Dover

Dover

[587] Dover, eine Stadt mit 20,000 Einw. in der Grafschaft Kent und an der südöstl. Spitze von England an der Meerenge von Calais (s.d.) gelegen, von dem es nur 6 M. entfernt ist.

D. liegt dicht am westl. Fuße der gegen 400 F. hohen steilen Kalkfelsen, welche das feste Schloß Dover tragen, von dem eine Ansicht hier folgt, hat einen künstlich angelegten, [587] in neuerer Zeit wiederholt verbesserten Hafen und ist einer der vorzüglichsten Überfahrtsorte nach Frankreich, wohin außer andern Fahrzeugen auch täglich Dampfschiffe, besonders nach Calais, abgehen, welche dort in 3–4 Stunden ankommen. Die Stadt ist erst seit 1815 zu ihrer jetzigen Bedeutung gelangt, enthält unter Anderm zwei Kirchen, von denen sich die des h. Jakob aus dem 13. Jahrh., die Marienkirche von den Normannen (s.d.) herschreibt, mehre Bethäuser der engl. Dissenters (s. Englische Kirche), ein prachtvolles Militairhospital und berühmte Seebäder. Das Schloß ist viel älter als die Stadt, rührt zum Theil aus den Römerzeiten her und die noch erhaltene alte Kirche soll im 6. Jahrh. durch den Abt Augustin geweiht worden sein, welchen Papst Gregor der Große zur Ausbreitung des Christenthums nach England schickte. Unter der Herrschaft der Sachsen und später der Normänner ward die Veste erweitert und verändert und Letztere erbauten namentlich im 12. Jahrh. die auf der Spitze des Felsens gelegene viereckige Citadelle, welche ein Zeughaus und Magazine enthält und von deren Thurme man bei heiterm Wetter die Umgegend, weit hinaus das Meer und die franz. Küste von Boulogne bis Calais übersehen kann. Nach Ausbruch der franz. Revolutionskriege wurde D. nach der Seeseite durch viele neue Werke und Erweiterung und Verbesserung des Schlosses in trefflichen Vertheidigungsstand gesetzt und es wurden unter Anderm für 3–4000 M. bombenfeste Casamatten in den Felsen gesprengt. Von der Höhe des Schlosses unternahmen am 7. Jan. 1785 der Dr. Jefferies und Blanchard ihre berühmte Lustreise über die Meerenge nach Frankreich. Westl. von D. liegt dem Schlosse gegenüber ein 350 F. hoher, sehr schroffer Kreidefelsen, welchen Shakspeare in seinem Trauerspiele »König Lear« beschreibt und welcher davon Shakspearsfelsen heißt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 587-588.
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