Lehm

[716] Lehm (der) ist ein mit Quarzsand und Eisenocker, auch wol mit kohlensaurem Kalk gemengter Thon, welcher aus Zersetzung verschiedener Gesteine entstanden ist. Man bedient sich desselben in der Baukunst, besonders zur Ziegelbrennerei, zur Herstellung ungebrannter Lehmziegel oder sogenannter Lehmpatzen, zu Lehmschindeln, Decken, Böden und Tennen, statt des Mörtels als Bindemittel, zur Aufführung von Mauern u.s.w. Zu dieser mannichfaltigen Benutzung empfiehlt er sich durch den Umstand, daß er in der Luft, mehr aber noch wenn er einer starken Hitze ausgesetzt wird, zu einer steinartigen Masse verhärtet. Die Aufführung der Gebäude aus Lehm, welche indeß stets nur eine geringe Festigkeit besitzen, empfiehlt sich besonders durch die Wohlfeilheit des Materials, die Feuerfestigkeit und Wärme der Lehmwände. Man führt die Lehmwände theils aus freier Hand aus, die sogenannten Wellerwände, theils zwischen Bretern, welches beim Pisé oder Stampfbau geschieht. Zu den Wellerwänden wird der Lehm in Wasser zu einem dicken Brei geknetet, dann mit Stroh zusammengearbeitet und aus dieser Masse werden endlich die Mauern geformt. Beim Stampfbau wird der Lehm zwischen Bretern, welche gleichsam als Form dienen, eingestampft. Die Lehmschindeln werden im Allgemeinen so verfertigt, daß man eine Schicht Stroh befeuchtet, ausbreitet, mit dem Ährenende [716] über einen Stock umschlägt und auf einer oder beiden Seiten mit Lehm belegt. Mit Hülfe der Stöcke werden diese Lehmschindeln auf dem zum Decken bestimmten Dache so befestigt, daß sie einander gegenseitig zum Theil decken und die Fugen müssen mit Lehm wohl verstrichen werden. Die Lehmschindeldächer sind feuersicherer als die Strohdächer und doch beiweitem wohlfeiler als die Ziegeldächer.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 716-717.
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