Krake

[657] Krake (der), auch Seewurm, Seepolyp genannt, ist ein fabelhaftes Ungeheuer, welches nach der Erzählung der Seeleute auf dem Grunde des Meeres hausen und alljährlich nur einmal an die Oberfläche kommen soll, um Nahrung einzunehmen. Dann hat es die Größe und Gestalt einer schwimmenden Insel; sein Rücken ist mit Erdreich, mit Bergen und Thälern bedeckt und sogar mit Gewächsen; Schiffe können an ihm anlegen u.s.w. Obgleich es mit seinen thurmähnlichen Fühlhörnern Schiffe in den Abgrund des Meeres zu schleudern vermag, so ist es doch ziemlich friedfertig und frißt nur Fische in ungeheurer Menge. Gefährlich wird der Krake, wenn er wieder untertaucht, denn dann entsteht ein solcher Wirbel im Meere, daß die in der Nähe befindlichen Schiffe mit heruntergezogen werden. Das Merkwürdigste ist, daß Schiffer den Kraken wirklich gesehen haben wollen und ihre Aussage sogar eidlich erhärtet haben. Wahrscheinlich haben Luftspiegelungen (s.d.), welche eben so schnell entstehen als verschwinden und aufs täuschendste Inseln mit Bergen und Thälern darstellen, bewegliche Erhebungen und dergl. Veranlassung zu der Fabel gegeben. Andere haben die Erscheinung für große, durch die Phantasie der Schiffer übertriebene Walfische erklären wollen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 657.
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