Dubarri

[605] Dubarri (Marie Jeanne Gomard de Vaubernier, Gräfin), die berüchtigte letzte Geliebte König Ludwig XV. von Frankreich, war die Tochter eines untergeordneten Steuerbeamten zu Vaucouleurs. Im J. 1744 geboren, kam sie nach dem Tode ihres unbemittelten Vaters nach Paris, wo ihre Mutter sich als Köchin vermiethete, während sie bei einer Modehändlerin unterkam, nachdem sie aber auch in mehren ähnlichen Verhältnissen nicht gut gethan, in das berüchtigte Haus der Gourdan aufgenommen wurde, wo sie als Mlle. L'Ange Aufsehen machte. Hier erwählte sie der Graf Dubarri zur Maitresse, trat sie nebenbei dem reichen Saint-Foix ab und ließ die reizende Nymphe die Wirthin in einem von ihm errichteten Spielhause machen; von da ging die mit jeder Erfahrung ausgerüstete Buhlerin durch des Königs vertrauten Kammerdiener Lebel 1768 an Ludwig XV. über, dessen abgestumpfte Sinnlichkeit hier neue Nahrung erhielt. Sie trat bald völlig an die Stelle der Pompadour, ihrer Vorgängerin, wurde bei Hofe vorgestellt, nachdem der Bruder des vorgenannten Grafen Dubarri sich mit ihr hatte trauen lassen, und übte nun unbeschränkten Einfluß auf den König aus, dem sie ungeheure Summen kostete. Sie selbst war indessen viel zu vergnügungssüchtig, um sich aus eignem Antriebe in die Geschäfte zu mischen und an den Hofintriguen eifrigen Antheil zu nehmen, sondern wurde mehr von Schmeichlern und angesehenen Höflingen dazu verleitet. Da sie mit den kön. Prinzen und namentlich mit dem Thronfolger immer gespannt war, so erwartete man nach Ludwig XV. Tode ihre Demüthigung. Sie wurde auch wirklich in eine Abtei verwiesen, erhielt aber bald wieder die Freiheit und noch eine bedeutende Pension von Ludwig XVI. dazu. Nach Ausbruch der Revolution hatte sie sich auf einige Zeit nach England begeben, kehrte aber nach Frankreich zurück, wo sie auch ungefährdet blieb, bis ihre Unterstützungen der Emigranten und unvorsichtige Äußerungen 1793 ihre Verhaftung und Verurtheilung zum Tode zur Folge hatten, den sie am 9. Dec. unter lautem Wehklagen und den Henker noch um einen Augenblick Verzug bittend, als die feigste aller weiblichen Personen erlitt, welche damals geopfert wurden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 605.
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