Kohlbaum

Kohlbaum

[629] Kohlbaum (der) ist ein höchst merkwürdiger, auf den westindischen Inseln, namentlich auf Barbados wachsender Baum, welcher mit seinem schlanken, nur 6–7 Zoll im Durchmesser haltenden Stamm eine Höhe von fast 140 F. erreicht.

Die Rinde des Stammes ist beinahe wie die Rinde der Esche gefärbt und ungefähr in Abständen von 5 F. sieht man die Spuren abgefallener Zweige. In einer Entfernung von 30 F. von der Spitze nimmt aber der Stamm eine seegrüne Farbe an und verändert zugleich seine innere Beschaffenheit. Während nämlich der untere Theil des Stammes unter der Rinde ein hartes dunkles Holz hat [629] und unter diesem ein mit Holzfasern durchwachsenes Mark, enthält der obere Theil verschiedene Lagen einer zähen Rinde. Aus diesen Rinden wachsen dann die einzelnen Zweige, welche fächerförmig herabhängen und mit großen gegen 3 F. langen, 11/2 F. breiten, spitz zulaufenden Blättern besetzt sind. Sobald sich oben ein neuer Zweig bildet, fällt unten einer ab, indem sich zugleich die Rinde löst, aus welcher er herausgewachsen war. Die äußersten drei oder vier Rinden sind nach außen grün, nach inwendig weiß, und die zarten innern Rinden sind schneeweiß und geben den sogenannten Kohl, welcher viel Öl enthält, mandelartig schmeckt und sowol roh, als auf verschiedene Weise zubereitet genossen wird. Da der Baum eingeht, sobald der Kohl herausgeschnitten worden, so pflegt man diesen nur bei festlichen Gelegenheiten zu genießen. Da, wo die beiden verschiedenen Theile des Stammes aneinander grenzen, bricht die Blüte hervor. Dieselbe gleicht einer Hülfe und wird gegen 20 Zoll lang. Sie enthält gelbe Samenkörner, die man wie Früchte einmacht. Zu diesem Zwecke muß man sie aber noch jung abschneiden, denn später springt sie auf und es fallen mehre den Beeren des Kaffeebaums ähnliche Nüsse heraus. Aus den innern Fasern der Blätter, welche man wie Hanf spinnt, werden Stricke und Netze verfertigt und der untere Stamm gibt ein brauchbares Holz.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 629-630.
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