Karl IX.

[556] Karl IX., König von Frankreich 1560–74, der zweite Sohn Heinrich II. und der Katharina von Medici (s.d.), geb. 1550, folgte seinem Bruder Franz II. zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter. Durch Katharina's eigennützige Politik entbrannten bald die blutigen Hugenottenkriege, welche mit der pariser Bluthochzeit (s.d.), so grausam dieselbe auch war, nicht beendet waren. Auch nachdem K. 1563 für mündig erklärt worden war, herrschte Katharina durch das geistige Übergewicht, welches sie über ihn zu behaupten wußte. Besonders mochte K. dadurch gegen die Hugenotten empört worden sein, daß dieselben 1563 den Plan hegten, sich seiner Person zu bemächtigen, dessen Ausführung der König nur durch eilige Flucht entkam. Dennoch neigte sich K. später dem Oberhaupte der Hugenotten, dem Admiral Coligny, mit solchem Vertrauen zu, daß Katharina ihren Einfluß schwanken sah. Sie wußte das Gemüth ihres Sohnes jedoch so einzuschüchtern, daß er die Bewilligung zu der Bluthochzeit gab. Er selbst soll von dem Balcon des Palastes aus auf die fliehenden Calvinisten geschossen haben. Dennoch klagte K. selbst nach der That die Guisen in öffentlichen Briefen wegen der verübten Grausamkeiten an, aber schon in acht Tagen hatte ihn seine Mutter wieder so umgestimmt, daß er selbst erklärte, die Hinrichtung der Hugenotten befohlen zu haben. Gewissensangst soll den König bis an seinen Tod, 1574, verfolgt und geängstigt haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 556.
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