Dunstkreis

[608] Dunstkreis (der) oder die Atmosphäre wird das unsere Erdkugel rings umgebende Luftmeer genannt, weil es gleichsam der Behälter aller von der Erde aufsteigenden Dünste ist. In ihm begiebt sich Alles, was man im Alle gemeinen Lufterscheinung zu nennen pflegt, aus ihm kehren von der Erde aufgestiegene Dünste als Regen, Thau, Schnee, Blitz und Hagel theils befruchtend, theils verheerend wieder zurück. Die Höhe desselben, die gewöhnlich zu 8 M. angenommen wird, kann nicht überall gleich sein und gegen [608] den Äquator hin muß der Dunstkreis schon durch die Schwungkraft und besonders wegen der dort herrschenden größern Wärme, welche die Luft ausdehnt, viel weiter abwärts von der Erde reichen, als in der Nähe der Pole. Da die den Dunstkreis bildende Luft (s.d.) elastisch und schwer ist, so muß sie in ihren untern der Erde nächsten Schichten zusammengepreßter und dichter sein, als in höhern, wie etwa in einem Haufen Daunen die obenauf befindlichen auch lockerer als die von der Schwere der andern gedrückten, untern bleiben. Die Atmosphäre übt aber darum auch von allen Seiten einen Druck auf die Erde selbst aus, welcher einer oberhalb und seitwärts gegen den Luftdruck geschützten Wassersäule von 32 F. Höhe oder einer ebenso verwahrten, 28 Zoll hohen Säule Quecksilber das Gleichgewicht hält. (S. Barome ter.) Man wendet diese Kraft, welche auf den !Zoll etwa mit 125/8 Pf. lastet, in der Naturlehre, Mechanik u.s.w. häufig als Maßstab anderer Kräfte an, und sagt z.B. von einer Presse, sie wirke wie 100 Atmosphären, der Dampf (s.d.) in einer Dampfmaschine habe die Spannung von 3 Atmosphären u.s.w., was also sagen will, der Dampf wirke auf jeden Zoll, als wäre er mit 3mal, die Presse, als wäre sie mit 100mal 125/8 Pf. gleichzeitig belastet. Die Atmosphäre ist, wie jeder Körper, verschiedener Wärmegrade oder einer wechselnden Temperatur fähig, zu deren Erforschung das Thermometer (s.d.), sowie zur Beobachtung der feuchtern oder trocknern Beschaffenheit derselben das Hygrometer dient. Oft nennt man auch die einen Körper umhüllende wirkliche oder eingebildete luftähnliche Flüssigkeit seine Atmosphäre und spricht in dieser Beziehung von Wärme-, Licht-, elektrischen und übelriechenden Atmosphären.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 608-609.
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