[443] Individuum ist ein in sich als Ganzes bestimmter und als solches sich darstellender einzelner Gegenstand, der insofern untheilbar ist, als jede Theilung ihn als Das, was er ist, aufheben würde. Auf diese Weise ist jeder Gegenstand der organischen Welt ein Individuum, denn man kann ihn nicht zertheilen, ohne ihn zu zerstören. Das, was ihn zum Individuum macht, ist seine Individualität und er selbst ist als Individuum individuell. Aber auch in der unorganischen Welt tritt Individualität auf, indem jeglicher unorganische Stoff seine ihm eigenthümliche, sein Wesen bezeichnende Krystallform (s. Krystall) hat. Jeder einzelne Mensch ist nicht nur leibliches, sondern auch geistiges Individuum, indem er in seinem Selbstgefühl und Selbstbewußtsein nach allen seinen Erkenntnissen, Gefühlen, Neigungen u.s.w. als Ganzes, als Individuum, sich zusammenfaßt. Da zur Individualität des Einzelnen alles Dasjenige gehört, was ihn als dieses bestimmte Individuum von allen übrigen unterscheidet, so hat man auch vorzugsweise das dem bestimmten Einzelnen Eigenthümliche die Individualität desselben genannt. Dem Individuellen ist in dieser Beziehung das Allgemeine entgegengesetzt, Dasjenige nämlich, was der Einzelne mit andern Einzelnen gemein hat; mit Unrecht hat man jedoch der Individualität die Idealität entgegengestellt. (Vgl. Idee.) Dieses beweist schon das Verfahren der Künste, denn jeder Künstler schafft nur dann ein Kunstwerk, wenn er ein Ideal als Individuum darstellt, oder wenn er das Individuum als Ideal erscheinen läßt.