[16] Faulthier (das) oder der Ai ist ein Säugethier, dem die Schneidezähne fehlen, das aber oben und unten auf jeder Seite einen Eckzahn, oben vier und unten drei Backenzähne hat.
Es hat eine kurze, stumpfe Schnauze mit einem etwas vorstehenden Kinn und wenig behaartem Gesicht, daher es einigermaßen menschenähnlich aussieht. Der Leib ist sehr plump und mit rauhen, graubraunen Haaren bedeckt; an ihm stehen Vorderbeine, die fast noch einmal so lang als die Hinterbeine sind, und ein kurzer, haariger Schwanz. An jedem Fuße hat das Faulthier drei große, krumm zusammengedrückte Krallen, welche unmittelbar aus dem haarigen Felle vorkommen, mit dem die Finger und die Sohlen überzogen sind. Besonders zeichnet es sich noch dadurch aus, daß es das einzige Thier mit neun Halswirbeln ist. Der Ai lebt in Brasilien und Guiana in den dichtesten Wäldern auf Bäumen, von deren Blättern und Früchten er sich nährt, und ist ungefähr zwei F. lang. Er verläßt einen Baum nicht eher, bis er gar keine Nahrung mehr auf ihm findet. Seine Bewegung ist äußerst langsam und träge und nur im Klettern zeigt das sonst ganz ungeschickte Thier Geschicklichkeit. Von seiner Trägheit hat man sich ehedem viele Fabeln erzählt, z.B. daß er ein volles halbes Jahr brauche, um einen Baum zu besteigen. Dies ist jedoch übertrieben und nur so viel wahr, daß er sich, nur um seiner Nahrung nachzugehen, bewegt, sich fest an die Äste mit seinen Krallen und Armen anklammert oder anhängt, in denen er eine große Muskelkraft besitzt, und auch in dieser Stellung schläft. Den Namen Ai soll das Thier von dem eigenthümlichen Tone haben, den es zuweilen hören läßt. Auf dem Boden bewegt es sich seines ungeschickten Gliederbaues wegen mit merkwürdiger Unbehülflichkeit. Alljährlich pflegt das Weibchen auf den Bäumen ein Junges zur Welt zu bringen, das sich an dem haarigen Rücken der Mutter anklammert, bis es sich selbst ernähren kann. Die Indianer essen das Fleisch des Faulthiers. Der Ai ist in unserer Abbildung dargestellt. Eine andere Art Faulthier ist der Unau, der weniger langsam ist, ebenfalls in Südamerika lebt und an den Vorderfüßen zwei, an den Hinterfüßen drei Zehen hat.