Hosen

[416] Hosen, Beinkleider, (franz.) Pantalons, sind ein jetzt bei den gebildeten Völkern allgemein gebräuchliches Kleidungsstück, welches jedoch die alten Völker nicht kannten. Griechen und Römer trugen keine Hosen. und nur erst in den spätern Zeiten kamen dieselben wahrscheinlich aus Gallien nach Rom. Daß in Gallien die Beinkleider schon Sitte waren, als die Römer in das Land kamen, sieht man daraus, daß ein Theil Galliens von ihnen Gallia braccata, d.h. das behoste Gallien, genannt wurde. Die ursprüngliche Gestalt der Hosen war gewiß die enge und lange, sodaß die Hosen zugleich die Stelle der Strümpfe vertraten. Erst später sonderten sich die letztern als besonderes Kleidungsstück ab und man trug Beinkleider, welche nur bis zum Knie reichten. Die Moden haben häufig gewechselt. Im Mittelalter waren eine Zeit lang ungeheuer weite, sogenannte Pluderhosen, Mode, welche zuweilen mehre hundert Ellen Zeuch erfoderten und nicht selten noch mit Betten, Kleie u. dgl. ausgestopft wurden. So arg wurde der Unfug mit diesen Hosen getrieben, daß sich Geistliche, Gesetzgeber und Schriftsteller gegen denselben zu eisern veranlaßt fühlten. Osiander schrieb gegen sie im »Hoffahrtsteufel«, Musculus im »Hosenteufel« und Joachim II., Kurfürst von Brandenburg, erließ ein Verbot derselben. Erst seit Ludwig XLV., König von Frankreich, ist die noch jetzt gebräuchliche Hosentracht aufgekommen, aber die langen halbweiten Beinkleider gelten noch jetzt nicht überall als die anständigste Tracht, sondern um in vornehmen Gesellschaften, namentlich bei Hofe und bei festlichen Gelegenheiten erscheinen zu dürfen, sind enge und nur bis über die Knie reichende Beinkleider erfoderlich. Ehemals befestigte man die Beinkleider nur durch den Gurt über den Hüften, jetzt aber trägt man sie gewöhnlich weiter herauf, über den Hüften nicht eng anschließend und bedient sich zur Befestigung derselben über die Schultern gehender Tragbänder, Hosenträger genannt. Auch bei den Frauen wird die anständige und der Gesundheit förderliche Sitte, Beinkleider zu tragen, immer allgemeiner.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 416.
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