[18] Fechten ist die Kunst, mit Hieb- und Stoßwaffen im Kampfe seinen Gegner anzugreifen und sich gegen denselben zu vertheidigen; die Waffen, deren man sich daher gewöhnlich beim Fechten bedient, sind Säbel, Degen, Hieber, auch Lanze und Bayonnetflinte.
Nach der Waffe, deren man sich bedient, richtet sich natürlich auch die Art des Angriffs und der Vertheidigung, und namentlich zerfällt hiernach das Fechten in Schlagen und Stoßen. Früher pflegten die Kämpfenden am linken Arme einen Schild zu führen, mit dem sie die Hiebe und Stöße des Gegners auffingen, die Schilder sind aber gegenwärtig als überflüssig abgekommen, da man gefunden hat, daß die Angriffswaffe selbst von dem Fechter zur Deckung hinreichend benutzt werden kann. Dadurch ist aber das Fechten eine weit schwierigere Kunst als früher geworden. Es erfodert nicht nur Stärke, sondern auch große Gewandtheit und wird daher nicht mit Unrecht als eine der edelsten gymnastischen Übungen (s. Gymnastik) betrieben. Hierin liegt auch der Grund, aus dem noch jetzt auf den Akademien Fechtmeister und Fechtsäle gehalten wer den, um den Studirenden Gelegenheit zu geben, in der Fechtkunst sich zu unterrichten, obschon nicht geleugnet werden kann, daß hierdurch den verbotenen Zweikämpfen, bei denen die Fechtkunst eine ernstliche Anwendung findet, einiger Vorschub geleistet wird. Die Erlernung und Uebung des Fechtens geschieht mit stumpfen Waffen, die etwas große Glocken, Körbe oder Stichblätter unterhalb der Klinge über dem Handgriffe haben und welche Rapiere genannt werden. Weniger ausgebildet als die Kunst des Fechtens auf Säbel und Degen ist das Fechten mit der Lanze und dem Bayonnet. Dasselbe wird nur in einigen Armeen, namentlich in der sächs., kunstgerecht geübt. – Die Römer fanden ein großes Vergnügen an der Fechtkunst, daher traten bei den öffentlichen Kampfspielen Fechter, Gladiatoren genannt, im Kampfe auf Leben und Tod auf. Anfänglich traten nur verurtheilte Verbrecher, Sklaven oder Gefangene als Gladiatoren auf, später aber auch freigeborene Männer, die zum Theil ein Gewerbe daraus machten. Sie wurden in Schulen unterrichtet, deren Vorsteher sie dann zu den Festspielen vermietheten. Wurde ein Fechter vom andern niedergeworfen, so konnte er durch ein Zeichen die Entscheidung des Volkes über sein Schicksal anrufen, während das Schwert des Gegners auf seine Brust gezückt war. Das Volk entschied ebenfalls durch ein Zeichen zum Leben oder zum Tode. Ost ertrugen diese Gladiatoren mit bewunderungswürdigem Muthe den Tod, indem sie die Fürsprache des Volks verschmähten. – Schon früh hat sich die Bildhauerkunst mit Darstellung von Fechterstellungen beschäftigt. Eine der schönsten Statuen des Alterthums stellt einen Fechter vor, an dessen linken Arm man sich das Schild und in dessen rechte Hand man sich die vorgestreckte Waffe [18] hinzudenken muß, um ein vollendetes Bild eines alten Fechters zu haben. Diese Statue ist bekannt unter dem Namen des Borghese'schen Fechters, weil sie in der Villa Borghese bei Rom aufgestellt war. Gegenwärtig ist sie in Paris.