Judenkirschen

[515] Judenkirschen, Blasenkirschen, Boberellen oder Schlutten werden die von einem großen, aufgeblasenen, zinnoberrothen Kelche eingeschlossenen glänzend scharlachrothen Beeren einer auf sonnigen Hügeln, in Weinbergen und Gebüschen im mittlern und südl. Europa wachsenden mehrjährigen Pflanze genannt. Diese Pflanze hat das Eigenthümliche, daß der während der Blütezeit grüne Kelch nach derselben noch fortwächst, sich allmälig licht zinnoberroth färbt und bei der Reise, wo er eine große, nur an der Spitze geöffnete Blase bildet, auf seiner Innenseite mit kleinen Drüsen besetzt ist, die einen sehr bittern Saft absondern. Die von diesem Kelche eingeschlossene Beere hat einen nicht unangenehmen säuerlich-süßen Geschmack; sie muß aber sehr vorsichtig von dem Kelche befreit werden, sodaß dieser sie nicht berührt, weil sie sonst bitter und unangenehm schmeckt. Früher galten die Beeren für ein gutes Mittel, Harn, Gries und Steine aus der Blase abzuführen, werden aber jetzt nicht mehr angewendet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 515.
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