Thiere, und man findet z.B. in ganz großen Austerschalen kleine Bewohner, dagegen es wieder große schneckenähnliche Thiere mit so kleinen Schalengehäusen gibt, daß sie gleichsam wie eine Warze auf ihren Rücken sitzen, und der Nutzen desselben nicht abzusehen ist. Manche Schnecken verschließen überdies ihre Schalenwohnungen noch mit einer Art Thüre, dem sogenannten Deckel, dessen eine Seite bei mehren das Ansehen hat, als hätte man eine Schnecke von oben nach unten zusammengedrückt, sodaß man alle Windungen ebenso gut wahrnimmt, wie man alle Theile an einer zwischen Papier zusammengedrückten und getrockneten Pflanze erkennt. Solche Deckel sind meist mit einem Fuße des Thieres, und zwar der Schalenöffnung selbst gegenüber verwachsen, sodaß das Thier sie willkürlich schließen oder öffnen kann. Die meisten Landschnecken, welche in Schalen wohnen, verschließen diese wol auch mit einem Deckel, aber nur zu der Zeit, wenn sie sich in den Winterschlaf begeben, und ein solcher Deckel steht mit dem Thiere selbst nicht in Verbindung. – Conchyliologie wird die Kenntniß der Conchylien genannt und Conchyliencabinette oder Sammlungen gehörten sonst zu den großen und theuern Liebhabereien, in der neuern Zeit hat man aber sich mehr um die Conchylienbewohner (s. Weichthiere) bemüht als um ihre Schalen, die außer für Sammler und als Perlmutter nur zu einigen Kunstarbeiten, demnächst aber blos als Kalk benutzt und vorher wie Kalksteine gebrannt werden.