Dover

[150] Dover (spr. dōwer). 1) Seestadt (municipal borough) in der engl. Grafschaft Kent, am Pas de Calais (Strait of D.), Frankreich gegenüber, liegt am Ausgang des von hohen Kreidefelsen eingeschlossenen Tales des[150] Flüßchens Dour und ist bekannt als Haupthafen für den Reisendenverkehr zwischen England und dem Kontinent (täglich dreimal Dampferverbindung mit Calais, zweimal mit Ostende) und als wichtige Festung. Der Hafen ist künstlich gebildet, von gewaltigen Steindämmen umgeben und umfaßt eine Oberfläche von 36 Hektar. Der vollkommen geschützte Außenhafen ist auch während der Ebbe zugänglich. Ein großer Zufluchtshafen ist im Bau, dessen Westseite der über 700 m lange Admiralitätspier, dessen Länge verdoppelt wird, einnimmt; die Ostseite wird der Prinz Wales-Damm einnehmen und östlich davon sich der Kriegshafen anschließen. Gewaltige Festungswerke krönen die umgebenden Höhen, beherrschen die Zugänge zu Stadt und Hafen und bieten Raum für eine Armee von 25,000 Mann. Das alte Schloß von D., 97 m ü. M., enthält einen von den Römern erbauten Turm und eine Kirche aus römisch-britischer Zeit (von Scott restauriert). Ein Hauptturm (Keep), im Innern mit drei Stockwerken, stammt aus der Zeit Heinrichs II. Die Stadt selbst ist ziemlich unansehnlich, aber als Seebad besucht. Eine neuerbaute prächtige Hafenpromenade von 870 m Länge und 30 bis 100 m Breite wurde 1893 eröffnet.

Lageplan von Dover.
Lageplan von Dover.

Eine alte, im 15. Jahrh. für nach Canterbury gehende Pilger erbaute Herberge (Maison-Dieu) dient jetzt als Rathaus. Die Stadt besitzt ein Museum, ein Theater, ein Seemannsheim, 2 Waisenhäuser und ein College. Die Zahl der Einwohner beträgt (1901) 41,794. Zum Hafen gehören (1901) 37 Seeschiffe von 2313 Ton. Gehalt und 26 Fischerboote. 1901 liefen 4268 Schiffe von 1,144,713 T. ein; Wert der Einfuhr betrug 1900: 8,451,400 Pfd. Sterl., der Ausfuhr britischer Produkte 1,734,594, ausländischer u. Kolonialprodukte 925,809 Pfd. Sterl. Eingeführt werden namentlich: Spitzen, Stickereien, Seiden- und Wollenwaren, Uhren, Wein. D. ist Sitz eines deutschen Vizekonsuls. Seit 1903 laufen die Schnelldampfer der Hamburg-Amerika-Linie auf der Fahrt nach New York D. an. – D., im Altertum Portus Dubris, war seit der Normannenzeit der wichtigste der zur Landesverteidigung bestimmten »fünf Häfen« (Cinque Ports) Englands. Das Schloß hat mehrere Belagerungen ausgehalten und wurde zur Zeit Karls I. von den Anhängern des Parlaments überrumpelt. In der Nähe von D. befindet sich der aus »König Lear« bekannte Shakespeare Cliff, ein steiler Felsen. Vgl. Statham, History of the castle, town, and port of D. (Lond. 1899). – 2) Hauptstadt der Grafschaft Strafford im nordamerikan. Staat New Hampshire, am Cocheco, hat Woll-, Baumwoll- und Schuhfabriken und zählt (1900) 13,207 Einw. Es ist die älteste Stadt des Staates, 1623 gegründet. – 3) Hauptstadt des nordamerikan. Staates Delaware, Grafschaft Kent, 8 km von der Delawarebai, mit Kapitol, Obstversand und (1900) 3329 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 150-151.
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