[484] Phantăsie und Einbildungskraft werden zwar häufig gleichbedeutend gebraucht, doch versteht man jetzt unter Phantasie mehr jene schöpferische, auch Dichtungsvermögen genannte Einbildungskraft (s.d.). – Phantasiren heißt überhaupt sich lebhaften, namentlich der Wirklichkeit nicht entsprechenden, Einbildungen hingeben; sodann in Krankheiten so viel wie irre reden und in der Musik einen musikalischen Vortrag, namentlich auf dem Pianoforte oder der Orgel aus dem Stegreife erfinden und ausführen oder improvisiren. Wer seinen Einbildungen und Träumereien wie wirklichen Dingen nachhängt und die letztern mehr nach jenen als nach den Foderungen des Verstandes behandelt, wird ein Phantast und sein Benehmen phantastisch genannt, worunter man im Allgemeinen auch Alles begreift, was einer eingebildeten oder Phantasiewelt mehr als der Wirklichkeit entspricht. – Phantasmen werden Vorstellungen oder Bilder genannt. welche bei einer aufgeregten Phantasie sich im wachenden Zustande zuweilen so lebhaft innerlich (in der Seele) gestalten, daß man dieselben in der Außenwelt zu erblicken glaubt. Manche krankhafte Zustände begünstigen diese Wirkung der Phantasie in solchem Grade, daß die betroffenen Personen dergleichen Einbildungen oft anfangen für Wahrheit zu halten und Erscheinungen Abwesender, Gestorbener, überirdischer Wesen u. dergl. m. zu haben meinen – Phantasmagorie wird die besonders in frühen Zeiten oft zu betrügerischen Zwecken misbrauchte Kunst genannt, durch optische Mittel, namentlich durch Hohlspiegel und die sogenannte Zauberlaterne (s.d.), unterstützt von allerhand die Täuschung begünstigenden Kunstgriffen, Scheinbilder aller Art hervorzubringen, die häufig für Geistererscheinungen und Schatten Verstorbener ausgegeben worden sind. – Phantom ist gleichbedeutend mit Trugbild.