[678] Weichthiere (die) oder Mollusken bilden eine der vier Classen des niedern Thierreichs oder der wirbellosen Thiere.
Es gehören dazu Geschöpfe von sehr verschiedener und sonderbarer Bildung, die ohne gegliedertes Skelett und ohne Wirbelkanal sind und einen weichen Körper haben, der mit einer schlaffen, faltigen Haut umgeben ist, welche beständig Schleim absondert. Kein Rückenmark dient ihrem Nervensystem zum Vereinigungspunkte, sondern ihre Nerven liegen in Bündeln im Körper zerstreut und von Sinneswerkzeugen besitzen viele wol nur Fühler, einige haben Augen und andern sind vielleicht auch welche für Gehör, Geruch und Geschmack zuzutrauen. Sie halten sich meist im Meere auf, wenige nur in süßem Gewässer und am Lande; mehre sitzen mit einer breiten Fläche oder mit einem Barte fest und andere bewegen sich zwar frei aber langsam, da ihnen nur unvollkommene Bewegungsmittel verliehen sind. Schlammiges Wasser und kleine Wasserthiere, sowie zarte Pflanzentheile sind die Nahrung derselben, zu deren Ergreifung und Festhaltung nur die Sepien oder Tintenfische wirkliche den Mund umgebende Arme besitzen. Dieser ist nach Beschaffenheit und Lage sehr verschieden, und bei manchen zugleich After. Was die Bewegung des weißen, bläulichen, nur bei einer Gattung rothen Blutes (den Bohrwürmern) anlangt, so geht sie von den Athmungswerkzeugen nach dem Herzen und von da zurück. Sie pflanzen sich durch Eier, manche durch lebendige Junge fort; mehre tragen zum Leuchten des Meeres bei und sind durch farbige Säfte merkwürdig, welche sie bei sich führen, wie die Purpurschnecke (s. Purpur) und die Tintenfische (s.d.). Aus der faltigen Haut (dem sogenannten Mantel) der Weichthiere sondert sich bei vielen ein kalkartiges Gehäuse, eine Schale, aus einem Theile oder aus zweien ab, und damit versehene heißen Schalthiere (vgl. Conchylien), denen sie abgeht, nackte Weichthiere. Eingetheilt werden die Weichthiere in folgende sechs Classen: 1) Kopffüßler, die einen Kopf mit Augen und zahlreichen Füßchen oder Armen, einschalige Gehäuse oder meist nur eine knöcherne Platte auf dem Rücken haben. Hierher gehören das Papierboot (s.d.) und die Tintenfische (s.d.). 2) Flossen- oder Flügelsüßter, mit oder ohne Gehäuse, meist mit Köpfen und mit flügelartigen Bewegungsorganen, die an den Seiten des häutigen Mundes sitzen. 3) Bauchfüßler oder Schnecken; sie sind bis auf wenige Gattungen (Nacktschnecken) mit einem einschaligen Gehäuse versehen; der Kopf ist vorhanden und hat zwei bis sechs Fühler, meist auch zwei Augen. Sie leben theils am Lande, theils im Wasser und ihr Bewegungsorgan besteht in einer fleischigen Scheibe unter dem Bauche, die an beiden Seiten wie ein Saum vorsteht, durch dessen wurmförmige Bewegung sie sich langsam fortschleppen. Die Landschnecken werden auch von ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsorten als Wald-, Garten-, Keller-, Erd-, Acker-, Weg-, Weinbergsschnecken bezeichnet und nähren sich vorzugsweise von Pflanzen, die Seeschnecken auch von todten Thieren. Die fingerlange und dicke schwarze Erdschnecke findet man den Sommer über in feuchten und schattigen Waldungen und Gärten; als ein schädliches Ungeziefer berüchtigt ist die Ackerschnecke, welche nur zolllang wird, kein Gehäuse hat und wo sie überhand nimmt, ganze Saatfelder verheert, sowie in den Gärten unsaglichen Schaden anrichtet. Von den Landschnecken mit Gehäusen ist die große Weinbergsschnecke, welche bald den Umfang eines Hühnereies erlangt, im südl. Deutschland als Leckerbissen begehrt. Man hegt, zieht und mästet sie daher in der Schweiz, in der Gegend von Ulm und andern Orten sorgfältig in Schneckenbergen und Schneckengärten, und versendet sie in ganzen Schiffsladungen auf der Donau nach Wien und andern Städten. Alle diese Arten gehören zur Familie der Deckschnecken. Zur Familie der Spaltschnecken, deren Schalenöffnung ausgeschnitten, in einen Mantelkanal verlängert und nicht immer mit einem Deckel versehen ist, gehören die Porzellanschnecke (s.d.), die hier abgebildete Helmschnecke oder Sturmhaube von weißlicher oder gelblicher [678] Fache mit bunten Flecken und rother, weißer, auch gelber Öffnung, welche gleich der braun und weißen, hier abgebildeten Herztute in den Meeren der heißern Erdgegenden vorkommt. Die Kreis- oder Rundschnecken endlich sind durch rundliche, ungespaltene Schalenöffnungen mit Deckeln ausgezeichnet. 4) Kopflose Weichthiere oder Muscheln mit mannichfaltigen, meist zwei, selten mehrschaligen Gehäusen, kopflosem Leibe und einem fleischigen, wie eine Zunge beweglichen Fuße anstatt der Fühler und Arme. Hierher gehören Austern (s.d.). Perlmuscheln (s. Perlen), die gemeine Malermuschel, die eßbare Herzmuschel der europ. Meere, der ausnehmend schädliche Bohrwurm, dessen langgestreckter Leib von einer mehrgliederigen Schale bedeckt ist. Diese Thiere bohren sich nämlich überall ins Holz, dem sie im Meere beikommen können, und an Dämmen, Uferbauten und Pfahlwerken haben sie schon ungeheuern Schaden gethan, da sie, wie die Abbildung eines von ihnen bewohnten Holzstückes zeigt, sich dicht nebeneinander hineinarbeiten, sodaß am Ende nur die äußere Fläche des Holzes mit ihren zahllosen Löchern übrig bleibt. Sie sollen zuerst durch Schiffe, welche jetzt durch Metallüberzüge gegen sie geschützt werden, aus Ost- oder Westindien nach Europa gekommen sein. 5) Die Armfüßler besitzen gleich den Muscheln zweischalige Gehäuse, sind kopflos, haben aber zwei fleischige, von zahlreichen Fühlern umgebene Arme, welche sie aus ihrer Schale herausstecken und wieder zurückziehen können. 6) Die Borstenfüßler sind kopflos, haben mehrschalige Gehäuse und 20–24 gegliederte fadenähnliche Füßchen, wovon ihr Name herrührt; der Mund liegt in der Mitte des Körpers und sobald diese Thiere dem Ei entschlüpft sind, hängen sie sich an den ersten besten Gegenstand, auch an Walfische und Schildkröten, fest und lassen ihn von selbst nie mehr wieder los. Zu ihnen gehören die Meereicheln, Seetulpen, Entenmuscheln u.a.