[19] Federharz, Caoutchouk, Kautschuk, elastisches Gummi, Gummi elasticum, nennt man die an der Luft geronnenen Milchsäfte verschiedener Gewächse Amerikas und Ostindiens.
Jedoch ist es vorzüglich ein Baum (Siphonia elastica Rich.) Brasiliens, der das in den Handel kommende Federharz liefert. Dieser Baum hat einen hohen, schlanken Stamm, dessen Rinde am Untertheile borkig, weiter oben glatt ist und entweder freiwillig oder noch reichlicher durch tiefe Einschnitte den an der Luft bald erstarrenden oder gerinnenden Milchsaft ergießt, sodaß dieser oft in blaßgrauen, gänsekieldicken, viele Ellen langen Fäden herabhängt. Das Einsammeln und Zubereiten des Saftes geschieht besonders in den Wäldern von Para und der Insel Marajo. Man macht an mehren Stellen des Stammes, besonders in den Monaten vom Mai bis Aug., tiefe senkrechte Einschnitte und klebt unterhalb derselben kleine Schüsseln von ungebranntem Thon an, die meist in 24 Stunden gefüllt sind. Der so gewonnene Saft wird nun, damit er schneller trockene und nicht faule, über verschiedene aus Thon gebildete Formen gestrichen und diese über den Rauch von langsam verbrennenden rohen Früchten der Oaussoupalme gehängt. Von diesem Räuchern rührt die äußere schwarze Farbe der Gummiflaschen vornehmlich her, denn das Innere, besonders der dicken Stücke, die man jetzt unter dem Namen Gummispeck im Handel führt, ist gelblichweiß. Nach der Räucherung zerklopft man die Formen und schüttelt den Thon aus den Gummiflaschen. Der Baum, aus dem, im franz. Guyana, das Federharz gewonnen wird, heißt bei den Eingeborenen Heve. Dieser und der ostind. Feigenbaum, der gleichfalls Federharz liefert, sind in vorstehender Abbildung dargestellt. Die Anwendung des Federharzes, welchen Namen das Kautschuk von seiner großen Federkraft (Elasticität) erhalten hat, ist jetzt sehr häufig und verschiedenartig, besonders seitdem es den Chemikern gelungen ist, dasselbe in ätherischen Ölen aufzulösen und später wieder mit Beibehaltung seiner Elasticität zu trocknen. Die gelungensten Versuche und vorzüglichsten Verfahrungsarten hat Lüdersdorf gemacht und erfunden und dieselben in einer Schrift gelehrt: »Das Auflösen und Wiederherstellen des Federharzes, zur Darstellung lust- und wasserdichter Gegenstände u.s.w.« (Berl. 1832). Man bereitet Ballons, Platten, Röhren, Zeuche, Firnisse und Öle daraus, mittels welcher man vielerlei äußerst nutzbare Gegenstände herstellen kann. Auch ist es gelungen, dem Federhärze verschiedene Färbungen zu geben. In England wird seit einiger Zeit auch flüssiges Federharz eingeführt, wodurch die Anwendung desselben sehr erleichtert ist, indem dasselbe die Eigenschaft hat, sich mit dem Wasser vollkommen zu vermengen, ohne dabei eine andere Veränderung, als Verdünnung, zu erleiden.